Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)

Der Radionuklidtransport aus dem geologischen Tiefenlager ist unter anderem von der hydrau­lischen Durchlässigkeit und dem hydraulischen Gradienten abhängig, welche das Fliessverhalten bestimmen. Dieses hat einen massgeblichen Einfluss auf die zeitliche Entwicklung der tech­nischen Barrieren und auf die Barrierewirkung der technischen und natürlichen Barrieren.

Definition der Beurteilungsmethodik

Objekt der Beurteilung beim Indikator «Darcy-Fluss im EG» ist der EG. Der Darcy-Fluss beschreibt die in einer Zeiteinheit durch einen bestimmten Transportquerschnitt fliessende Wasser­menge (spezifischer Wasserfluss). Die Beurteilung des Indikators «Darcy-Fluss im EG» erfolgt auf der Grundlage von Messwerten für die hydraulische Durchlässigkeit senkrecht zur Schichtung innerhalb des EG (in-situ-Packer-Tests in Tiefbohrungen und Labortests an Kern­proben) sowie auf abgeschätzten Werten für den hydraulischen Gradienten senkrecht zur Schichtung (abgeleitet insb. aus in-situ-Packer-Tests in Tiefbohrungen und hydraulischen Langzeit-Überwachungssystemen in Tiefbohrungen (Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024g). Als Kennzahl für die qualita­tive Bewertung des Indikators wird das harmonische Mittel des vertikalen Darcy-Flusses, vD, über den gesamten Schichtstapel des EG verwendet (in Analogie zu einem «resistor network» mit seriell geschalteten Widerständen). Den Berechnungen wird der abgeschätzte Maximalwert für den hydraulischen Gradienten von ca. 0.5 – 1 m/m je nach Standortgebiet zugrunde gelegt (Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024g).

Definition Bewertungsskala

Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn der Darcy-Fluss vD ≤ 10-12 m/s. Dies ent­spricht beispielsweise einer hydraulischen Durchlässigkeit von 10-12 m/s und einem hydraulischen Gradienten von 1 m/m. In diesem Durchlässigkeitsbereich erfolgt der Radio­nuklid­transport diffusionsdominiert und die berechneten Dosen liegen um mehrere Grössenordnungen unter­halb des Schutzkriteriums von 0.1 mSv/a (Kap. A.5.2 in Nagra 2008).

Für vD ≤ 10-11 m/s ergibt sich die Wertung günstig. Auch für diesen Darcy-Fluss liegen die maxi­malen Dosen immer noch deutlich unterhalb des Schutzkriteriums (Kap. A.5.2 in Nagra 2008).

Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Sie ist im Wesentlichen vergleichbar mit derjenigen aus SGT-Etappe 2 (dort anhand der vertikalen hydraulischen Durchlässigkeit formuliert). Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.