Tab. B‑1:Überprüfung der Indikatoren in SGT-Etappe 3
Indikatoren und Nummerierung aus Etappe 2 gemäss Tab. 2.3-7 in Nagra (2014b)
Nr. |
Indikatoren Etappe 2 |
Überprüfung / Präzisierung / Änderungsbedarf |
Indikatoren Etappe 3 |
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1.1 Räumliche Ausdehnung |
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8 |
Platzangebot untertags |
In E2 wurde ein standortspezifischer Richtwert für den Platzbedarf für das umhüllende Abfallinventar berechnet (u. B. von Ungewissheiten bzgl. Störungsvorkommen, tektonischer Überprägung, Tiefenlage, Mächtigkeit, Neigung etc.), als Messlatte für die Bewertung des Platzangebots, vgl. S. 240 und Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). Die Datengrundlage in E3 bestätigt, dass alle Standortgebiete über grossräumige potenzielle Lagerzonen verfügen, u. a. auch weil die maximale Tiefe in E3 nicht mehr begrenzend ist, siehe unten. In E3 definiert die Nagra anhand der Lagerprojekte für alle Standortgebiete einen einheitlichen Platzbedarf pro Lagertyp sowie einheitliche Platzreserven, die ein Mehrfaches davon betragen. Zudem wird in der qualitativen Bewertung neben der Grösse des Platzangebots auch die Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder unter Berücksichtigung der seismisch kartierten Störungen an den Wirtgesteinsgrenzen verglichen. |
Platzangebot untertag Seismisch kartierte Störungen an Wirtgesteinsgrenzen |
5 |
Mächtigkeit |
In E2 wurde die «nutzbare» Mächtigkeit des EG standortspezifisch bewertet (d. h. barrierewirksame Gesteine mit langfristig genügender Überdeckung zur Vermeidung einer Gesteins-Dekompaktion), vgl. Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 wird eine zeitliche Entflechtung der Anfangsbedingung und der erwarteten Langzeitentwicklung zwischen den KG 1 und 2 vorgenommen. Entsprechend wird in KG 1 die Mächtigkeit des EG zu Beginn der Nachverschlussphase betrachtet. Die integrale Beurteilung der Erosion ist Thema von Kriterien 2.2 und 3.3. |
Mächtigkeit EG |
1,2, 3,4 |
Tiefenlage |
In E2 wurde die Tiefenlage anhand von 4 Indikatoren hinsichtlich min. Anforderungen (aus Sicht Langzeitentwicklung/Schutz vor Erosion und Gesteins-Dekompaktion) sowie max. Anforderungen (aus Sicht bautechnischer Machbarkeit) formuliert. In E3 wird die Tiefenlage bei der Definition der Bewertungsobjekte berücksichtigt (Nagra 2024d) und fliesst in die integrale Beurteilung der entsprechenden Themen in den KG 2, 3 und 4 ein. |
Tiefenlage wird in Kriterien 2.2, 2.3, 3.3 und in Kriteriengruppe 4 bei verschiedenen Indikatoren berücksichtigt. |
1.2 Hydraulische Barrierewirkung |
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9 |
Hydraulische Durchlässigkeit |
In E2 wurde die hydraulische Durchlässigkeit der Wirtgesteine als Einzelaspekt bewertet (unabhängig von hydraulischer Gesamtsituation), vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 liegt nun eine verbesserte, standortspezifische Datengrundlage vor. Deshalb wird eine quantitative Betrachtung der hydraulischen Barrierewirkung des EG bzgl. Wasserfluss und Tracer-Transport durchgeführt. |
Darcy-Fluss im EG Tracer-Fluss im EG |
2 |
Tiefenlage unter Terrain im Hinblick auf Gesteins-Dekompaktion |
In E2 wurde die Tiefenlage unter Terrain als Einzelaspekt standortspezifisch bewertet (im Hinblick auf eine langfristig genügende Überdeckung zur Vermeidung einer Gesteins-Dekompaktion), vgl. S. 240 und Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 wird in KG 1 neu der Zeitpunkt zu Beginn der Nachverschlussphase betrachtet (zeitliche Entflechtung der Anfangsbedingung und der erwarteten Langzeitentwicklung). Die integrale Beurteilung der Erosion ist Thema der Kriterien 2.2 und 3.3. |
In Kriterien 2.2 und 3.3 berücksichtigt |
10 |
Grundwasser-stockwerke |
In E2 wurde eine qualitative Beurteilung des Grundwasserstockwerkbaus pro Standortgebiet durchgeführt (als indirekte Evidenz für die hydraulische Barrierewirkung des EG), vgl. Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 wurden in allen Tiefbohrungen Porenwasseruntersuchungen durchgeführt und die Isotopenzusammensetzung der Porenwasser des EG und der Grundwässer der nächstliegenden Aquifere bestimmt. Mittels verfeinerter Methoden wurden auch die Verweilzeiten des Grundwassers in den Aquiferen weiter eingegrenzt und zur Beurteilung der Fliessdynamik verwendet. Deshalb wird der Indikator «unabhängige Evidenzen für die Langzeitisolation» in E3 zur Beurteilung der regionalen hydrogeologischen Situation in Kr 1.2 anstatt wie in E2 in Kr 3.3 zur Beurteilung der Progonstizierbarkeit der Langzeitveränderungen eingesetzt. Damit entfällt eine separate Beurteilung des Indikators «Gundwasserstockwerke». |
Unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation |
1.3 Geochemische Bedingungen |
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Mineralogie |
In E2 wurden diese Aspekte für die verschiedenen Wirtgesteine mit unterschiedlichen Eigenschaften getrennt beurteilt. Unterschiede in den geochemischen Bedingungen wurden vor allem bei den Wirtgesteinen Effinger Schichten und den Mergel-Formationen festgestellt, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 ist der Opalinuston als Wirtgestein für beide Lagertypen gesetzt; die standortspezifischen Untersuchungen der geochemischen Bedingungen in Etappe 3 zeigen, dass Opalinuston in vergleichbarer Qualität in allen Standortgebieten vorliegt (Nagra 2024h). In Etappe 3 wird deshalb auf eine separate Beurteilung der Indikatoren «pH», «Redox-Bedingungen» und «Mikrobielle Prozesse» verzichtet. Kolloide sind im Opalinuston immobil, der Indikator entfällt somit. Die Salinität ist in JO leicht verringert, weshalb die sicherheitstechnische Relevanz bewertet und verglichen wird. Der Indikator «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen» wird wegen seiner grossen Bedeutung für die Radionuklid-Rückhaltung anstelle des Indikators «Mineralogie» weiterhin betrachtet. |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptionsvermögen |
12 |
pH |
In E3 werden diese Indikatoren nicht mehr verwendet, da sehr günstige Verhältnisse im Opalinuston bestätigt |
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13 |
Redox-Bedingungen |
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14 |
Salinität |
Salinität im WG |
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15 |
Mikrobielle Prozesse |
In E3 werden diese Indikatoren nicht mehr verwendet, da sehr günstige Verhältnisse im Opalinuston bestätigt |
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Kolloide |
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1.4 Freisetzungspfade |
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Art der Trans-portpfade und Ausbildung des Porenraums |
In E2 wurden diese Aspekte wirtgesteinsspezifisch beurteilt, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 ist der Opalinuston als Wirtgestein für beide Lagertypen gesetzt; er erbringt den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natürlichen Barriere. Entsprechend dieser zentralen Rolle werden seine Eigenschaften auch in E3 verglichen. Der Einfluss der standortspezifischen Ausprägung der Faziesvariabilität und der Transporteigenschaften des Opalinustons und der Rahmengesteine im EG wird in E3 in Kr 3.2 quantifiziert. Entsprechend entfällt der Indikator «Homogenität des Gesteinsaufbaus». |
Art der Transportpfade und Ausbildung des Porenraums im WG |
20 |
Transmissivität präferenzieller Freisetzungs-pfade |
Störungstransmissivität im WG |
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Selbstabdichtungsvermögen |
Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Selbstabdichtungsvermögen |
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18 |
Homogenität des Gesteinsaufbaus |
Siehe Kriterium 3.1 |
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19 |
Länge der massgebenden Freisetzungsfade |
In E2 bezog sich der Indikator auf die für die Barrieren-wirkung massgebenden vertikalen Beiträge zur Trans-portpfadlänge (im massgebenden Fall nur innerhalb des Wirtgesteins sensu stricto) und wurde wirtgesteinsspezifisch bewertet, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 erfolgt die Bewertung der Länge der Freisetzungspfade neu im Kontext der Kriterien 1.1 (Mächtigkeit EG), 1.2 (quantitative Beurteilung des Darcy-Flusses und des Tracer-Flusses, unter Berücksichtigung des Abstands zu den nächstliegenden Aquiferen ober- und unterhalb des Opalinustons), 2.3 (lagerbedingte Einflüsse/EDZ) und 3.2 (verbleibende Ungewissheiten zur Begrenzung des EG). Dabei wird das Verhalten des Gesamtsystems auf der Grundlage standortspezifischer Daten und Systemanalysen bewertet. |
Siehe Kriterien 1.1, 1.2 2.3, 3.2 |
2.1 Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften |
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23 |
Modellvorstel-lungen zur Langzeitent-wicklung (Geo-dynamik und Neotektonik; weitere Prozesse) |
In E2 wurde das tektonische Regime auf Ebene Gross-raum qualitativ bewertet (Tafeljura und nordöstliches Molassebecken, Vorfaltenzone, östliche Subjurassische Zone, Alpen). Massgebende Prozesse für Bewertung des Kriteriums 2.1: Alpiner Fernschub, transpressive/ kompressive Reaktivierung Permokarbontrog, tektonische Überprägung; vgl. S. 252 – 253 in Nagra (2014b). Dabei wurde sowohl eine Reaktivierung bestehender Störungen als auch eine Neubildung von Störungen in Betracht gezogen. In E3 liegt nun eine verbesserte Datengrundlage mit geringeren Ungewissheiten vor, inkl. verbessertes Verständnis der Gebirgsspannungsverhältnisse und Geodynamik. Die Bewertung der Modellvorstellungen zur Langzeitentwicklung wurde deshalb neu überdacht und es wird ein neuer, quantitativer Indikator eingeführt. Die seismisch kartierten Störungen in den kompetenten Formationen ober- und unterhalb des EG fungieren als Indikator für zukünftige, differenzielle Bewegungen des Gesteinsverbands. Dies, weil in E3 von einer Reaktivierung bestehender Störungen ausgegangen und die Bildung neuer Störungen nicht erwartet wird. Die kartierten Störungen an den Wirtgesteinsgrenzen werden im Kr 1.1 als Indikator für bestehende Beanspruchungen im EG bewertet. |
Seismisch kartierte Störungen in kompetenten Formationen |
24 |
Seismizität |
In E3 wird analog wie in E2 verfahren. |
Seismizität |
27 |
Potenzial zur Bildung neuer Wasserwegsamkeiten (Verkarstung) |
In E2 erfolgte die Bewertung des Verkarstungspotenzials wirtgesteinsspezifisch anhand des Karbonatgehalts bzw. bestehender Kalkbänke und der hydrogeologischen Gesamtsituation, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 liegt nun eine verbesserte Datengrundlage vor, auf deren Basis eine differenziertere Beurteilung des Verkarstungspotenzials i) innerhalb des WG und ii) in den oberen und unteren Rahmengesteinen erfolgt . |
Potenzial für Bildung von Wasserwegsamkeiten durch Lösungsprozesse:
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2.2 Erosion |
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28 |
Erosion im Betrachtungs-zeitraum |
In E2 wurde dieser Indikator anhand der grossräumigen Hebungsrate bewertet, vgl. Fig. 4.2-2 in Nagra (2014b). In E3 entfällt die Bewertung dieses Einzelaspekts zugunsten eines verfeinerten methodischen Ansatzes zur integralen Bewertung der Erosion (vgl. unten). |
Ist neu Teil der integralen Bewertung der Erosion (vgl. unten). |
3 |
Tiefenlage unter lokaler Erosionsbasis im Hinblick auf die Bildung neuer Rinnen |
In E2 erfolgte eine standortspezifische Bewertung der Tiefenlage der WG-Obergrenze unter lokaler Erosionsbasis und Tiefenlage der WG-Obergrenze unter Fels (als Messgrössen für den Schutz des Wirtgesteins vor neuen Rinnen und vor den Auswirkungen glazialer Tiefenerosion), vgl. auch Tab. 4.4-1 und Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 wird die Tiefenlage bei der Definition der Bewertungsobjekte berücksichtigt und die Datengrundlage bzgl. erosiver Prozesse in der Vergangenheit wurde gegenüber E2 erheblich verbessert. Die Beurteilung der Erosion erfolgt anhand systematischer hybrid-probabilistischer Modellrechnungen, unter integraler Berücksichtigung aller relevanten Eigenschaften und Prozesse (Tiefenlage, Hebungs- und Erosionsraten, Vergletscherung, glaziale Tiefenerosion, Bildung neuer Rinnen, Erosionsresistenz etc.). Ergebnis dieser Modellrechnungen sind Dichteverteilungen der Restüberdeckung der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums, welche in die Beurteilung von Dekompaktionseffekten einfliessen. |
Restüberdeckung im Hinblick auf Dekompaktionseffekte |
4 |
Tiefenlage unter Fels im Hinblick auf glaziale Tiefenerosion |
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2.3 Lagerbedingte Einflüsse |
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Auflockerungs-zone im Nah-bereich der Untertagebauten |
In E2 erfolgte die Beurteilung der Auflockerungszone wirtgesteinsspezifisch und überwiegend qualitativ. Aufgrund der begrenzten Tiefenlage (600 m u. T. für SMA und 700 m u. T. für HAA) wurde festgehalten, dass die Auflockerungszone (im Bereich der Lagerkammen und der Versiegelungen) durch geeignete technische Massnahmen kontrolliert werden kann und nach Lagerverschluss weitgehend selbstabgedichtet wird, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 wird die Tiefenlage der Lagerebene im Gegensatz zu E2 aufgrund der verbesserten Datenlage mit verringerten Ungewissheiten und angepassten Ausbaukonzepten nicht mehr beschränkt. Die Beurteilung der Auflockerungszone erfolgt standort- und lagertypspezifisch mittels felsmechanischer, probabilistischer Modellrechnungen. Als massgebender Indikator für die Ausdehnung der EDZ wird die Länge des Freisetzungspfads im intakten Opalinuston berechnet. |
Länge des Freisetzungspfads im intakten WG |
30 |
Chemische Wechselwirkungen |
In E2 erfolgte die Beurteilung der chemischen Wechselwirkungen zwischen technischen und natürlichen Barrieren wirtgesteinsspezifisch und qualitativ. Im Fokus standen Langzeitauswirkungen von alkalischen Zementporenwässern und die Oxidation des Wirtgesteins während der Bau- und Betriebsphase. Diese Auswirkungen sind auf das Nahfeld (stollennahes Gestein) begrenzt und wurden als sicherheitstechnisch unbedeutend eingestuft, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). Modellrechnungen in E3 bestätigen, dass chemische Wechselwirkungen auf das unmittelbar angrenzende Wirtgestein (im Zentimeterbereich) begrenzt bleiben (Nagra 2024j). Für den Standortvergleich spielen chemische Wechselwirkungen im Wirtgestein deswegen keine Rolle und der Indikator entfällt. |
In E3 wird dieser Indikator nicht mehr verwendet, da sehr günstige Verhältnisse im Opalinuston bestätigt. |
31 |
Verhalten des Wirtgesteins bzgl. Gas |
In E2 erfolgte die Beurteilung der gasbedingten Auswirkungen wirtgesteinsspezifisch und überwiegend quantitativ. Im Fokus standen Langzeitauswirkungen von Korrosions- und Degradationsgasen auf das Wirtgestein (Gasdruckaufbau und -freisetzung). Durch geeignete technische Massnahmen können die gasbedingten Auswirkungen begrenzt werden. Sie wurden in E2 zwar insgesamt als bedingt günstig, aber nicht als sicherheitstechnisch relevant für die Langzeitsicherheit eingestuft, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 ist eine verbesserte Datenlage mit verringerten Ungewissheiten bzgl. Gasbildung, Gesteinsparametern für die Gasfreisetzung und Gebirgsspannungen verfügbar. Die Beurteilung der erwarteten gasbedingten Einflüsse erfolgt neu quantitativ für die standortspezifischen Lagerprojekte. Als massgebender Indikator wird der erwartete gasbedingte Porenwasser-Überdruck in den technschen Barrieren und im angrenzenden Wirtgestein anhand gekoppelter, probabilistischer Modellrechnungen ermittelt. |
Gasbedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
32 |
Verhalten des Wirtgesteins bzgl. Temperatur |
In E2 erfolgte die Beurteilung der thermischen Auswir-kungen wirtgesteinsspezifisch und überwiegend quantitativ (nur für HAA-Lager). Im Fokus standen Auswirkungen erhöhter Porenwasserdrücke und Temperaturen auf das Wirtgestein. Durch geeignete technische Massnahmen können die thermischen Auswirkungen begrenzt werden. Sie wurden in E2 zwar insgesamt als bedingt günstig, aber nicht als sicherheitstechnisch relevant für die Langzeitsicherheit des HAA-Lagers eingestuft, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 ist eine verbesserte Datenlage mit verringerten Ungewissheiten bzgl. Quellterm, Gesteinsparametern und Gebirgsspannungen verfügbar. Die Beurteilung der erwarteten thermischen Einflüsse erfolgt neu quantitativ für die standortspezifischen Lagerprojekte. Als massgebender Indikator wird der erwartete thermisch bedingte Porenwasser-Überdruck im Wirtgestein anhand gekoppelter, probablistischer Modellrechnungen ermittelt. |
Thermisch bedingte Porenwasser-Überdrücke im WG |
2.4 Nutzungskonflikte |
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33, 34, 35 |
Rohstoffvorkommen oberhalb / innerhalb / unterhalb des Wirtgesteins (3 Indikatoren) |
In E2 erfolgte die Bewretung nutzungswürdiger Ressourcenvorkommen mittels indikatorspezifischer Bewertungsmethoden und -skalen, vgl Nagra (2014b). Die so identifizierten Unterschiede zu den Nutzungskonflikten wurden aus Sicht Langzeitsicherheit nicht als entscheidrelevant betrachtet. Darauf aufbauend wurde in E3 eine einheitliche Beurteilungsmethodik und Bewertungsskala für alle Indikatoren des Kr 2.4 angewandt. Ziel ist, aus Sicht der Langzeitsicherheit allfällige Situationen zu identifizieren, in denen nutzungswürdige Ressourcen in einem besonderen Masse vorkommen und somit ein erhöhtes Potenzal für Nutzungskonflikte sowie eine damit verbundene Verletzung des Barrierensystems besteht. |
Rohstoffpotenzial oberhalb / innerhalb / unterhalb WG (3 Indikatoren) |
37 |
Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen des Untergrunds |
Geothermie und weitere energiebezogene Nutzungen des Untergrunds |
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36 |
Mineral- und Thermalwas-sernutzungen |
Vgl. Ausführungen zu Rohstoffvorkommen, Geothermie und weiteren energiebezogenen Nutzungen des Untergrunds. In E2 wurden mit diesem Indikator auch bedeutende Mineral- und Thermalwassernutzungen ausserhalb der Standortgebiete bewertet, welche durch die Bauten auf Lagerebene oder durch die Zugänge nach Untertage beeinträchtigt werden könnten, vgl. Fig. 4.4-8 in Nagra (2014b). In E3 wurden allfällige hydraulische Verbindungen zu bedeutsamen Quellen und Wasservorkommen im Rahmen der Umweltverträglichkeit des Projektes beurteilt. Somit wurden in E3 solche allfälligen hydraulischen Wechselwirkungen nicht mehr im Rahmen des Sicherheitstechnischen Vergleichs der Standortgebiete betrachtet. |
Mineral- und Ther-malwassernutzungen |
3.1 Charakterisierbarkeit der Gesteine |
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39 |
Variabilität der Gesteinseigen-schaften i.H. auf ihre Charakterisierbarkeit |
In E2 erfolgte die Bewertung dieses Indikators wirtge-steinsspezifisch anhand der Merkmale Lagerungsverhältnisse, Homogenität bzw. Heterogenität der Gesteinsbeschaffenheit (inkl. harte Bänke), Variabilität der Gesteinseigenschaften, Existenz und Art von Diskontinuitäten als Folge der tektonischen Überprägung, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 liegt nun eine verbesserte, standortspezifische Datengrundlage vor. Die benötigten Daten konnten mit hoher Zuverlässigkeit gewonnen und die Bandbreite der Gesteinsvariabilität reduziert werden. Deshalb wird eine integrale Betrachtung der verbleibenden Ungewissheiten anhand von probabilistischen Modellrechnungen zu Stofffrachten durchgeführt. Damit werden die sicherheitstechnischen Auswirkungen von nicht reduzierbaren Ungewissheiten bzgl. der standortspezifischen Ausprägung der Faziesvariabilität und der Transporteigenschaften des Opalinustons und seiner Rahmengesteine quantifiziert. |
Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften im Opalinuston Auswirkungen der Variabilität der Transporteigenschaften in den Rahmengesteinen |
40 |
Erfahrungen |
In E2 erfolgte die Bewertung dieses Indikators wirtge-steinsspezifisch anhand der Erfahrungen, die bei Entsorgungsprojekten in der Schweiz (SGT-Etappe 1, Projekt Entsorgungsnachweis, Projekt Wellenberg, Felslabor Mont Terri etc.), mit vergleichbaren Wirtgesteinen im Ausland (z. B. Callovo-Oxfordian-Tonsteine in F) sowie mittels Analogieschlüssen gesammelt wurden. In E3 liegt nun eine verbesserte, standortspezifische Datengrundlage vor. Die geologischen Kenntnisse sind in allen Standortgebieten gleichwertig und werden mittels Modellrechnungen betrachtet (vgl. oben). Damit entfällt eine separate Beurteilung dieses Indikators. |
In E3 wird dieser Indikator nicht mehr verwendet, da nun eine robuste standortspezifische Datengrundlage für die qualitative Bewertung vorliegt. |
3.2 Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse |
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43 |
Explorations-verhältnisse im geologischen Untergrund |
In E2 erfolgte die Bewertung dieses Indikators wirtge-steinsspezifisch anhand der Existenz von seismischen Markerhorizonten im oder in der Nähe des Wirtgesteins sowie anhand der Homogenität des Wirtgesteins (inkl. lateraler Korrelationslängen), unter Berücksichtigung der Möglichkeit, grössere Störungen (mit detektierbaren Schichtversätzen) zu lokalisieren, vgl. Kap. 3.3 in Nagra (2014b). In E3 liegt nun eine verbesserte, standortspezifische Datengrundlage vor. Die benötigten Daten konnten mit hoher Zuverlässigkeit gewonnen und die Bandbreite der Ungewissheiten reduziert werden. Die verbleibenden Ungewissheiten zur Tiefenlage und Schichtmächtigkeit sind in den Standortgebieten vergleichbar gering. Die verbleibenden, konzeptuellen Ungewissheiten zur hydrogeologischen Ausprägung des Keuper-Aquifers - und damit insbesondere zur unteren Begrenzung des EG in NL - werden mit einem spezifischen Indikator erfasst. |
Auswirkungen der Ungewissheiten zu den EG-begrenzenden Aquiferen |
44 |
Explorations-bedingungen an Oberfläche |
In E2 erfolgte die Bewertung dieses Indikators standortspezifisch anhand der seismischen Abbildungsqualität (mögliche Einschränkungen an der Oberfläche, Existenz mächtiger Quartärfüllungen und weitere Störeinflüsse wie Fluglärm etc.), vgl. Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 wurden in allen Standortgebieten 3D-seismische Untersuchungen und Tiefbohrungen erfolgreich durchgeführt. Damit entfällt eine separate Beurteilung dieses Indikators. |
In E3 wird dieser Indikator nicht mehr verwendet, da nun eine robuste standortspezifische Datengrundlage für die qualitative Bewertung vorliegt. |
3.3 Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen |
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23 |
Modellvorstellungen zur Langzeitentwicklung (Geodynamik und Neotektonik; weitere Prozesse) |
In E2 wurde das tektonische Regime auf Ebene Gross-raum qualitativ bewertet (Tafeljura und nordöstliches Molassebecken, Vorfaltenzone, östliche Subjurassische Zone, Alpen, vgl. Kr 2.1), unter Berücksichtigung weiterer standortspezifischer Langzeitveränderungen (insb. Möglichkeit der Bildung von Durchbruchsrinnen in Kr 3.3, vgl. Kap. 4.4.2 und 4.4.3 in Nagra 2014b). In E3 werden in Kr 3.3 die Auswirkungen von Ungewissheiten bzgl. Langzeitentwicklungen auf die Barrierewirkung beurteilt. Dazu gehören alternative und abdeckende Entwicklungsszenarien bzgl. Erosion und pessimistische Annahmen zu den relevanten Gesteinseigenschaften hinsichtlich lagerbedingter Einflüsse. |
In E3 werden die Auswirkungen von Un-gewissheiten bzgl. Langzeitentwicklungen auf die Barrierewirkung anhand von probabilistischen Modellrechnungen beurteilt (gleiche Indikatoren wie in Kr 2.2 für Erosion und Kr 2.3 für thermische und gasbedingte Effekte). |
46 |
Unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation |
In E2 erfolgte die Bewertung dieses Indikators wirtge-steinsspezifisch anhand der Existenz von unabhängigen Evidenzen, welche die Qualität der Wirtgesteine bzgl. Langzeitisolation bestätigen: Gehalt an salinen Wässern und deren Verweilzeiten, durch Diffusion geprägte Tracer-Profile, hydrochemische Zonierung, hydraulische Unterdrücke etc. In E3 liegen neu standortspezifische Daten zur Isotopenzusammensetzung der Poren- und Grundwässer aus allen Tiefbohrungen vor. In E3 werden deshalb unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation zur Bewertung der regionalen hydrogeologischen Situation im Kriterium 1.2 eingesetzt. |
Indikator wird neu in Kriterium 1.2 betrachtet |
4.1 Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen |
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47 |
Gesteinsfestig-keiten und Verformungs-eigenschaften |
In E2 wurde eine individuelle Beurteilung von Einzel-aspekten zur bautechnischen Eignung vorgenommen. Auf der Grundlage einer pessimistischen Beurteilung der bestehenden Ungewissheiten bzgl. Gesteinsfes-tigkeiten und Gebirgsdrücken wurde die bevorzugte Tiefenlage für die Lagerebene auf 600 m u. T. (SMA) und 700 m u. T. (HAA) begrenzt. Die Bewertung erfolgte standortspezifisch, vgl. S. 239 – 240 und Kap. 4.4.3 in Nagra (2014b). In E3 liegt der Fokus auf einer integralen Beurteilung aller bautechnisch relevanten Aspekte (Lagerprojektierung inkl. bautechnischer Risikoanalyse der standortspezifischen Lagerprojekte). Es wird nachgewiesen, dass die bautechnische Machbarkeit gegeben ist und die Tiefenlage der Lagerebene dank des verbesserten felsmechanischen Kenntnisstands und angepasster Bauverfahren / Ausbaukonzepte nicht mehr beschränkt werden muss. |
Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte |
1 |
Tiefenlage im Hinblick auf bautechnische Machbarkeit |
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4.2 Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung |
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48 |
Geotechnische und hydrogeo-logische Ver-hältnisse in überlagernden Gesteinsforma-tionen |
In E2 wurde eine qualitative Beurteilung von Einzelas-pekten der untertägigen Erschliessung vorgenommen. In E3 liegt der Fokus auf einer integralen Beurteilung aller bautechnisch relevanten Aspekte (Lagerprojektierung inkl. einer bautechnischen Risikoanalyse der standortspezifischen Lagerprojekte). Es wird nachgewiesen, dass die bautechnische Machbarkeit gegeben ist. |
Nachweis der bautechnischen Machbarkeit der Lagerprojekte |
49 |
Natürliche Gasführung im Wirtgestein |
In E2 wurde dieser Aspekt für die verschiedenen Typen von Wirtgesteinen getrennt beurteilt. Insb. konnte eine natürliche Gasführung in den Mergel-Formationen nicht ausgeschlossen werden. In E3 ist der Opalinuston als Wirtgestein gesetzt; eine natürliche Gasführung im Wirtgestein kann deshalb ausgeschlossen werden. |
In E3 wird dieser Indikator nicht mehr verwendet. |