Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)

Eine ausreichende Restüberdeckung der Lagerebene schützt vor Dekompaktionseffekten im EG, gewähr­leistet die für den Erhalt des Selbstabdichtungsvermögens im Opalinuston erforderliche effektive Normalspannung und beeinflusst damit die hydraulische Barrierewirkung des EG.

Definition der Beurteilungsmethodik

Die Beurteilung von Auswirkungen der Erosion basiert auf systematischen hybrid-probabilistischen Modellrechnungen zur Rest­überdeckung des geologischen Tiefenlagers am Ende des Betrachtungszeitraums unter Einbezug der Ungewissheiten (Kap. 3 in Nagra 2024f). Es werden zwei verschiedene Modellansätze verwendet: «Flächenansatz» für das Lagerfeld gemäss heutiger Aus­legung und «Punktansatz» für ausgewählte Punkte im Bereich des EG und der Platzreserven. Objekt der Beurteilung bzgl. Erosion ist der ganze Schichtstapel oberhalb der Lagerebene im Bereich des EG und der Platzreserven. Als Kennzahl wird die berechnete Restüberdeckung der Lager­ebene am Ende des Betrachtungszeitraums verwendet, wobei der 5-Perzentilwert (P5-Wert) betrachtet wird. Der P5-Wert der Restüberdeckung wird in 95 % der Rechenfälle übertroffen bzw. in 5 % der Rechenfälle unterschritten. Der P5-Wert für das heutige Entwässerungsszenario wird in Kriterium 2.2 als pessimistischer (unterer) Eckwert der Restüberdeckung für die erwartete Langzeitentwicklung interpretiert.

Definition Bewertungsskala

Die Bewertungsstufe sehr günstig wird dann erreicht, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums mindestens 250 m beträgt. Damit liegt die Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums in 95 % der betrachteten Szenarien mindestens 250 m unter der Geländeoberkante. Mit dieser Restüberdeckung bleiben die effekti­ven Normalspannungen bis zum Ende des Betrachtungs­zeitraums genügend gross, um das ausge­prägte Selbstabdichtungsvermögen und die äusserst geringen hydraulischen Durchlässigkeiten des Opalinustons bis zu dessen Obergrenze zu erhalten (Kap. 5.7.7 in Nagra 2024h).

Als günstig wird eine Situation eingestuft, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums zwischen 200 m und 250 m beträgt. Auch in dieser Situation bleibt das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons weitgehend erhalten und die Wasserflüsse in den technischen Barrieren und im Opalinuston bleiben langfristig gering.

Als bedingt günstig wird eine Situation eingestuft, wenn die Restüberdeckung (Bandbreite der P5-Werte) der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums zwischen 50 m und 200 m beträgt. Damit bleibt die Obergrenze des Opalinustons bis zum Ende des Betrachtungszeitraums über­deckt. Auch in dieser Situation bleibt das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinustons noch teil­weise erhalten und die Wasserflüsse in den technischen Barrieren und im Opalinuston bleiben lang­fristig begrenzt.

Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die Bewertungsstufe ungünstig wird für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.