Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)
Die hydraulische Barrierewirkung kann neben den Daten aus den in-situ-Hydrotests auch basierend auf den Untersuchungen von Grund- und Porenwässern beurteilt werden. Diese «unabhängigen Evidenzen der Langzeitisolation» tragen zur ergänzenden Beurteilung der regionalen hydrogeologischen Situation bei.
Definition der Beurteilungsmethodik
Für die Beurteilung der hydrogeologischen Situation werden einerseits die Porenwässer im EG betrachtet, und andererseits die Grundwässer in den Aquiferen ober- und unterhalb des EG. Damit werden alle Aspekte berücksichtigt, welche die Porenwasserchemie im EG und deren Ankopplung an die Grundwässer bestimmen.
Die Beurteilung des Indikators «unabhängige Evidenzen der Langzeitisolation» erfolgt auf der Grundlage von Isotopensignaturen wässriger Lösungen (Porenwasser, freies Wasser) aus den Tiefbohrungen. Diese geben Einblicke in die hydrogeologische Situation in den Standortgebieten, insbesondere in die hydrogeochemische Einteilung und in den Grundwasserstockwerkbau, sowie zu den Verweilzeiten gelöster Stoffe in den Aquiferen, welche das Alter der untersuchten Grund- und Porenwässer abschätzen lassen (Kap. 4.5.5 und Kap. 4.6 in Nagra 2024h).
Evidenzen für Herkunft und Mengenanteil von Porenwasserkomponenten sind beispielsweise die Isotopensignaturen des Porenwassers (δ2H, δ18O) ( Kap. 4.6 in Nagra 2024h). Für hohe Grundwasserverweilzeiten können unterschiedliche Evidenzen verwendet werden (Kap. 4.5.5 in Nagra 2024h): Zum Beispiel die Zusammensetzung der marinen oder Süsswasser-Komponenten im Grundwasser oder die Konzentrationen des in der Atmosphäre sehr gering gebildeten und sehr langlebigen Radionuklids Krypton (81Kr mit einer Halbwertszeit von 229'000 a)2.
Definition Bewertungsskala
Als günstig wird eine Situation eingestuft, bei der belastbare Daten vorliegen, die auf ein hohes Alter der Porenwässer im Opalinuston hinweisen. Dies gilt als unabhängige Evidenz für die sehr geringe hydraulische Durchlässigkeit (diffusionsdominiertes Transportregime) bzw. die gute hydraulische Barrierewirkung des Opalinustons und seiner Rahmengesteine (Kap. 4.6 in Nagra 2024h).
Wenn zusätzlich belastbare Daten vorhanden sind, die einen hohen Anteil an altem Grundwasser (bzw. die Abwesenheit jüngerer Grundwasserkomponenten) auch in den nächsten Aquiferen ober- und unterhalb des EG belegen, so wird dies als sehr günstig eingestuft. Dies weist zusätzlich auf geringe Austauschraten von Wasserinhaltsstoffen zwischen dem Grundwasserleiter und oberflächennahen Grundwässern oder Oberflächengewässern hin und gilt als zusätzliche Evidenz für stagnierende Verhältnisse bzw. sehr langsamen Transport auch in den an den EG angrenzenden Aquiferen (Kap. 4.5.5 in Nagra 2024h).
Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.
Resp. hohe 81Kr Modellverweilzeiten ↩