Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)

Die Ausbildung einer Auflockerungszone beim Bau und Betrieb der Lagerkammern kann das Transport­verhalten der Radionuklide in der natürlichen Barriere beeinflussen. Dabei spielt die Ver­kürzung des Radionuklid-Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein eine wichtige Rolle. Ein günstiges Verhältnis aus Mindest-Transportpfadlänge und verkürzter Transportpfadlänge im intakten Wirtgestein gewährleistet den langfristigen Erhalt der Barriereeigenschaften im Wirt­gestein.

Definition der Beurteilungsmethodik

Objekt der Beurteilung ist das Wirtgestein, da sich die Ausdehnung der Auflockerungszone auf das unmittelbar an die Lagerkammern angrenzende Gestein beschränkt. Die Beurteilung des Indikators «Länge des Freisetzungspfads im intakten WG» stützt sich auf Ergebnisse von proba­bi­listischen Modellrechnungen zum felsmechanischen Systemverhalten beim Bau der Lager­kammern und auf felsmechanische Experimente (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Die Modellrechnungen erfassen alle Prozesse, welche zur Bildung einer Auflockerungszone im angrenzenden Gestein und damit zu einer Verkürzung des Radionuklidfreisetzungspfads im intakten Wirtgestein führen.

Für die Beurteilung der Ausdehnung der Auflockerungszone wird die normierte Länge des Radio­nuklid-Transportpfads im intakten Wirtgestein verwendet (Kennzahl RPL, «reduced path length in the intact host rock»). Die Kennzahl ist gleich dem Quotienten aus Mindest-Transportpfadlänge und verkürzter Transportpfadlänge im intakten Wirtgestein. Als Mindest-Transportpfadlänge wurden 35 m für HAA und 20 m für SMA berücksichtigt (unter Vernachlässigung der Beiträge der Rahmengesteine zur Barrierewirkung, vgl. Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Für diese Werte wird das Schutz­kriterium von 0.1 mSv/a deutlich unterschritten. Die verkürzte Transportpfadlänge entspricht der halben Mächtigkeit des Opalinustons abzgl. Radius der Lagerkammer, Mächtigkeit der EDZ sowie – bei SMA – eines weiteren Abzugs aufgrund der horizontalen Ausrichtung der Lager­kavernen in fallender Schichtneigung des Opalinustons (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i).

Definition Bewertungsskala

Die Bewertungsstufe sehr günstig wird erreicht, wenn RPL ≤ 0.7. In diesem Bereich beträgt die Mindest-Transportpfadlänge weniger als 70 % der verkürzten Transportpfadlänge im intakten Wirt­gestein. Für günstig gilt 0.7 < RPL ≤ 0.9.

Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen beding günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.