Diese Anlage dokumentiert die Überprüfung der Indikatoren sowie die Definition der Beurteilungsmethodik und Bewertungsskala pro Indikator gemäss Kap. 3.2.2. Dies umfasst eine Rekapitulation der SGT-Vorgaben für die Kriterien zur Sicherheit und technischen Machbarkeit, einschliesslich der zu beurteilenden Aspekte SGT gemäss Anhang I in BFE (2008). Es wird pro Kriterium aufgezeigt, wie die Aspekte im Kontext der Etappe 3 beurteilt und durch welche Indikatoren sie erfasst werden (siehe auch Anhang B für Unterschiede zur Etappe 2 und Anhang D für eine Übersicht über die Berücksichtigung der zu beurteilenden Aspekte). Für jeden dieser Indikatoren wird die Relevanz für die Langzeitsicherheit diskutiert, die Beurteilungsmethodik definiert und die Bewertungsskala begründet.
Die so erarbeiteten Bewertungsskalen für die qualitative Bewertung in SGT-Etappe 3 sind in Tab. A‑13 zusammengestellt.
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Räumliche Ausdehnung» sind in Fig. A‑1 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die Tiefenlage und die regionalen geologisch-tektonischen Verhältnisse, insbesondere die regionalen tektonischen Elemente, wurden bei der Definition der Bewertungsobjekte berücksichtigt (Kap 3.1 in Nagra 2024d). Entsprechend werden für die Beurteilung des räumlichen Eignungspotenzials die Aspekte laterale Ausdehnung und Mächtigkeit des EG mittels der Indikatoren «Mächtigkeit EG» (Kap. A.1.2) und «Platzangebot untertag» (Kap. A.1.1) bewertet.
Die Flexibilität bei der Anordnung der untertägigen Lagerteile in Abhängigkeit des Platzbedarfs (Kap 3.1 in Nagra 2024d) wird mit dem Indikator «Seismisch kartierte Störungen an Wirtgesteinsgrenzen» (Kap. A.1.3) bewertet. Störungen in den kompetenten Formationen ober- und unterhalb des EG werden bei der Bewertung des Kriteriums 2.1 hinsichtlich Neotektonik (allfällige Reaktivierung) betrachtet.
Kap. A.1.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.1 «Räumliche Ausdehnung» in SGT-Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren.
Fig. A‑1:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 1.1 «Räumliche Ausdehnung»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Das Platzangebot untertag bestimmt mit weiteren Faktoren (z. B. Platzbedarf, Mächtigkeit EG etc.) die Möglichkeiten zur Anordnung der Lagerfelder, unter Berücksichtigung der minimal erforderlichen Länge der Freisetzungspfade für Radionuklide innerhalb des EG. Das Platzangebot untertag ist deshalb von grosser Relevanz für die Flexibilität bei der Lagerfeldplatzierung, für Platzreserven oder ggf. für die Lageroptimierung.
Definition der Beurteilungsmethodik
Für die Beurteilung des Platzangebots untertag wird die laterale Ausdehnung des EG und der Platzreserven, wie sie zum Zweck des Standortvergleichs in Etappe 3 definiert wurden, in Bezug zum Platzbedarf gemäss aktueller Auslegung gesetzt (siehe Kap 3.4 für beide Grundlagen). Als Kennzahl wird die laterale Ausdehnung der EG und der Platzreserven (Fläche in km2) verwendet.
Definition Bewertungsskalen
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird für HAA und SMA erreicht, falls das Platzangebot den angestrebten Richtwert für die laterale Ausdehnung des EG und der Platzreserven von ca. 6 km2 für das HAA-Lager resp. ca. 3.6 km2 für das SMA-Lager erreicht. Als günstig wird ein Platzangebot zwischen 3 – 6 km2 für HAA und 1.8 – 3.6 km2 für SMA eingestuft. Dies entspricht dem 1.5 bis 3-fachen des Platzbedarfs gemäss beispielhafter Lagerauslegung des RBG und bietet ausreichend Platzreserven für die Platzierung der Lagerfelder sowie für eine spätere Optimierung.
Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Mächtigkeit des EG bestimmt die vertikale Länge der Freisetzungspfade für Radionuklide. Zusammen mit den Rückhalte- und Transporteigenschaften der technischen und geologischen Barrieren hat die Länge der Freisetzungspfade einen massgeblichen Einfluss auf die Radionuklid-Freisetzungsraten aus dem EG.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung ist der ganze Schichtstapel des EG. Verglichen werden die EG-Mächtigkeiten aus dem geologischen 3D-Modell, welches auf der Interpretation der 3D-Seismik und Kalibration an den Tiefbohrungen basiert. Als Kennzahl wird die über die laterale Ausdehnung des EG und der Platzreserven gemittelte vertikale Mächtigkeit des EG (in m) betrachtet.
Definition Bewertungsskala
Mächtigkeiten von 100 – 150 m werden als günstig bewertet. Die Anforderungen an die Länge der vertikalen Transportpfade im intakten Gestein sind durch den Opalinuston sowohl für HAA als auch für SMA in allen Standortgebieten mehr als erfüllt, d. h., das Schutzkriterium von 0.1 mSv/a wird deutlich unterschritten (Kap 4.1 in Nagra 2024i). Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann vergeben, wenn die Mächtigkeit des EG 150 m übersteigt.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie entspricht derjenigen aus SGT-Etappe 1, wurde aber gegenüber derjenigen aus Etappe 2 geringfügig angepasst. In Etappe 2 wurde eine Situation als sehr günstig eingestuft, wenn die Mächtigkeit des Opalinustons mehr als 100 m betrug, kombiniert mit einer Mächtigkeit der oberen Rahmengesteine von mehr als 50 m und der unteren Rahmengesteine von mehr als 25 m (Fussnote 73 in Kap. 3.3 in Nagra 2014b). Damit wurde der Erhaltung des Transportpfadlänge nach oben im Hinblick auf die langfristigen Auswirkungen der Erosion (Abnahme der Restüberdeckung) eine hohe Bedeutung eingeräumt. Dieser Effekt wird in Etappe 3 in Kr 2.2 betrachtet.
Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Zur Gewährleistung der bestmöglichen Barrierewirkung des Opalinustons werden für die Anordnung der Lagerfelder innerhalb der potenziellen Lagerzonen Bereiche ohne seismisch kartierte Störungen an der Ober- und Untergrenze des Wirtgesteins (Wirtgesteinsgrenzen) bevorzugt. Der Indikator «Seismisch kartierte Störungen an Wirtgesteinsgrenzen» dient somit der Bewertung der Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die seismisch kartierten Störungen an den Wirtgesteinsgrenzen im Bereich des EG und der Platzreserven werden mittels eines Boxcounting (Kästchenzählung) quantitativ erfasst. Dazu wird die Fläche des EG und der Platzreserven gerastert (Boxgrösse 100 m × 100 m). Boxen, welche solche Störungen enthalten, werden identifiziert, deren Flächen aufsummiert und durch die Gesamtfläche des EG und der Platzreserven geteilt. Dabei wird ein Abstand sowohl von 100 m als auch von 200 m zu den nächsten seismisch kartierten Störungen berücksichtigt. Transportmodellierungen bestätigen, dass bei entsprechenden lateralen Transportpfadlängen im Opalinuston die Radionuklidfreisetzung vernachlässigbar ist (Kap. 4.2 in Nagra 2024i). Der daraus berechnete, ungestörte Flächenanteil (in % der Gesamtfläche des EG und der Platzreserven) dient als Kennzahl F für die qualitative Beurteilung der Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder.
Definition Bewertungsskalen
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn 75 % < F ≤ 100 %. Damit weist der überwiegende Teil (mindestens 75 % der Fläche) des EG keine seismisch kartierten Störungen an den Wirtgesteinsgrenzen auf. Für die nächst tiefere Bewertungsstufe beträgt der tektonisch ungestörte Flächenanteil des EG 50 % < F ≤ 75 % (mehrheitlich ungestört = günstig).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Kr 1.1 nicht benötigt.
Tab. A‑1 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.1 «Räumliche Ausdehnung» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren, Kennzahlen sowie Bewertungsskalen.
Tab. A‑1:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 1.1 «Räumliche Ausdehnung»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
1.1 Räumliche Ausdehnung |
||||
Laterale Ausdehnung EG |
Platzangebot untertag |
Fläche des EG und der Platzreserven (in km2) |
sehr günstig: >6 km2 günstig: 3 – 6 km2 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
sehr günstig: >3.6 km2 günstig: 1.8 – 3.6 km2 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Vertikale Ausdehnung EG |
Mächtigkeit EG |
Mächtigkeit EG über den Bereich des EG und der Platzreserven gemittelt (in m) |
sehr günstig: >150 m günstig: 100 – 150 m bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Flexibilität bei Anordnung Lagerfelder |
Seismisch kartierte Störungen an Wirtgesteinsgrenzen |
Ungestörter Flächenanteil der Wirtgesteinsgrenzen im Bereich des EG und der Platzreserven (in %) |
sehr günstig: 75 – 100 % günstig: 50 – 75 % bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Hydraulische Barrierewirkung» sind in Fig. A‑2 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die Beurteilung der hydraulischen Barrierewirkung des EG wird unter anderem durch die hydraulische Durchlässigkeit und den hydraulischen Gradienten beeinflusst; diese Aspekte werden mit dem Indikator «Darcy-Fluss im EG» erfasst (Kap. A.2.1).
Für die Beurteilung der Wirkung des EG als Transportbarriere für Radionuklide sind zudem auch die vorherrschenden Transportprozesse (Diffusion, Advektion) und die Transporteigenschaften (insb. Sorptionseigenschaften, Diffusionskoeffizienten, Porenzugänglichkeit etc.) relevant. Ein diffusionsdominierter Stofftransport hat einen massgeblichen Einfluss auf den Radionuklidtransport im EG. Der Stoffaustrag aus dem EG wird mit dem Indikator «Tracer-Fluss im EG» (Kap. A.2.2) abgeschätzt.
Die regionale hydrogeologische Situation wird anhand von indirekten Aspekten beurteilt, u. a. die generelle hydrochemische Gliederung, der Grundwasserstockwerkbau, Isotopensignaturen und Verweilzeiten von Grundwässern. Diese Aspekte werden mit dem Indikator «Unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation» (Kap. A.2.3) erfasst.
Kap. A.2.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.2 «Hydraulische Barrierewirkung» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren.
Fig. A‑2:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 1.2 «Hydraulische Barrierewirkung»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Der Radionuklidtransport aus dem geologischen Tiefenlager ist unter anderem von der hydraulischen Durchlässigkeit und dem hydraulischen Gradienten abhängig, welche das Fliessverhalten bestimmen. Dieses hat einen massgeblichen Einfluss auf die zeitliche Entwicklung der technischen Barrieren und auf die Barrierewirkung der technischen und natürlichen Barrieren.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Darcy-Fluss im EG» ist der EG. Der Darcy-Fluss beschreibt die in einer Zeiteinheit durch einen bestimmten Transportquerschnitt fliessende Wassermenge (spezifischer Wasserfluss). Die Beurteilung des Indikators «Darcy-Fluss im EG» erfolgt auf der Grundlage von Messwerten für die hydraulische Durchlässigkeit senkrecht zur Schichtung innerhalb des EG (in-situ-Packer-Tests in Tiefbohrungen und Labortests an Kernproben) sowie auf abgeschätzten Werten für den hydraulischen Gradienten senkrecht zur Schichtung (abgeleitet insb. aus in-situ-Packer-Tests in Tiefbohrungen und hydraulischen Langzeit-Überwachungssystemen in Tiefbohrungen (Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024g). Als Kennzahl für die qualitative Bewertung des Indikators wird das harmonische Mittel des vertikalen Darcy-Flusses, vD, über den gesamten Schichtstapel des EG verwendet (in Analogie zu einem «resistor network» mit seriell geschalteten Widerständen). Den Berechnungen wird der abgeschätzte Maximalwert für den hydraulischen Gradienten von ca. 0.5 – 1 m/m je nach Standortgebiet zugrunde gelegt (Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024g).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn der Darcy-Fluss vD ≤ 10-12 m/s. Dies entspricht beispielsweise einer hydraulischen Durchlässigkeit von 10-12 m/s und einem hydraulischen Gradienten von 1 m/m. In diesem Durchlässigkeitsbereich erfolgt der Radionuklidtransport diffusionsdominiert und die berechneten Dosen liegen um mehrere Grössenordnungen unterhalb des Schutzkriteriums von 0.1 mSv/a (Kap. A.5.2 in Nagra 2008).
Für vD ≤ 10-11 m/s ergibt sich die Wertung günstig. Auch für diesen Darcy-Fluss liegen die maximalen Dosen immer noch deutlich unterhalb des Schutzkriteriums (Kap. A.5.2 in Nagra 2008).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie ist im Wesentlichen vergleichbar mit derjenigen aus SGT-Etappe 2 (dort anhand der vertikalen hydraulischen Durchlässigkeit formuliert). Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Der Indikator «Tracer-Fluss im EG» dient der Abschätzung des Stoffaustrags aus dem geologischen Tiefenlager und damit der qualitativen Beurteilung der EG als Transportbarriere für Radionuklide. Aufgrund der äusserst geringen Darcy-Flüsse erfolgt der Stofftransport im EG diffusionsdominiert (vgl. Kap. A.2.1), was sich günstig auf die Barrierewirkung der technischen und natürlichen Barrieren auswirkt.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Tracer-Fluss im EG» ist der EG. Die Beurteilung des Indikators erfolgt auf der Grundlage von Messwerten von effektiven Diffusionskoeffizienten senkrecht zur Schichtung innerhalb des EG (Diffusionsexperimente an Kernproben, siehe Kap. 3 und elektronische Look-up Tabellen in Glaus et al. 2024). Als Kennzahl für die qualitative Bewertung des Indikators wird das harmonische Mittel der vertikalen, effektiven Diffusionskoeffizienten, Dv, über den Schichtstapel von der Lagerebene bis zur Obergrenze des EG bzw. von der Lagerebene bis zur Untergrenze des EG verwendet (in Analogie zu einem «resistor network» mit seriell geschalteten Widerständen). Die Kennzahl wird für zwei dosisrelevante Tracer ermittelt (d. h. für das dosisdominierende Radionuklid 129I im HAA-Lager und für 14C im SMA-Lager).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala basiert auf der Kennzahl De (harmonisches Mittel der effektiven Diffusionskoeffizienten). Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn De ≤ 10‑11m2/s. Dosisberechnungen für HAA für das Referenz-Szenarium zeigen, dass dosisrelevante Radionuklide mit effektiven Dosiskoeffizienten in diesem Bereich (insb. das dosisdominierende Radionuklid 129I) eine maximale Dosis aufweisen, welche das Schutzkriterium von 0.1 mSv/a um mehrere Grössenordnungen unterschreiten (Kap. 6.1 in Nagra 2024k). Für De ≤ 10-10 m2/s ergibt sich die Wertung günstig.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die hydraulische Barrierewirkung kann neben den Daten aus den in-situ-Hydrotests auch basierend auf den Untersuchungen von Grund- und Porenwässern beurteilt werden. Diese «unabhängigen Evidenzen der Langzeitisolation» tragen zur ergänzenden Beurteilung der regionalen hydrogeologischen Situation bei.
Definition der Beurteilungsmethodik
Für die Beurteilung der hydrogeologischen Situation werden einerseits die Porenwässer im EG betrachtet, und andererseits die Grundwässer in den Aquiferen ober- und unterhalb des EG. Damit werden alle Aspekte berücksichtigt, welche die Porenwasserchemie im EG und deren Ankopplung an die Grundwässer bestimmen.
Die Beurteilung des Indikators «unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation» erfolgt auf der Grundlage von Isotopensignaturen wässriger Lösungen (Porenwasser, freies Wasser) aus den Tiefbohrungen. Diese geben Einblicke in die hydrogeologische Situation in den Standortgebieten, insbesondere in die hydrogeochemische Einteilung und in den Grundwasserstockwerkbau, sowie zu den Verweilzeiten gelöster Stoffe in den Aquiferen, welche das Alter der untersuchten Grund- und Porenwässer abschätzen lassen (Kap. 4.5.5 und Kap. 4.6 in Nagra 2024h).
Evidenzen für Herkunft und Mengenanteil von Porenwasserkomponenten sind beispielsweise die Isotopensignaturen des Porenwassers (δ2H, δ18O) ( Kap. 4.6 in Nagra 2024h). Für hohe Grundwasserverweilzeiten können unterschiedliche Evidenzen verwendet werden (Kap. 4.5.5 in Nagra 2024h): Zum Beispiel die Zusammensetzung der marinen oder Süsswasser-Komponenten im Grundwasser oder die Konzentrationen des in der Atmosphäre sehr gering gebildeten und sehr langlebigen Radionuklids Krypton (81Kr mit einer Halbwertszeit von 229'000 a)2.
Definition Bewertungsskala
Als günstig wird eine Situation eingestuft, bei der belastbare Daten vorliegen, die auf ein hohes Alter der Porenwässer im Opalinuston hinweisen. Dies gilt als unabhängige Evidenz für die sehr geringe hydraulische Durchlässigkeit (diffusionsdominiertes Transportregime) bzw. die gute hydraulische Barrierewirkung des Opalinustons und seiner Rahmengesteine (Kap. 4.6 in Nagra 2024h).
Wenn zusätzlich belastbare Daten vorhanden sind, die einen hohen Anteil an altem Grundwasser (bzw. die Abwesenheit jüngerer Grundwasserkomponenten) auch in den nächsten Aquiferen ober- und unterhalb des EG belegen, so wird dies als sehr günstig eingestuft. Dies weist zusätzlich auf geringe Austauschraten von Wasserinhaltsstoffen zwischen dem Grundwasserleiter und oberflächennahen Grundwässern oder Oberflächengewässern hin und gilt als zusätzliche Evidenz für stagnierende Verhältnisse bzw. sehr langsamen Transport auch in den an den EG angrenzenden Aquiferen (Kap. 4.5.5 in Nagra 2024h).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Resp. hohe 81Kr Modellverweilzeiten ↩
Tab. A‑2 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.2 «Hydraulische Barrierewirkung» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren, Kennzahlen oder qualitativen Merkmalen sowie Bewertungsskalen.
Tab. A‑2:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 1.2 «Hydraulische Barrierewirkung»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
1.2 Hydraulische Barrierewirkung |
||||
Hydraulische Barrierenfunktion |
Darcy-Fluss im EG |
Messwerte der erwarteten vertikalen hydraulischen Durchlässigkeit (harmonisches Mittel Kv über gesamten Schichtstapel des EG; hydr. Gradient iv zwischen Aquiferen aufgespannt); Darcy-Fluss vD = Kviv |
sehr günstig: vD ≤ 10-12 m/s (diffusionsdominierter Radionuklid-Transport) günstig: vD ≤ 10-11 m/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Transportbarrieren-Funktion |
Tracer-Fluss im EG |
Messwerte der effektiven Diffusionskoeffizienten (harmonisches Mittel De über Schichtstapel von der Lagerebene bis Obergrenze EG bzw. bis Untergrenze EG) |
sehr günstig: De ≤ 10-11 m2/s (diffusionsdominierter Radionuklid-Transport) günstig: De ≤ 10-10 m2/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Regionale hydrogeologische Situation |
Unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation |
Evidenz für hohes Alter der Porenwässer im Opalinuston und für hohe Verweilzeiten der Grundwässer in den Aquiferen ober- und unterhalb des EG |
sehr günstig: Zusätzlich zum hohen Alter der Porenwässer im Opalinuston belegen Evidenzen einen hohen Anteil an altem Grundwasser (bzw. die Abwesenheit jüngerer Grundwasserkomponenten) auch in den nächsten Aquiferen ober- und unterhalb des EG günstig: Evidenzen belegen das hohe Alter der Porenwässer im Opalinuston bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Geochemische Bedingungen» sind in Fig. A‑3 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Für die Beurteilung der geochemischen Bedingungen im EG hinsichtlich Rückhaltung und Verzögerung des Radionuklidtransportes spielt die Mineralogie im WG eine relevante Rolle, da sie einen massgeblichen Einfluss auf das Sorptionsvermögen und daher auf die Radionuklidrückhaltung hat. Im Besonderen ist der Tonmineralgehalt im Opalinuston der ausschlaggebende Faktor für die Sorption (Miron et al. 2024); dies wird mit dem Indikator «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen» erfasst (Kap. A.3.1). Darüber hinaus spielt der Tonmineralgehalt eine Schlüsselrolle beim Selbstabdichtungsvermögen des EG (vgl. Kriterium 1.4), bei der Begrenzung der Grundwasserbewegungen im WG/EG (Kriterium 1.2) und bei der Begrenzung der Auswirkungen langfristiger geologischer und lagerbedingter Einflüsse (Kriterien 2.1, 2.3 und 3.3), die gemäss jeweiliger Methodik beurteilt werden.
Andererseits spielt auch die Porenwasserchemie für den Radionuklidtransport eine Rolle. Im Opalinuston beeinflusst die Ionenstärke (Salinität) das langfristige Verhalten der technischen Barrieren sowie das Sorptions- und Diffusionsverhalten der Radionuklide im WG; diese Aspekte werden mit dem Indikator «Salinität im WG» erfasst (Kap. A.3.2).
Kap. A.3.3 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.3 «Geochemische Bedingungen» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren.
Fig. A‑3:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 1.3 «Geochemische Bedingungen»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Da Tonminerale im Gegensatz zu den meisten anderen Gesteinsmineralien hohe spezifische und chemisch reaktive Oberflächen aufweisen, sind sie bedeutende Sorbenten für Radionuklide. Der Tonmineralgehalt und dessen Zusammensetzung im WG beeinflussen daher in erheblichem Masse die Rückhaltung der Radionuklide durch Sorption und tragen so zur vorteilhaften Barrierewirkung bei.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere.
Die Beurteilung erfolgt auf der Grundlage von Messwerten der mineralogischen Zusammensetzung des Wirtgesteins (kombinierte Messungen aus Labortests an Kernproben und in-situ-Tests in Tiefbohrungen). Als Kennzahl für die qualitative Bewertung des Indikators wird der Tonmineralgehalt (Kombination aller Tonmineral-Spezies) verwendet. Diese Tonminerale (Illit, Kaolinit, Chlorit, Smektit) weisen alle eine hohe Kationenaustauschkapazität und hohe spezifische Oberflächen auf (Kap. 5.2 und 5.3 in Nagra 2024h), was ein hohes Sorptionsvermögen gewährleistet.
Definition Bewertungsskala
Ein Tonmineralgehalt von über 40 Gew.-% im WG wird hinsichtlich des damit verbundenen Sorptionsvermögens mit sehr günstig bewertet, ein Tonmineralgehalt von weniger als 40 Gew.‑% mit günstig.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die noch in Etappe 2 verwendete untere Grenze bei 4 Gew.-% für die Stufe günstig ist in Etappe 3 nicht mehr erforderlich, da nur noch der Opalinuston als Wirtgestein betrachtet wird. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Salinität im Opalinuston beeinflusst einerseits die Transporteigenschaften der Radionuklide (Sorptionskonstanten, Diffusionskoeffizienten) in den technischen und geologischen Barrieren. Andererseits wirkt sich die Salinität auch auf die Dauerhaftigkeit und somit das Langzeitverhalten der verschiedenen Nahfeldkomponenten (Abfallmatrix, Endlagerbehälter, Bentonit-Verfüllung, Bentonit/Sand-Gemische) aus.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Salinität im WG» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere.
Die Beurteilung erfolgt auf der Grundlage von Messwerten aus Porenwasseruntersuchungen. Wie in Etappe 2 wird als Kennzahl für die qualitative Bewertung des Indikators die Ionenstärke verwendet.
Definition Bewertungsskala
Analog zu Etappe 2 wird eine Ionenstärke von <0.01 mol/l als sehr günstig bewertet, 0.01 – 0.7 mol/l als günstig.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die noch in Etappe 1 und 2 verwendete untere Grenze bei 0.005 mol/l für die Stufe sehr günstig, welche durch die Mobilisierung von Kolloiden im Bentonit-Porenwasser begründet wurde, ist in Etappe 3 nicht mehr erforderlich, weil Kolloide im Opalinuston immobil sind (Kap. 3.3.1 in Nagra 2014b). Bei sehr hohen Ionenstärken von >0.7 mol/l (entspricht ungefähr der Ionenstärke von Meerwasser) könnte die Quellfähigkeit von Bentonit reduziert werden. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht mehr benötigt.
Tab. A‑3 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.3 «Geochemische Bedingungen» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑3:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 1.3 «Geochemische Bedingungen»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
1.3 Geochemische Bedingungen |
||||
Mineralogie im EG |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen |
Messwerte des Tonmineralgehalts im WG |
sehr günstig: >40 Gew.-% günstig: <40 Gew.-% bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Porenwasserchemie im EG |
Salinität im WG |
Messwerte der Ionenstärke des Porenwassers im WG |
sehr günstig: <0.01 mol/l günstig: 0.01 – 0.7 mol/l bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Freisetzungspfade» sind in Fig. A‑4 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Der Fokus liegt auf dem Opalinuston, welcher als Wirtgestein den Hauptbeitrag zur Isolation der Abfälle und zur Rückhaltewirkung von Radionukliden der natürlichen Barriere liefert.
Für die Beurteilung der Freisetzungspfade im EG spielt die Art der Transportpfade und die Ausbildung des Porenraums im intakten Opalinuston eine relevante Rolle. Diese Aspekte werden durch den Indikator «Art der Transportpfade und Ausbildung des Porenraums im WG» qualitativ charakterisiert (Kap. A.4.1).
Der hohe Tonmineralgehalt und die spezifische Zusammensetzung der Tonminerale des Opalinustons stellt sicher, dass vorhandene oder zukünftig gebildete Trennflächen abgedichtet werden. Dies erfolgt u. a. durch die Quellung der Tonminerale. Das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons unter den heute vorherrschenden effektiven Normalspannungen in den EG wird anhand des Indikators «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Selbstabdichtungsvermögen» erfasst (Kap. A.4.2).
Die Verteilung der Transportpfade und die Transmissivität von potentiellen Störungen im WG beeinflusst die Wasserführung und damit den Radionuklidtransport im EG. Diese Aspekte werden durch den Indikator «Störungstransmissivität im WG» erfasst (Kap. A.4.3).
Kap. A.4.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.4 «Freisetzungspfade» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren.
Fig. A‑4:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 1.4 «Freisetzungspfade»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Art der Transportpfade und die Ausbildung des Porenraums im WG beeinflussen das Transportverhalten von Radionukliden im EG. Von besonderer Bedeutung für die Langzeitsicherheit sind Störungs- oder Kluftnetzwerke, die präferenzielle, advektive Freisetzungspfade für Radionuklide bilden könnten.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Art der Transportpfade und Ausbildung des Porenraums im WG» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere.
Die Beurteilung erfolgt anhand einer qualitativen Charakterisierung, welche die Art der Transportpfade und die Ausbildung des Porenraums sowie deren Bedeutung für den Radionuklidtransport erfasst. Hierzu wird unterschieden zwischen (äquivalent) porösen Medien und Kluftnetzwerken (kleinräumige Klüftung mit Kluftabständen im Dezi- bis Dekameterbereich).
Die Grundlage für diese qualitative Charakterisierung bilden mikrostrukturelle Untersuchungen an Kernproben aus den Tiefbohrungen. Dazu gehören Untersuchungen der Porengrössenverteilung, Porosität, spezifischen Oberfläche und das beobachtete Strukturinventar im Opalinuston. Auch Tracer-Profile und Diffusionsexperimente tragen zum Verständnis der Art der Transportpfade und der Ausbildung des Porenraums bei (Kap. 5.8 und Kap. 5.9 in Nagra 2024h).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala basiert auf einer qualitativen Charakterisierung der Art der Transportpfade und der Ausbildung des Porenraums im Wirtgestein. Bei der Festlegung der Bewertungsstufen werden die Erfahrungen aus früheren Sicherheitsanalysen für homogen-poröse und geklüftete Wirtgesteine (Kap. A1.17 in Nagra 2008) berücksichtigt. Gemäss diesen Resultaten und Erfahrungen verringert sich die Wirkung der geologischen Barriere bezüglich Radionuklidrückhaltung generell bei zunehmender Advektionsgeschwindigkeit sowie bei abnehmender Matrixdiffusion und Sorption.
Als sehr günstig werden deshalb Gesteine eingestuft, die sich als äquivalent-poröse Medien charakterisieren lassen. Solche Gesteine weisen einen grossen Transportquerschnitt mit niedrigen bis sehr niedrigen Advektionsgeschwindigkeiten auf und gewährleisten eine sehr gute Barrierewirkung. Dazu gehören insbesondere intakter oder auch geklüfteter Opalinuston. Im Fall von geklüftetem Opalinuston (mit ausreichender Gesteinsüberdeckung) unterscheiden sich die Transporteigenschaften aufgrund des guten Selbstabdichtungsvermögens nur wenig von denjenigen der intakten Gesteinsmatrix.
Als günstig werden geklüftete Gesteine eingestuft, in denen die Wasserführung entlang von Diskontinuitäten mit beschränktem «Channeling» (beschränkte Advektionsgeschwindigkeiten) erfolgt, und welche günstige Bedingungen für die Matrixdiffusion von Radionukliden aufweisen. Im Falle des Opalinustons würde diese Bewertungsstufe nur dann verwendet, wenn eine Wasserführung in Klüften vorläge (z. B. aufgelockerter Opalinuston bei geringer Gesteinsüberdeckung).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie ist analog zu Etappe 2. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons spielt für die Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften eine zentrale Rolle, weil es eine Wasserführung entlang von Klüften und Störungen verhindert, bzw. deren hydraulische Transmissivität begrenzt. Das Selbstabdichtungsvermögen hat dadurch einen massgeblichen Einfluss auf die Radionuklidrückhaltung in der natürlichen Barriere.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Selbstabdichtungsvermögen» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere.
Die Beurteilung erfolgt auf der Grundlage von Messwerten des Tonmineralgehalts im Opalinuston (kombinierte Messungen aus Labortests an Kernproben und in-situ-Tests in Tiefbohrungen) und empirischen Korrelationen mit hydraulischen Tests. Das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons wird primär durch den hohen Tonmineralgehalt bestimmt (insbesondere durch den Smektit-Gehalt). Weitere Einflussgrössen sind die effektiven Normalspannungen in Lagertiefe, der Quellindex, der Quelldruck, das Wasserangebot sowie die geomechanischen Eigenschaften von Opalinuston (insb. Steifigkeit). Der Tonmineralgehalt wird als Indikator für das Selbstabdichtungsvermögen verwendet (Kap. 5.7 in Nagra 2024h). Voraussetzung für die Selbstabdichtung ist, dass die effektiven Normalspannungen auf Trennflächen in Lagertiefe ausreichend gross sind. Dies wird in allen Standortgebieten durch eine Restüberdeckung der Lagerebene von mindestens 200 m gewährleistet (Kap. 5.7 in Nagra 2024h).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig gilt für einen Tonmineralgehalt >40 Gew.-%. In diesem Bereich findet eine ausgeprägte Selbstabdichtung von Trennflächen im Opalinuston statt (Fig. 4‑1). Die Bewertungsstufe günstig gilt für einen Tonmineralgehalt zwischen 20 und 40 Gew.-%. In diesem Bereich findet noch eine signifikante Selbstabdichtung von Trennflächen statt, allerdings weniger ausgeprägt im Vergleich zum Bereich >40 Gew.-%.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie ist analog zu Etappe 2. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die hydraulische Transmissivität bestimmt – zusammen mit der Anzahl an Störungen und dem vorherrschenden hydraulischen Gradienten – den Wasserfluss entlang diskreter tektonischer Elemente (Störungen) im Opalinuston. Ist die hydraulische Transmissivität diskreter tektonischer Elemente im Opalinuston gering, so ist auch im Bereich von solchen Elementen von einem diffusionsdominierten Radionuklidtransport auszugehen. Bei höheren Transmissivitäten wäre ein advektiv/diffusiver Radionuklidtransport zu betrachten. Die Transmissivität hat dadurch Einfluss auf die zeitliche Entwicklung der technischen Barrieren, auf die Radionuklidrückhaltung in den technischen und natürlichen Barrieren und auf die Radionuklidfreisetzung aus dem EG.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Störungstransmissivität im WG» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere.
Die Beurteilung erfolgt auf der Grundlage von in-situ-Messungen der Transmissivität des Opalinustons (insb. hydraulische Packer-Tests aus Tiefbohrungen für verschiedene Testintervalllängen, vgl. Kap. 5.6 in Nagra 2024h).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala basiert auf «best estimate»-Messwerten für die Transmissivität T innerhalb des Opalinustons. Die Bewertungsstufen sehr günstig und günstig werden dann erreicht, wenn T ≤ 10-11 m2/s und T ≤ 10-10 m2/s. Dosisberechnungen für HAA für das alternative Szenarium mit einer unerkannten Störung (mit einer Transmissivität von 10-10 m2/s) innerhalb des HAA-Lagerfelds zeigen, dass die maximale Dosis das Schutzkriterium von 0.1 mSv/a um mehrere Grössenordnungen unterschreitet (Kap. 6.1.3 in Nagra 2024k). Für geringere Transmissivitäten (10-11m2/s oder weniger) sind nur noch marginale Dosisreduktionen zu erwarten.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch und entspricht derjenigen aus Etappe 2. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Tab. A‑4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 1.4 «Freisetzungspfade» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑4:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 1.4 «Freisetzungspfade»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
1.4 Freisetzungspfade |
||||
Art des mikroskopischen Porenraums im intakten WG |
Art der Transportpfade und Ausbildung des Porenraums im WG |
Qualitative Beurteilung auf der Grundlage von Messwerten aus Kernproben im WG: Porengrössenverteilung, spezifische Oberfläche, anionenzugängliche Porosität, Diffusions-koeffizienten |
sehr günstig: (äquivalent) poröses Medium günstig: Wasserführung in Diskontinuitäten mit beschränktem Channeling und günstigen Bedingungen für Matrixdiffusion bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Art der Transportpfade entlang diskreter tektonischer Elemente im WG |
Störungstransmissivität im WG |
Messwerte aus Packer-Tests in Tiefbohrungen im WG («best estimate»-Werte) |
sehr günstig: T ≤ 10-11 m2/s günstig: T ≤ 10-10 m2/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Selbstabdichtungsvermögen im WG |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Selbstabdichtungsvermögen |
Messwerte des Tonmineralgehalts im WG |
sehr günstig: ausgeprägtes Selbstabdichtungsvermögen (Tonmineralgehalt >40 Gew.-%) günstig: signifikantes Selbstabdichtungsvermögen (Tonmineralgehalt 20 – 40 Gew.-%) bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften» sind in Tab. A‑6 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die Beurteilung des Potenzials der Störung des Gesteinsverbandes im EG durch differenzielle Bewegungen (Neotektonik) erfolgt anhand der Indikatoren «Seismizität» (Kap. A.5.1) und «Seismisch kartierte Störungen in kompetenten Formationen» (Kap. A.5.2). Während der Indikator «Seismizität» eine grossräumige Betrachtung erlaubt, adressiert der Indikator «Seismisch kartierte Störungen in kompetenten Formationen» die lokale Situation in der potenziellen Lagerzone.
Für die Beurteilung der Bildung neuer Wasser- und Gaswegsamkeiten durch geochemische Vorgänge sind Lösungsprozesse, Karstbildung und Wasser-Gesteins-Wechselwirkungen relevant (im Folgenden unter dem Begriff Lösungsprozesse subsummiert). Diese Aspekte werden mit drei separaten Indikatoren «Potenzial für Bildung von Wasserwegsamkeiten durch Lösungsprozesse oberhalb / innerhalb / unterhalb WG (im EG)» erfasst (Kap. A.5.3).
Die Auswirkungen verkarsteter Gesteinseinheiten beim Bau, Betrieb und Verschluss der Zugangsbauwerke werden im Rahmen der bautechnischen Risikoanalyse beurteilt (vgl. Indikator «Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte» im Kriterium 4.2).
Seltene geologische Ereignisse im Zusammenhang mit starken Erdbeben und Vulkanismus sind in der Nordschweiz extrem unwahrscheinlich und werden von der Beurteilung ausgeschlossen (vgl. auch Hinweis in ENSI-Gutachten zu Etappe 1 (ENSI 2010)).
Kap. A.5.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.1 «Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑5:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 2.1 «Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Differenzielle Bewegungen im geologischen Untergrund können z. B. durch Erdbeben ausgelöst werden. Für ein geologisches Tiefenlager können insbesondere Versätze an Störungen im Untergrund hinsichtlich Scherbewegungen im EG relevant sein. Der Indikator «Seismizität» dient der grossräumigen Beurteilung der Langzeitstabilität der geologischen Barriere gegenüber differenziellen Bewegungen innerhalb des Betrachtungszeitraums.
Definition der Beurteilungsmethodik
Aufgrund des vorhandenen Erdbebenkatalogs und von konzeptionellen Überlegungen können Zonen mit unterschiedlicher Häufigkeits-Magnituden-Verteilung in der Schweiz ausgeschieden werden (swissnuclear 2013-15). Dadurch kann die Erdbebenhäufigkeit grossräumig verglichen werden. Objekt der Beurteilung beim Indikator «Seismizität» ist entsprechend der gesamte Schichtstapel im Grossraum um das jeweilige Standortgebiet. Die Bewertung der Seismizität erfolgt anhand der modellierten Häufigkeitskarte von Erdbeben mit Magnituden ≥ 6, wie sie aus dem Projekt PRP (swissnuclear 2013-15) unter Berücksichtigung der Angaben von vier verschiedenen Expertengruppen resultierte.
Definition Bewertungsskala
Als günstig werden Zonen ohne erhöhte Seismizität eingestuft, als bedingt günstig Zonen mit erhöhter Seismizität.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie wurde gegenüber derjenigen aus SGT-Etappe 2 geringfügig angepasst. Die Bewertungsstufen sehr günstig und ungünstig werden in Etappe 3 nicht verwendet.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Neotektonische Prozesse sind massgebliche Einflussfaktoren für die Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften innerhalb des Betrachtungszeitraums. Im Fokus stehen zukünftige differenzielle Bewegungen des Gesteinsverbandes.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die seismisch kartierten Störungen auf den kompetenten Schichten ober- und unterhalb des EG und der Platzreserven werden mittels eines Boxcounting (Kästchenzählung) quantitativ erfasst. Dazu wird die Fläche des EG und der Platzreserven gerastert (Boxgrösse 100 m × 100 m). Boxen, welche solche tektonischen Elemente enthalten, werden identifiziert, deren Flächen aufsummiert und durch die Gesamtfläche des EG und der Platzreserven geteilt. Dabei wird ein Abstand sowohl von 100 m als auch von 200 m zu den nächsten seismisch kartierten Störungen berücksichtigt. Transportmodellierungen bestätigen, dass bei entsprechenden lateralen Transportpfadlängen im Opalinuston die Radionuklidfreisetzung vernachlässigbar ist (Kap. 4.2 in Nagra 2024i). Der daraus berechnete, ungestörte Flächenanteil (in % der Gesamtfläche des EG und der Platzreserven) dient als Kennzahl F' für die qualitative Beurteilung der seismisch kartierten Störungen in kompetenten Formationen. Die Methodik ist analog zur Beurteilung der Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder in Kriterium 1.1 (vgl. Kap. A.1.3).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn 75 % < F' ≤ 100 %. Damit weist der überwiegende Teil (mindestens 75 % der Fläche) in den kompetenten Formationen ober- und unterhalb des EG keine seismisch kartierten Störungen auf. Für die weiteren Bewertungsstufen beträgt der tektonisch ungestörte Flächenanteil 50 % < F' ≤ 75 % (mehrheitlich ungestört = günstig) und 10 % < F' ≤ 50 % (bedingt günstig).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufe ungünstig wird für die Beurteilung der drei Standortgebiete nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Lösungsprozesse können unter spezifischen Bedingungen zur Bildung neuer, u.U. hoch transmissiver Wasserwegsamkeiten (Karströhren) und damit zu präferenziellen Freisetzungspfaden für Radionuklide führen. Die Indikatoren «Potenzial für Bildung von Wasserwegsamkeiten durch Lösungsprozesse oberhalb / innerhalb / unterhalb WG (im EG)» dienen damit der Beurteilung der Beständigkeit der Rückhaltewirkung des EG.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die Beurteilung des Verkarstungspotenzials erfolgt für den ganzen Schichtstapel des EG, wird aber getrennt für die oberen Rahmengsteine, das Wirtgestein und die unteren Rahmengesteine im EG geführt. Als Verkarstungspotenzial wird die Neigung eines Gebirgsbereichs bezeichnet, unter gegebenen geologischen, geomorphologischen, hydrologischen und klimatischen Bedingungen einen Karstaquifer auszubilden (Kap. 2 in Filipponi et al. 2022).
Die Beurteilung der Verkarstungsfähigkeit einer Gesteinseinheit erfolgt auf der Grundlage des Gehalts an lösungsfähigen Mineralien sowie auf der Analyse von weiteren hydrogeologischen und hydrochemischen in-situ-Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit sich in einer verkarstungsfähigen Gesteinseinheit durch Lösungsprozesse Fliesswege entwickeln können (Kap. 3, 5.5 und 11.2 in de Waele & Gutiérrez 2022).
Für die Identifikation verkarstungsfähiger Gesteine werden Karbonatgehalt, Anhydrit-/Gipsgehalt sowie Halitgehalt betrachtet. Weiter wird geprüft, ob in der Gesteinseinheit oder in den unmittelbar angrenzenden Gesteinseinheiten bezüglich der lösungsfähigen Mineralien ungesättigte Fluide vorhanden oder im Betrachtungszeitraum zu erwarten sind. Und es wird geprüft, ob in der Gesteinseinheit oder in den unmittelbar angrenzenden Gesteinseinheiten eine relevante Grundwasserzirkulation besteht oder im Betrachtungszeitraum zu erwarten ist.
Bei der Beurteilung des Verkarstungspotenzials wird konservativ angenommen, dass innerhalb der Betrachtungszeiträume von 1 Mio. Jahre für HAA und 100'000 Jahre für SMA genügend Zeit für Lösungsprozesse vorhanden ist, d. h., die Zeit wird nicht als limitierender Faktor betrachtet.
Definition Bewertungsskala
Als sehr günstig wird eine Situation eingestuft, in der keine Verkarstung möglich ist. Als günstig wird eine Situation eingestuft, in der eine Verkarstung unter speziellen Bedingungen nicht vollständig auszuschliessen ist.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch und entspricht derjenigen aus Etappe 2. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Tab. A‑5 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.1 «Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑5:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 2.1 «Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
2.1 Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften |
||||
Störung des Gesteinsverbandes im EG durch differenzielle Bewegungen (Neotektonik) |
Seismisch kartierte Störungen in kompetenten Formationen |
ungestörter Flächenanteil in kompetenten Formationen im Bereich des EG und der Platzreserven (in %) |
sehr günstig: 75 – 100% günstig: 50 – 75 % bedingt günstig: 10 – 50 % ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Seismizität |
Seismische Aktivität: Definition von grossräumigen Zonen mit unterschiedlicher Häufigkeits-Magnituden-Verteilung von Erdbeben |
sehr günstig: in E3 nicht verwendet günstig: keine erhöhte Seismizität bedingt günstig: erhöhte Seismizität ungünstig: in E3 nicht verwendet |
||
Bildung neuer Wasser- und Gaswegsamkeiten durch geochemische Vorgänge (Lösungsprozesse, Karstbildung, Wasser-Gesteins-Wechselwirkung) |
Potenzial für Bildung von Wasserwegsamkeiten durch Lösungsprozesse
(3 separate Indikatoren) |
Verkarstungspotenzial (unter Berücksichtigung der hydrogeologischen und hydrochemischen in-situ-Bedingungen). |
sehr günstig: Verkarstung ist nicht möglich günstig: Verkarstung ist unter speziellen Bedingungen nicht vollständig auszuschliessen bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Erosion» sind in Fig. A‑6 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die Auswirkungen sowohl der nicht-glazialen Erosion wie auch der glazialen Tiefenerosion auf die Barrierewirkung werden in einer systematischen Betrachtung mit dem Indikator «Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte» erfasst (Kap. A.6.1). Dabei werden auf Basis des heutigen Entwässerungsszenario und über den Betrachtungsraum massgeblichen Faktoren und Prozesse betrachtet und die Ungewissheiten miteinbezogen.
Kap. A.6.2 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.2 «Erosion» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑6:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 2.2 «Erosion»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Eine ausreichende Restüberdeckung der Lagerebene schützt vor Dekompaktionseffekten im EG, gewährleistet die für den Erhalt des Selbstabdichtungsvermögens im Opalinuston erforderliche effektive Normalspannung und beeinflusst damit die hydraulische Barrierewirkung des EG.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die Beurteilung von Auswirkungen der Erosion basiert auf systematischen hybrid-probabilistischen Modellrechnungen zur Restüberdeckung des geologischen Tiefenlagers am Ende des Betrachtungszeitraums unter Einbezug der Ungewissheiten (Kap. 3 in Nagra 2024f). Es werden zwei verschiedene Modellansätze verwendet: «Flächenansatz» für das Lagerfeld gemäss heutiger Auslegung und «Punktansatz» für ausgewählte Punkte im Bereich des EG und der Platzreserven. Objekt der Beurteilung bzgl. Erosion ist der ganze Schichtstapel oberhalb der Lagerebene im Bereich des EG und der Platzreserven. Als Kennzahl wird die berechnete Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums verwendet, wobei der 5-Perzentilwert (P5-Wert) betrachtet wird. Der P5-Wert der Restüberdeckung wird in 95 % der Rechenfälle übertroffen bzw. in 5 % der Rechenfälle unterschritten. Der P5-Wert für das heutige Entwässerungsszenario wird in Kriterium 2.2 als pessimistischer (unterer) Eckwert der Restüberdeckung für die erwartete Langzeitentwicklung interpretiert.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums mindestens 250 m beträgt. Damit liegt die Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums in 95 % der betrachteten Szenarien mindestens 250 m unter der Geländeoberkante. Mit dieser Restüberdeckung bleiben die effektiven Normalspannungen bis zum Ende des Betrachtungszeitraums genügend gross, um das ausgeprägte Selbstabdichtungsvermögen und die äusserst geringen hydraulischen Durchlässigkeiten des Opalinustons bis zu dessen Obergrenze zu erhalten (Kap. 5.7.7 in Nagra 2024h).
Als günstig wird eine Situation eingestuft, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums zwischen 200 m und 250 m beträgt. Auch in dieser Situation bleibt das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons weitgehend erhalten und die Wasserflüsse in den technischen Barrieren und im Opalinuston bleiben langfristig gering.
Als bedingt günstig wird eine Situation eingestuft, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums zwischen 50 m und 200 m beträgt. Damit bleibt die Obergrenze des Opalinustons bis zum Ende des Betrachtungszeitraums überdeckt. Auch in dieser Situation bleibt das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons noch teilweise erhalten und die Wasserflüsse in den technischen Barrieren und im Opalinuston bleiben langfristig begrenzt.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufe ungünstig wird für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Tab. A‑6 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.2 «Erosion» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑6:Zu beurteilende Aspekte und verwendeter Indikator mit zugehöriger Bewertungsskala für das SGT-Kriterium 2.2 «Erosion»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
2.2 Erosion |
||||
Tiefenlage des Lagers, Hebungsrate, Erosionsrate (nicht-glaziale Erosion und Erosion mit glazialer Übertiefung) |
Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte |
Bandbreite der berechneten P5-Werte für das Lagerfeld gemäss heutiger Auslegung sowie für ausgewählte Punkte innerhalb des Bereichs des EG und der Platzreserven |
sehr günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt mindestens 250 m günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt 200 m bis 250 m bedingt günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt 50 m bis 200 m ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Lagerbedingte Einflüsse» sind in Fig. A‑7 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Bei der Erstellung der Lagerkammern kommt es zur Ausbildung einer Auflockerungszone im angrenzenden Wirtgestein, was mit dem Indikator «Länge des Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein» erfasst wird (Kap. A.7.1).
Für die Beurteilung der Auswirkungen der thermischen Einflüsse sind vor allem die Wärmeproduktionsraten und die Eigenschaften relevant, welche den Wärmetransport in den technischen und natürlichen Barrieren bestimmen. Im HAA-Lager sind die Wärmeleistungen über einen längeren Zeitraum erhöht und führen zu einer Temperatur-Erhöhung in der Bentonitverfüllung und im Wirtgestein sowie zu Porenwasser-Überdrücken im Wirtgestein. Die Ergebnisse der Modellrechnungen zeigen, dass die erwarteten Temperaturen in der Bentonitverfüllung und im Wirtgestein die kritischen Temperaturen für irreversible Prozesse der Mineralumwandlung nicht übersteigen (Kap. 5.1.2 in Nagra 2024i). Der Fokus der Beurteilung liegt deshalb auf den Porenwasser-Überdrücken im Wirtgestein, welche mit dem Indikator «Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» erfasst werden (Kap. A.7.2).
Für die Beurteilung der Auswirkungen der gasbedingten Einflüsse sind vor allem die Gasproduktionsraten und die Eigenschaften relevant, welche die Gasspeicherung und den Gastransport in den technischen und natürlichen Barrieren bestimmen. Diese Aspekte werden mit dem Indikator «Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» erfasst (Kap. A.7.3).
Chemische Wechselwirkungen im Wirtgestein (z. B. mineralogische Umwandlungsprozesse im Zusammenspiel mit gelöstem Zement oder Korrosionsprodukten) bleiben auf das unmittelbar angrenzende Wirtgestein (im Zentimeterbereich) begrenzt (Kap. 7.1.1 in Nagra 2024j). Für den Standortvergleich spielen chemische Wechselwirkungen im Wirtgestein deswegen keine Rolle.
Damit der Fokus im sicherheitstechnischen Vergleich auf den geologischen Standorteigenschaften liegt, sind die Grundzüge der Lagerauslegung in allen Standortgebieten vergleichbar.
Kap. A.7.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑7:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Ausbildung einer Auflockerungszone beim Bau und Betrieb der Lagerkammern kann das Transportverhalten der Radionuklide in der natürlichen Barriere beeinflussen. Dabei spielt die Verkürzung des Radionuklid-Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein eine wichtige Rolle. Ein günstiges Verhältnis aus Mindest-Transportpfadlänge und verkürzter Transportpfadlänge im intakten Wirtgestein gewährleistet den langfristigen Erhalt der Barriereeigenschaften im Wirtgestein.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung ist das Wirtgestein, da sich die Ausdehnung der Auflockerungszone auf das unmittelbar an die Lagerkammern angrenzende Gestein beschränkt. Die Beurteilung des Indikators «Länge des Freisetzungspfads im intakten WG» stützt sich auf Ergebnisse von probabilistischen Modellrechnungen zum felsmechanischen Systemverhalten beim Bau der Lagerkammern und auf felsmechanische Experimente (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Die Modellrechnungen erfassen alle Prozesse, welche zur Bildung einer Auflockerungszone im angrenzenden Gestein und damit zu einer Verkürzung des Radionuklidfreisetzungspfads im intakten Wirtgestein führen.
Für die Beurteilung der Ausdehnung der Auflockerungszone wird die normierte Länge des Radionuklid-Transportpfads im intakten Wirtgestein verwendet (Kennzahl RPL, «reduced path length in the intact host rock»). Die Kennzahl ist gleich dem Quotienten aus Mindest-Transportpfadlänge und verkürzter Transportpfadlänge im intakten Wirtgestein. Als Mindest-Transportpfadlänge wurden 35 m für HAA und 20 m für SMA berücksichtigt (unter Vernachlässigung der Beiträge der Rahmengesteine zur Barrierewirkung, vgl. Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Für diese Werte wird das Schutzkriterium von 0.1 mSv/a deutlich unterschritten. Die verkürzte Transportpfadlänge entspricht der halben Mächtigkeit des Opalinustons abzgl. Radius der Lagerkammer, Mächtigkeit der EDZ sowie – bei SMA – eines weiteren Abzugs aufgrund der horizontalen Ausrichtung der Lagerkavernen in fallender Schichtneigung des Opalinustons (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird erreicht, wenn RPL ≤ 0.7. In diesem Bereich beträgt die Mindest-Transportpfadlänge weniger als 70 % der verkürzten Transportpfadlänge im intakten Wirtgestein. Für günstig gilt 0.7 < RPL ≤ 0.9.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen beding günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Wärmeproduktion im Tiefenlager kann die mechanische Integrität des EG und das Transportverhalten der Radionuklide in den technischen und natürlichen Barrieren beeinflussen. Dabei spielen thermische Porenwasser-Überdrücke eine wichtige Rolle. Die Begrenzung solcher thermisch bedingter Prozesse gewährleistet den langfristigen Erhalt der Barriereeigenschaften im Wirtgestein.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» ist das Wirtgestein, da sich die höchsten Temperaturen in den Lagerkammern und im angrenzenden Gestein einstellen und nach aussen hin kontinuierlich abnehmen.
Die Beurteilung des Indikators «Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» stützt sich auf probabilistische Modellrechnungen zum Systemverhalten unter dem Einfluss der im HAA-Lager produzierten Wärme (Kap. 5.1.2 in Nagra 2024i). Die Modellrechnungen erfassen alle Prozesse, welche die Temperatur in der Bentonitverfüllung und im Wirtgestein beeinflussen und welche zu thermisch bedingten Porenwasser-Überdrücken im Wirtgestein führen könnten.
Die thermisch bedingten Porenwasser-Überdrücke werden an einem repräsentativen Punkt im Wirtgestein erfasst, in vorliegendem Fall 20 m oberhalb eines HAA-Lagerstollens in der Mitte des Lagerfelds. Für die Beurteilung wird die Kennzahl FPI («Failure potential of intact host rock») verwendet, welche die berechneten thermisch bedingten Porenwasserdrücke ins Verhältnis zum definierten Grenzdruck setzt. Der Grenzdruck hängt ab von den standortspezifischen Gebirgsverhältnissen (insb. Gebirgsspannungen in Lagertiefe) und den felsmechanischen Eigenschaften des Wirtgesteins (insb. Festigkeiten, Steifigkeit). Bei Überschreiten des Grenzdrucks kann eine Bildung von thermisch bedingten Rissen im intakten Gestein nicht mehr ausgeschlossen werden (Kap. 5.1.2 in Nagra 2024i). In Kriterium 2.3 wird die Kennzahl FPI für den Referenzfall betrachtet.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird erreicht, wenn FPI ≤ 0.7. In diesem Bereich beträgt der erwartete thermisch bedingte Porenwasser-Überdruck höchstens 70 % des Grenzdrucks, ab welchem eine Bildung von thermisch bedingten Rissen im Opalinuston nicht mehr ausgeschlossen werden kann (grosse Sicherheitsmarge). Eine Situation wird als günstig eingestuft, wenn FPI ≤ 1, d. h. wenn der Grenzdruck nicht überschritten wird (kleine Sicherheitsmarge). Ab FPI > 1 wird die Situation als bedingt günstig eingestuft, weil die Bildung von thermisch bedingten Spannungsrissen im Wirtgestein nicht mehr ausgeschlossen werden kann und Anpassungen an der Lagerauslegung zu erwägen wären.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufe ungünstig wird für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Gasproduktion im Tiefenlager kann die mechanische Integrität des EG und das Transportverhalten der Radionuklide in den technischen und natürlichen Barrieren beeinflussen. Dabei spielen gasbedingte Porenwasser-Überdrücke eine wichtige Rolle. Die Begrenzung solcher gasbedingter Prozesse gewährleistet den langfristigen Erhalt der Barriereeigenschaften im Wirtgestein.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung beim Indikator «Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» ist das Wirtgestein, da sich die höchsten Gasdrücke in den Lagerkammern und im angrenzenden Gestein einstellen und nach aussen hin kontinuierlich abnehmen.
Die Beurteilung des Indikators «Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» stützt sich auf probabilistische Modellrechnungen zum Systemverhalten unter dem Einfluss von im Tiefenlager produzierten Gasen und auf Felslaborexperimente (Kap. 5.1.3 in Nagra 2024i). Die Modellrechnungen erfassen alle Prozesse, welche zu gasbedingten Überdrücken in den Lagerkammern und im angrenzenden Gestein führen könnten.
Die gasbedingten Überdrücke werden an einem repräsentativen Punkt in der Verfüllung der Lagerkammer erfasst (z. B. für HAA: in der Mitte der Bentonitverfüllung oberhalb eines Endlagerbehälters). Für die Beurteilung wird die Kennzahl FPI («Failure potential of intact host rock») verwendet, welche die gasbedingten Überdrücke ins Verhältnis zum definierten Grenzdruck setzt. Der Grenzdruck hängt von den standortspezifischen Gebirgsverhältnissen (insb. Gebirgsspannungen in Lagertiefe) und den felsmechanischen Eigenschaften des Wirtgesteins (insb. Festigkeiten, Steifigkeit) ab. Bei Überschreiten des Grenzdrucks kann eine Bildung von Gaspfaden im intakten Gestein nicht mehr ausgeschlossen werden (Kap. 5.1.3 in Nagra 2024i). In Kriterium 2.3 wird die Kennzahl FPI für den Referenzfall betrachtet.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird erreicht, wenn FPI ≤ 0.7. In diesem Bereich beträgt der gasbedingte Überdruck höchstens 70 % des definierten Grenzdrucks, ab welchem eine Bildung von Gaspfaden im Opalinuston nicht mehr ausgeschlossen werden kann (grosse Sicherheitsmarge). Eine Situation wird als günstig eingestuft, wenn FPI ≤ 1, d. h. wenn der Grenzdruck nicht überschritten wird (kleine Sicherheitsmarge). Ab FPI > 1 wird die Situation als bedingt günstig eingestuft, weil die Bildung von gasbedingten Spannungsrissen im Wirtgestein nicht mehr ausgeschlossen werden kann und Anpassungen an der Lagerauslegung zu erwägen wären.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufe ungünstig wird für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Tab. A‑7 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑7:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
2.3 Lagerbedingte Einflüsse |
||||
Auflockerungszone |
Länge des Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein |
RPL (normierte Länge des RN-Transportpfads im intakten Wirtgestein) |
sehr günstig: RPL ≤ 0.7 günstig: 0.7 < RPL ≤ 0.9 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Thermisch bedingte Effekte im EG |
Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
FPI (Failure potential for intact host rock) für den Referenzfall |
sehr günstig: FPI ≤ 0.7 günstig: 0.7 < FPI ≤ 1 bedingt günstig: FPI > 1 ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Gasbedingte Effekte im EG |
Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Nutzungskonflikte» sind in Fig. A‑8 wiedergegeben. Ein Nutzungskonflikt entsteht einerseits, wenn die Nutzung von vorhandenen Ressourcen durch das Tiefenlager verunmöglicht wird, oder wenn eine erhebliche Wahrscheinlichkeit des unbeabsichtigten menschlichen Eindringens in das Tiefenlager bzw. eine Verletzung des Barrierensystems durch menschliche Aktivität besteht. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Für die Beurteilung allfälliger Nutzungskonflikte mit Rohstoffvorkommen werden Situationen betrachtet, in denen das Wirtgestein selbst ein nutzungswürdiger Rohstoff ist, oder wenn nutzungswürdige Rohstoffe ober- oder unterhalb des Wirtgesteins vorkommen.
Bei der Beurteilung allfälliger Nutzungskonflikte mit geothermischen und weiteren energiebezogenen Nutzungen des Untergrunds liegt der Fokus auf Gesteinsschichten unterhalb des Wirtgesteins, aus denen sich Wärme entziehen lässt oder die sich für die Speicherung von Erdgas oder CO2 eignen.
Für die Beurteilung allfälliger Nutzungskonflikte im Zusammenhang mit Mineralquellen und Thermen wird geprüft, ob in den potenziellen Lagerzonen Quellen mit Nutzungspotenzial vorhanden sind.
Um aus Sicht der Langzeitsicherheit allfällige Situationen zu identifizieren, in denen nutzungswürdige Ressourcen in einem besonderen Masse vorkommen, wird für alle Indikatoren eine einheitliche Beurteilungsmethodik und Bewertungsskala angewandt: Gemäss SGT (BFE 2008) und im Einklang mit den ENSI-Vorgaben zur SGT-Etappe 3 (ENSI 2018) werden allfällige Ressourcenvorkommen anhand des Nutzungspotenzials aus heutiger Sicht eingeschätzt und bewertet (Fig. A‑9): Für die Identifikation des Nutzungspotenzials wird geprüft, ob eine Ressource vorkommt und ob das allfällige Vorkommen aus heutiger Sicht wirtschaftlich nutzungswürdig ist. Dabei werden aktive Nutzungen und geplante oder laufende Explorationsvorhaben mitbetrachtet. Weiter wird geprüft, ob die Ressourcenvorkommen in einem für die Schweiz besonderen Mass vorhanden sind.
Fig. A‑8:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 2.4 «Nutzungskonflikte»
Fig. A‑9:Schematische Darstellung zur qualitativen Beurteilung des Nutzungspotenzials für das SGT-Kriterium 2.4 «Nutzungskonflikte»
Als sehr günstig wird eine Situation eingestuft, in der kein Nutzungspotenzial identifiziert wurde. Dies ist der Fall, wenn entweder keine Ressourcenvorkommen bekannt sind oder wenn solche aus heutiger Sicht wirtschaftlich nicht nutzungswürdig sind.
Als günstig wird eine Situation eingestuft, in der aus heutiger Sicht ein mögliches Nutzungspotenzial besteht, die Ressource aber nicht in einem für die Schweiz besonderen Masse vorkommt. Dies bedeutet, dass Ressourcen auch anderweitig wirtschaftlich genutzt und Nutzungskonflikte mit dem geologischen Tiefenlager vermieden werden können.
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie wurde entsprechend der Beurteilungsmethodik in Etappe 3 gegenüber derjenigen aus Etappe 2 angepasst und für alle Indikatoren vereinheitlicht. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig für ein Nutzungspotenzial in besonderem Masse werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
In folgenden Kapiteln werden die Indikatoren weiter spezifiziert:
«Rohstoffvorkommen oberhalb / innerhalb / unterhalb des WG» (Kap. A.8.1).
«Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen des Untergrunds» (Kap. A.8.2).
«Mineral- und Thermalwassernutzungen» (Kap. A.8.3).
Kap. A.8.4 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.4 «Nutzungskonflikte» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Begründung der Indikatoren (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Sondierbohrungen und der Abbau von Rohstoffen können die Barrierewirkung direkt oder indirekt beeinträchtigen, beispielsweise durch Reduktion der Überdeckung, durch Eindringen in den EG oder in das Lager selbst, oder durch induzierte Bewegungen.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt bei der Beurteilung von Rohstoffvorkommen ist der ganze Gesteinsstapel in der potenziellen Lagerzone. Damit werden alle Rohstoffvorkommen berücksichtigt, deren Nutzung die Barrierewirkung des EG potenziell beeinträchtigen könnten. Die Beurteilung erfolgt getrennt für Rohstoffvorkommen ober-, inner- und unterhalb des Wirtgesteins.
Die Beurteilung der Rohstoffvorkommen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Methodik (Kap. A.8).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertung der Rohstoffvorkommen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Skala (Kap. A.8).
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Bohrungen für die Exploration oder die Nutzung von Erdwärme oder zur Speicherung von CO2- und Erdgas können zu einer Verletzung des Barrierensystems führen.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt bei der Beurteilung des Potenzials für Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen ist der ganze Gesteinsstapel in der potenziellen Lagerzone. Damit werden alle Ressourcen berücksichtigt, deren Nutzung die Barrierewirkung des EG potenziell beeinträchtigen könnten.
Die Beurteilung dieser Ressourcen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Methodik (Kap. A.8).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertung dieser Ressourcen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Skala (Kap. A.8).
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Bohrungen für die Exploration und Nutzung von Mineral- und Thermalwasser können zu einer Verletzung des Barrierensystems führen.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt bei der Beurteilung des Potenzials von Mineral- und Thermalwassernutzungen ist der ganze Gesteinsstapel in der potenziellen Lagerzone. Damit werden alle Mineral- und Thermalwassernutzungen berücksichtigt, deren Nutzung die Barrierewirkung des EG potenziell beeinträchtigen könnten. Beurteilt wird, ob in den potenziellen Lagerzonen Quellen mit Nutzungspotenzial, resp. ob und in welchem Ausmass wirtschaftlich nutzungswürdige Mineral- oder Thermalwässer vorhanden sind.
Die Beurteilung dieser Ressourcen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Methodik (Kap. A.8).
Definition Bewertungsskala
Die Bewertung dieser Ressourcen erfolgt gemäss der einleitend beschriebenen Skala (Kap. A.8).
Tab. A‑8 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 2.4 «Nutzungskonflikte» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑8:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 2.4 «Nutzungskonflikte»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Qualitatives Merkmal |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
2.4 Nutzungskonflikte |
||||
Nutzungswürdige Rohstoffe |
(3 Indikatoren) |
Nutzungspotenzial von Rohstoffen in der potenziellen Lagerzone |
sehr günstig: kein identifiziertes Nutzungspotenzial günstig: mögliches Nutzungspotenzial, aber nicht in einem für die Schweiz besonderen Masse bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Nutzungswürdige Ressourcen (Geothermie und weitere energiebezogene Ressourcen) |
Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen des Untergrunds |
Nutzungspotenzial für Geothermie, CO2- und Erdgasspeicherung in der potenziellen Lagerzone |
||
Mineralquellen und Thermen |
Mineral- und Thermalwassernutzungen |
Nutzungspotenzial für Mineral- und Thermalwasser in der potenziellen Lagerzone |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Charakterisierbarkeit der Gesteine» sind in Fig. A‑10 wiedergegeben. Beurteilt wird die Charakterisierbarkeit der Gesteinsabfolgen im EG im Hinblick auf die Rückhaltewirkung des EG. Somit wird auch die Zuverlässigkeit der entsprechenden Aussagen aus Kriteriengruppe 1 (insbesondere hinsichtlich Kr 1.3 und 1.4) bewertet. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert::
Die Auswirkungen nicht reduzierbarer Ungewissheiten bzgl. der standortspezifischen Ausprägung der Fazies-Variabilität und der sicherheitsrelevanten Strömungs- und Transporteigenschaften des Opalinustons auf die Rückhaltewirkung des EG werden mit dem Indikator «Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften im Opalinuston» erfasst.
Die Auswirkungen nicht reduzierbarer Ungewissheiten bzgl. der standortspezifischen Ausprägung der Fazies-Variabilität und der sicherheitsrelevanten Strömungs- und Transporteigenschaften der Rahmengesteine auf die Rückhaltewirkung des EG werden mit dem Indikator «Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften in den Rahmengesteinen» separat erfasst.
Da den beiden Indikatoren dieselbe Bewertungsmethodik zugrunde gelegt wird, werden sie nachfolgend zusammen begründet (Kap. A.9.1).
Kap. A.9.2 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 3.1 «Charakterisierbarkeit der Gesteine» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑10:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 3.1 «Charakterisierbarkeit der Gesteine»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Variabilität der Transporteigenschaften im EG und die Möglichkeiten für ihre zuverlässige Erfassung (Charakterisierbarkeit) beeinflussen die Zuverlässigkeit der geologischen Aussagen zur Barrierewirkung der Gesteinabfolgen im EG und damit auch die Belastbarkeit der Aussagen zur Langzeitsicherheit.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften im Opalinuston und in den Rahmengesteinen wird mittels separater Indikatoren betrachtet. In beiden Fällen wird der Einfluss auf die Barrierewirkung des EG analysiert, Objekt der Beurteilung ist somit für beide Indikatoren der EG.
Die Beurteilung der beiden Indikatoren zu den Auswirkungen der Variabilität im Opalinuston und in den Rahmengesteinen stützt sich auf Ergebnisse von probabilistischen Modellrechnungen zum Stofffrachtaustrag aus dem EG für einen konservativen Tracer (Kap. 5.2.1 in Nagra 2024i). Die Modellrechnungen erfassen die Variabilität der wichtigsten Transporteigenschaften im EG, insb. die effektiven Diffusionskoeffizienten. Für die Beurteilung wird die Kennzahl NTF («Normierte Tracer-Freisetzung») verwendet, welche den Stofffrachtaustrag aus dem EG ins Verhältnis zur Freisetzungsrate des Tracers aus den Endlagerbehältern setzt. Die Kennzahl NTF wird nur für die EG HAA berechnet; als konservativer Tracer wird das Radionuklid 129I betrachtet. Die NTF für die EG SMA fallen deutlich kleiner aus als für die EG HAA, weshalb auf eine detaillierte Analyse verzichtet wird.
Für die Bewertung wird der 95-Perzentilwert (P95) der Kennzahl NTF betrachtet (auch als NTF95% bezeichnet). Der P95-Wert wird in 5 % der Rechenfälle übertroffen bzw. in 95 % der Rechenfälle unterschritten. Er wird als pessimistischer (oberer) Eckwert der Bandbreite des Stofffrachtaustrags interpretiert.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn NTF ≤ 0.001. Diese Stofffrachten entsprechen Dosisraten, die mehr als drei Grössenordnungen unterhalb des Schutzkriteriums von 0.1 mSv/a liegen. Die Bewertungsstufe günstig gilt für 0.001 < NTF ≤ 0.01 (Dosisraten mindestens zwei Grössenordnungen unterhalb des Schutzkriteriums).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden in Etappe 3 nicht verwendet.
Tab. A‑9 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 3.1 «Charakterisierbarkeit der Gesteine» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und des dafür verwendeten Indikators und Bewertungsskala.
Tab. A‑9:Zu beurteilende Aspekte und verwendeter Indikator mit Bewertungsskala für das SGT-Kriterium 3.1 «Charakterisierbarkeit der Gesteine»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
3.1 Charakterisierbarkeit der Gesteine |
||||
Auswirkungen von nicht reduzierbaren Ungewissheiten bzgl. der standortspezifischen Ausprägung der Fazies-Variabilität und der sicherheitsrelevanten Strömungs- und Transporteigenschaften des Opalinustons und der Rahmengesteine |
Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften im Opalinuston |
Normierter Stofffrachtaustrag aus dem EG (NTF): P95-Wert der berechneten Bandbreite |
sehr günstig: NTF ≤ 0.001 günstig: 0.001 < NTF ≤ 0.01 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften in den Rahmengesteinen |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse» sind in Fig. A‑11 wiedergegeben. Beurteilt wird die Robustheit der Aussagen zu den räumlichen geologischen Verhältnissen in Anbetracht der verbleibenden, mit erdwissenschaftlichen Untersuchungen nicht reduzierbaren Ungewissheiten. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die Zugänglichkeit für Untersuchungen von der Erdoberfläche aus ist in allen Standortgebieten gegeben: Die angestrebten Untersuchungen konnten erfolgreich durch-geführt werden. Es liegt für alle potenziellen Lagerzonen eine standortspezifische Daten-grundlage vor und die Daten weisen generell eine hohe Qualität auf.
Die räumlichen geologischen Verhältnisse in den potenziellen Lagerzonen konnten zum Zweck des sicherheitstechnischen Vergleichs ausreichend gut exploriert werden, dies auch in Zonen mit reduzierter Abbildungsqualität (Kap. 5.1 in: (Nagra 2024a), (Nagra 2024b), (Nagra 2024c)). Die Relevanz der verbleibenden nicht reduzierbaren Ungewissheiten hinsichtlich diverser Kriterien wird in Kap. 4.3.2 betrachtet.
Eine mit erdwissenschaftlichen Untersuchungen nicht mehr weiter reduzierbare Ungewissheit zur räumlichen Konstanz der lithologischen Beschaffenheit verbleibt hinsichtlich der hydrogeologischen Ausprägung des Keuper-Aquifers (Kap. 4.5.3 in Nagra 2024h). Da der Keuper-Aquifer die EG im Liegenden begrenzt, wird der Einfluss dieser Ungewissheit auf die Geometrie (Mächtigkeit) der EG mit dem Indikator «Auswirkungen der Ungewissheiten zu den EG-begrenzenden Aquiferen» erfasst (Kap. A.10.1).
Fig. A‑11:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 3.2 «Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Möglichkeiten der zuverlässigen Erfassung der Aquifere (Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse) beeinflussen die Zuverlässigkeit der geologischen Aussagen zur Barrierewirkung im EG und damit auch die Belastbarkeit der Aussagen zur Langzeitsicherheit.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung sind die EG-begrenzenden Aquifere. Im Fokus der Betrachtung stehen konzeptuelle Ungewissheiten in der Konstanz der lithologischen Beschaffenheit dieser Aquifere.
Analysiert wird das Potenzial für zusätzliche Rahmengesteine. Als Kennzahl wird die über die laterale Ausdehnung des EG und die Platzreserven gemittelte vertikale Mächtigkeit des potenziell erweiterten EG betrachtet (in m, analog wie in Kriterium 1.1). Der Rangierung wird nur die Mächtigkeit der potenziell zusätzlichen Rahmengesteine zugrunde gelegt, um eine Doppelbewertung mit Kriterium 1.1 zu vermeiden.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala ist identisch wie in Kriterium 1.1.
Tab. A‑10 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 3.2 «Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und des dafür verwendeten Indikators und Bewertungsskala.
Tab. A‑10:Zu beurteilende Aspekte und verwendeter Indikator mit Bewertungsskala für das SGT-Kriterium 3.2 «Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikator |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
3.2 Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse |
||||
Vertikale Ausdehnung des EG |
Auswirkungen der Ungewissheiten zu den EG-begrenzenden Aquiferen |
Mächtigkeit EG über den Bereich des EG und der Platzreserven gemittelt (in m), mit potenziell zusätzlichen uRG |
Identisch wie bei Indikator «Mächtigkeit EG» in Kriterium 1.1 |
Die SGT-Vorgaben für das Kriterium «Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen» sind in Fig. A‑12 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Diskutiert wird die Langzeitentwicklung der Nordschweiz in Kap. 6 in Nagra 2024h). Der Einfluss vieler Entwicklungen (z.B. Hydrogeologie und Hydrochemie) auf die Barrierewirkung bleibt über den Betrachtungszeitraum klein (Kap. 6.5 und 6.6.1 in Nagra 2024h). Einige der zu beurteilenden Aspekte sind denn aufgrund der ausgereiften Datenbasis bereits in die Beurteilung der KG 1 und 2 eingeflossen (z.B. Seismizität, unabhängige Evidenzen, siehe Anhang B für Projektunterschiede zur Etappe 2). Für andere Aspekte (z.B. Effekte der zukünftigen tektonischen Entwicklung auf die Barrierewirkung) ist die Prognostizierbarkeit zwischen den Standortgebieten vergleichbar mit der Bewertung in KG 1 oder 2 abgedeckt: So wird z.B. für alle Standortgebiete erwartet, dass eine allfälige Reaktivierung bevorzugt an regionalen Störungszonen erfolgt (Kap. 6.2.4 in Nagra 2024h). Sollte es zu einer zukünftigen Neubildung von Störungen im EG kommen, dürften deren Länge und Versätze in allen Standortgebieten eher klein ausfallen (Kap. 6.2.4 in Nagra 2024h) und das Selbstabdichtungsvermögen der tonmineralreichen Gesteine in allen EG ausreichend wirksam sein (siehe Kriterium 2.1, Kap. 4.2.1.2; und Kap. 5.7 in Nagra 2024h).
In Kriterium 3.3 mittels Indikatoren bewertet wird die Robustheit der in den Kriterien 2.2 und 2.3 gemachten Aussagen zu folgenden Aspekten der Langzeitveränderungen:Nicht reduzierbare Ungewissheiten hinsichtlich Prognostizierbarkeit der Auswirkungen der geologischen Langzeitentwicklungen (insb. die Auswirkungen der Klimaentwicklung und der Erosion) werden mit dem bereits in Kriterium 2.2 (vgl. Anhang A.6) eingesetzten Indikator «Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte» erfasst (Kap. A.11.1)
Nicht reduzierbare Ungewissheiten hinsichtlich der Auswirkungen von lagerbedingten Einflüssen auf die Barrierewirkung unter pessimistischen Annahmen zu Gesteinseigenschaften werden mit den bereits in Kriterium 2.3 (vgl. Anhang A.7) eingesetzten Indikatoren «Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» und «Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG» erfasst (Kap. A.11.2).
Kap. A.11.3 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 3.3 «Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑12:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 3.3 «Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen»
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Der Indikator entspricht dem zur Beurteilung des Kriterium 2.2 verwendeten Indikator (Kap. A.6.1).
Sein Einsatz im Kriterium 3.3 dient der Überprüfung der im Kriterium 2.2 für die erwartete Langzeitentwicklung formulierten Bewertung auch unter Berücksichtigung der verbleibenden, mit erdwissenschaftlichen Untersuchungen nicht weiter reduzierbaren Ungewissheiten.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die Beurteilungsmethodik ist analog Kr 2.2 (Kap. A.6.1) definiert.
Anstelle des in Kr 2.2 für die erwartete Langzeitentwicklung betrachteten heutigen Entwässerungsszenarios werden der Bewertung des Indikators in Kr 3.3 pessimistische Annahmen für die geologische Langzeitentwicklung zugrunde gelegt. Für JO werden dazu alternative Entwässerungsszenarien betrachtet, die sich aus der lokalen Topographie ergeben könnten, während für NL und ZNO ein hypothetischer Flussverlauf direkt über der Lagerebene angenommen wird. Analog zu Kr 2.2 wird der P5-Wert für die alternativen bzw. abdeckenden Entwässerungsszenarien als pessimistischer (unterer) Eckwert der Restüberdeckung auch für ungünstige Langzeitentwicklung interpretiert.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala ist identisch zu derjenigen in Kr 2.2 (Kap. A.6.1).
Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die Indikatoren entsprechenden zur Beurteilung des Kriterium 2.3 verwendeten Indikatoren (Kap. A.7.2 und A.7.3).
Ihr Einsatz im Kriterium 3.3 dient der Überprüfung der mittels Kriterium 2.3 für die erwarteten Parameterwerte formulierten Bewertung unter Berücksichtigung der verbleibenden, mit erdwissenschaftlichen Untersuchungen nicht weiter reduzierbaren Ungewissheiten. Damit wird die Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderung analysiert.
Definition der Beurteilungsmethodik
Die Beurteilungsmethodik ist analog Kr 2.3 (Kap. A.7.2 und A.7.3) definiert.
Anstelle des in Kr 2.3 für die erwartete Langzeitentwicklung betrachteten Referenzfalls werden der Bewertung der Indikatoren in Kr 3.3 pessimistische Annahmen zu den relevanten Gesteinseigenschaften zugrunde gelegt. Zu diesem Zweck wird der 95-Perzentilwert der Kennzahl FPI verwendet (auch als FPI95% bezeichnet). Der P95-Wert wird in 5 % der Rechenfälle übertroffen bzw. in 95 % der Rechenfälle unterschritten. Er wird als pessimistischer (oberer) Eckwert der Bandbreite der thermisch und gasbedingten Überdrücke interpretiert.
Definition Bewertungsskala
Die Bewertungsskala ist identisch zu derjenigen in Kr 2.3 (Kap. A.7.4).
Tab. A‑11 enthält eine Zusammenfassung der für das Kriterium 3.3 «Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Tab. A‑11:Zu beurteilende Aspekte und verwendete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für das SGT-Kriterium 3.3 «Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahl |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
3.3 Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen |
||||
Nicht reduzierbare Ungewissheiten bzgl. geologischer Langzeitentwicklungen |
Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte |
Bandbreite der berechneten P5-Werte für das Lagerfeld gemäss heutiger Auslegung sowie für ausgewählte Punkte innerhalb des Bereichs des EG und der Platzreserven |
Identisch wie bei Kriterium 2.2 «Erosion» |
|
Nicht reduzierbare Ungewissheiten bzgl. lagerbedingter Einflüsse:
|
Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
FPI (Failure potential for intact host rock): P95-Wert der berechneten Bandbreite |
Identisch wie bei Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse» |
|
Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
Die SGT-Vorgaben für die beiden Kriterien sind in Fig. A‑13 und Fig. A‑14 wiedergegeben. Die zu beurteilenden Aspekte werden folgendermassen adressiert:
Die bautechnische Eignung wird auf der Grundlage einer integralen Bewertung der felsmechanischen Eigenschaften und Bedingungen im Wirtgestein sowie der geotechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse in den überlagernden Gesteinsformationen analysiert und mit dem Indikator «Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte» und einer einheitlichen Bewertungsskala erfasst. Um Doppelbewertungen bei den Kriterien 4.1 und 4.2 zu vermeiden, wird in Anlehnung an die Beschreibung der Kriteriengruppe 4 im Konzeptteil des SGT eine räumliche Abgrenzung der zu bewertenden Bauwerke vorgenommen (Fig. A‑15).
In Kriterium 4.1 werden die felsmechanischen Bedingungen und Eigenschaften für den Bau des geologischen Tiefenlagers beurteilt, unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf den Betrieb, die Überwachung und den Verschluss des geologischen Tiefenlagers. Im Fokus der Beurteilung stehen hier die Lagerkammern der Haupt- und Pilotlager sowie die Lagerfeldzugänge inkl. der Lagerfeldversiegelungen auf Lagerebene.
Analog werden in Kriterium 4.2 die bautechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse für die Zugänge zum geologischen Tiefenlager in den Phasen Bau, Betrieb, Überwachung und Verschluss beurteilt. Im Fokus der Beurteilung stehen hier die Zugangsbauwerke, der Zentrale Bereich, die Testbereiche sowie die Lagerfeldzugänge (inkl. Kontrollstollen des Pilotlagers) bis hin zu den Lagerfeldversiegelungen.
Kap. A.12.2 enthält eine Zusammenfassung der für die beiden Kriterien 4.1 und 4.2 im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und der dafür verwendeten Indikatoren und Bewertungsskalen.
Fig. A‑13:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 4.1 «Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen»
Gelbe Markierung: Aspekte, welche in SGT-Etappe 3 beurteilt werden
Fig. A‑14:Zu beurteilende Aspekte für das SGT-Kriterium 4.2 «Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung»
Fig. A‑15:Systemskizze mit Visualisierung der räumlichen Abgrenzung der bautechnischen Risikoanalyse zwischen den Kriterien 4.1 und 4.2
Kopie der Fig. 1-1 in Band 9 in (Nagra 2023).
Begründung des Indikators
Die felsmechanischen Eigenschaften und Bedingungen im Wirtgestein sowie die geotechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse in den überlagernden Gesteinsformationen bestimmen die anwendbaren bautechnischen Mittel (Ausbruchquerschnitt, Ausbruchsicherung, Wahl der Bauverfahren etc.), um das geologische Tiefenlager – unter Berücksichtigung der sicherheitstechnischen Anforderungen – zuverlässig und sicher erstellen, betreiben, verfüllen und versiegeln zu können. Der ordnungsgemässe Verschluss bildet den Startpunkt für die Langzeitentwicklung des Tiefenlagers.
Definition der Beurteilungsmethodik
Objekt der Beurteilung der bautechnischen Eignung sind die im EG erarbeiteten, beispielhaften Lagerprojekte. Mit deren Projektierung wurde der Nachweis erbracht, dass für die erwarteten Gebirgsverhältnisse ein geologisches Tiefenlager mit bekannten und im Untertagebau erprobten Baumassnahmen gebaut werden kann. Die bautechnische Risikoanalyse liefert den Nachweis, dass die bautechnischen Risiken auch bei abweichenden Gebirgsverhältnissen mit im Untertagebau bekannten und erprobten Massnahmen auf ein akzeptiertes Mass reduziert werden können. Mit diesen beiden Elementen wird der Nachweis der bautechnischen Machbarkeit erbracht.
Die beispielhaften Lagerprojekte sowie das detaillierte Vorgehen und die Ergebnisse der bautechnischen Risikoanalyse für HAA-, SMA- und Kombilager in den drei Standortgebieten sind im bautechnischen Dossier dokumentiert (Band 9 in Nagra 2023).
Definition Bewertungsskala
Für die Beurteilung der Kriterien 4.1 und 4.2 gelangt eine einheitliche Bewertungsskala zur Anwendung. Es werden zwei Bewertungsstufen unterschieden:
Als günstig wird eine Situation bezeichnet, in welcher der Nachweis der bautechnischen Machbarkeit für erwartete und für abweichende Verhältnisse möglich ist
Als ungünstig wird eine Situation bezeichnet, in der dieser Nachweis nicht möglich ist.
Die Bewertungsskala ist für das HAA-, SMA- und Kombilager identisch. Die Bewertungsstufen sehr günstig und bedingt günstig werden in Etappe 3 nicht verwendet.
Tab. A‑12 enthält eine Zusammenfassung der für die Kriterien 4.1 «Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen» und 4.2 «Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung» im Kontext der Etappe 3 beurteilten Aspekte und des dafür verwendeten Indikators und der Bewertungsskala.
Tab. A‑12:Zu beurteilende Aspekte und verwendeter Indikator mit Bewertungsskala für die SGT-Kriterien 4.1 «Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen» und 4.2 «Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung»
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikator |
Merkmal |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
4.1 Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen |
||||
Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen für Bau, Betrieb, Überwachung und Verschluss des geologischen Tiefenlagers |
Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte |
Nachweis erbracht / nicht erbracht |
sehr günstig: in E3 nicht verwendet günstig: Nachweis der bautechnischen Machbarkeit für erwartete und für abweichende Verhältnisse möglich bedingt günstig: in E3 nicht verwendet ungünstig: Nachweis der bautechnischen Machbarkeit für erwartete und für abweichende Verhältnisse nicht möglich |
|
4.2 «Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung» |
||||
Bautechnische und hydrogeologische Verhältnisse für Erstellung, Betrieb und Unterhalt der Zugangsbauwerke zu den Lagerkavernen und -stollen |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |
Tab. A‑13:SGT-Kriterien, zu beurteilende Aspekte und zugeordnete Indikatoren mit ihren Bewertungsskalen für HAA und SMA
Kriterien / zu beurteilende Aspekte |
Indikatoren |
Kennzahlen / qualitative Merkmale |
Bewertungsskala HAA |
Bewertungsskala SMA |
---|---|---|---|---|
1.1 Räumliche Ausdehnung |
||||
Laterale Ausdehnung EG |
Platzangebot untertage |
Fläche des EG und der Platzreserven (in km2) |
sehr günstig: >6 km2 günstig: 3 – 6 km2 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
sehr günstig: >3.6 km2 günstig: 1.8 – 3.6 km2 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
Vertikale Ausdehnung EG |
Mächtigkeit EG |
Mächtigkeit EG über den Bereich des EG und der Platzreserven gemittelt (in m) |
sehr günstig: >150 m günstig: 100 – 150 m bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Flexibilität bei Anordnung Lagerfelder |
Seismisch kartierte Störungen an Wirtgesteinsgrenzen |
Ungestörter Flächenanteil der Wirtgesteinsgrenzen im Bereich des EG und der Platzreserven (in %) |
sehr günstig: 75 – 100 % günstig: 50 – 75 % bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
1.2 Hydraulische Barrierewirkung |
||||
Hydraulische Barrierenfunktion |
Darcy-Fluss im EG |
Messwerte der erwarteten vertikalen hydraulischen Durchlässigkeit (harmonisches Mittel Kv über gesamten Schichtstapel des EG; hydr. Gradient iv zwischen Aquiferen aufgespannt); Darcy-Fluss vD = Kviv |
sehr günstig: vD ≤ 10-12 m/s (diffusionsdominierter Radionuklid-Transport) günstig: vD ≤ 10-11 m/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Transportbarrieren-Funktion |
Tracer-Fluss im EG |
Messwerte der effektiven Diffusionskoeffizienten (harmonisches Mittel De über Schichtstapel von der Lagerebene bis Obergrenze EG bzw. bis Untergrenze EG) |
sehr günstig: De ≤ 10-11 m2/s (diffusionsdominierter Radionuklid-Transport) günstig: De ≤ 10-10 m2/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Regionale hydrogeologische Situation |
Unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation |
Evidenz für hohes Alter der Porenwässer im Opalinuston und für hohe Verweilzeiten der Grundwässer in den Aquiferen ober- und unterhalb des EG |
sehr günstig: Zusätzlich zum hohen Alter der Porenwässer im Opalinuston belegen Evidenzen einen hohen Anteil an altem Grundwasser (bzw. die Abwesenheit jüngerer Grundwasserkomponenten) auch in den nächsten Aquiferen ober- und unterhalb des EG. günstig: Evidenzen belegen das hohe Alter der Porenwässer im Opalinuston. bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
1.3 Geochemische Bedingungen |
||||
Mineralogie im EG |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen |
Messwerte des Tonmineralgehalts im WG |
sehr günstig: >40 Gew.-% günstig: <40 Gew.-% bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Porenwasserchemie im EG |
Salinität im WG |
Messwerte der Ionenstärke des Porenwassers im WG |
sehr günstig: <0.01 mol/l günstig: 0.01 – 0.7 mol/l bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
1.4 Freisetzungspfade |
||||
Art des mikroskopischen Porenraums im intakten WG |
Art der Transportpfade und Ausbildung des Porenraums im WG |
Qualitative Beurteilung auf der Grundlage von Messwerten aus Kernproben im WG: Porengrössenverteilung, spezifische Oberfläche, anionenzugängliche Porosität, Diffusionskoeffizienten |
sehr günstig: (äquivalent) poröses Medium günstig: Wasserführung in Diskontinuitäten mit beschränktem Channeling und günstigen Bedingungen für Matrixdiffusion bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Art der Transportpfade entlang diskreter tektonischer Elemente im WG |
Störungstransmissivität im WG |
Messwerte aus Packer-Tests in Tiefbohrungen im WG («best estimate»-Werte) |
sehr günstig: T ≤ 10-11 m2/s günstig: T ≤ 10-10 m2/s bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Selbstabdichtungsvermögen im WG |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Selbstabdichtungsvermögen |
Messwerte des Tonmineralgehalts im WG |
sehr günstig: ausgeprägtes Selbstabdichtungsvermögen (Tonmineralgehalt >40 Gew.-%) günstig: signifikantes Selbstabdichtungsvermögen (Tonmineralgehalt 20 – 40 Gew.-%) bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
2.1 Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften |
||||
Störung des Gesteinsverbandes im EG durch differenzielle Bewegungen (Neotektonik) |
Seismisch kartierte Störungen in kompetenten Formationen |
ungestörter Flächenanteil in kompetenten Formationen im Bereich des EG und der Platzreserven (in %) |
sehr günstig: 75 – 100 % günstig: 50 – 75 % bedingt günstig: 10 – 50 % ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Seismizität |
Seismische Aktivität: Definition von grossräumigen Zonen mit unterschiedlicher Häufigkeits-Magnituden-Verteilung von Erdbeben |
sehr günstig: in E3 nicht verwendet günstig: keine erhöhte Seismizität bedingt günstig: erhöhte Seismizität ungünstig: in E3 nicht verwendet |
||
Bildung neuer Wasser- und Gaswegsamkeiten durch geochemische Vorgänge (Lösungsprozesse, Karstbildung, Wasser-Gesteins-Wechselwirkung) |
Potenzial für Bildung von Wasserwegsamkeiten durch Lösungsprozesse
(3 separate Indikatoren) |
Verkarstungs-potenzial (unter Berücksichtigung der hydrogeologischen und hydrochemischen in-situ-Bedingungen). |
sehr günstig: Verkarstung ist nicht möglich. günstig: Verkarstung ist unter speziellen Bedingungen nicht vollständig auszuschliessen. bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
2.2 Erosion |
||||
Tiefenlage des Lagers, Hebungsrate, Erosionsrate (nicht-glaziale Erosion und Erosion mit glazialer Übertiefung) |
Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte |
Bandbreite der berechneten P5-Werte für das Lagerfeld gemäss heutiger Auslegung sowie für ausgewählte Punkte innerhalb des Bereichs des EG und der Platzreserven |
sehr günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt mindestens 250 m günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt 200 m bis 250 m bedingt günstig: Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des BZR beträgt 50 m bis 200 m ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
2.3 Lagerbedingte Einflüsse |
||||
Auflockerungszone |
Länge des Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein |
RPL (normierte Länge des RN-Transportpfads im intakten Wirtgestein) |
sehr günstig: RPL ≤ 0.7 günstig: 0.7 < RPL ≤ 0.9 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Thermisch bedingte Effekte im EG |
Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
FPI (Failure potential for intact host rock) für den Referenzfall |
sehr günstig: FPI ≤ 0.7 günstig: 0.7 < FPI ≤ 1 bedingt günstig: FPI >1 ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Gasbedingte Effekte im EG |
Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
|||
2.4 Nutzungskonflikte |
||||
Nutzungswürdige Rohstoffe |
Rohstoffvorkommen
(3 Indikatoren) |
Nutzungspotenzial von Rohstoffen in der potenziellen Lagerzone |
sehr günstig: kein identifiziertes Nutzungspotenzial günstig: mögliches Nutzungspotenzial, aber nicht in einem für die Schweiz besonderen Masse bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Nutzungswürdige Ressourcen (Geothermie und weitere energiebezogene Ressourcen) |
Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen des Untergrunds |
Nutzungspotenzial für Geothermie, CO2- und Erdgasspeicherung in der potenziellen Lagerzone |
||
Mineralquellen und Thermen |
Mineral- und Thermalwassernutzungen |
Nutzungspotenzial für Mineral- und Thermalwasser in der potenziellen Lagerzone |
||
3.1 Charakterisierbarkeit der Gesteine |
||||
Auswirkungen von nicht reduzierbaren Ungewissheiten bzgl. der standortspezifischen Ausprägung der Fazies-Variabilität und der sicherheitsrelevanten Strömungs- und Transporteigenschaften des Opalinustons und der Rahmengesteine |
Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften im Opalinuston |
Normierter Stofffrachtaustrag aus dem EG (NTF): P95-Wert der berechneten Bandbreite |
sehr günstig: NTF ≤ 0.001 günstig: 0.001 < NTF ≤ 0.01 bedingt günstig / ungünstig: in E3 nicht verwendet |
|
Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften in den Rahmengesteinen |
||||
3.2 Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse |
||||
Vertikale Ausdehnung des EG |
Auswirkungen der Ungewissheiten zu den EG- begrenzenden Aquiferen |
Mächtigkeit EG über den Bereich des EG und der Platzreserven gemittelt (in m), mit potenziell zusätzlichen uRG |
Identisch wie bei Indikator «Mächtigkeit EG» in Kriterium 1.1 |
|
3.3 Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen |
||||
Nicht reduzierbare Ungewissheiten bzgl. geologischer Langzeitentwicklungen |
Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte |
Bandbreite der berechneten P5-Werte für das Lagerfeld gemäss heutiger Auslegung sowie für ausgewählte Punkte innerhalb des Bereichs des EG und der Platzreserven |
Identisch wie bei Kriterium 2.2 «Erosion» |
|
Nicht reduzierbare Ungewissheiten bzgl. lagerbedingter Einflüsse:
|
Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
FPI (Failure potential for intact host rock): P95-Wert der berechneten Bandbreite |
Identisch wie bei Kriterium 2.3 «Lagerbedingte Einflüsse» |
|
Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
||||
4.1 Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen |
||||
Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen für Bau, Betrieb, Überwachung und Verschluss des geologischen Tiefenlagers |
Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte |
Nachweis erbracht / nicht erbracht |
sehr günstig: in E3 nicht verwendet günstig: Nachweis der bautechnischen Machbarkeit für erwartete und für abweichende Verhältnisse möglich bedingt günstig: in E3 nicht verwendet ungünstig: Nachweis der bautechnischen Machbarkeit für erwartete und für abweichende Verhältnisse nicht möglich |
|
4.2 Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung |
||||
Bautechnische und hydrogeologische Verhältnisse für Erstellung, Betrieb und Unterhalt der Zugangsbauwerke zu den Lagerkavernen und -stollen |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |
Identisch wie bei Kriterium 4.1 |