Begründung des Indikators (Relevanz für Langzeitsicherheit)

Da Tonminerale im Gegensatz zu den meisten anderen Gesteinsmineralien hohe spezifische und chemisch reaktive Oberflächen aufweisen, sind sie bedeutende Sorbenten für Radionuklide. Der Ton­mineralgehalt und dessen Zusammensetzung im WG beeinflussen daher in erheblichem Masse die Rückhaltung der Radionuklide durch Sorption und tragen so zur vorteilhaften Barriere­wirkung bei.

Definition der Beurteilungsmethodik

Objekt der Beurteilung beim Indikator «Tonmineralgehalt im WG hinsichtlich Sorptions­vermögen» ist das Wirtgestein. Dieses liefert den Hauptbeitrag zur Rückhaltewirkung der natür­lichen Barriere.

Die Beurteilung erfolgt auf der Grundlage von Messwerten der mineralogischen Zusammen­setzung des Wirtgesteins (kombinierte Messungen aus Labortests an Kernproben und in-situ-Tests in Tiefbohrungen). Als Kennzahl für die qualitative Bewertung des Indikators wird der Ton­mineralgehalt (Kombination aller Tonmineral-Spezies) verwendet. Diese Tonminerale (Illit, Kaolinit, Chlorit, Smektit) weisen alle eine hohe Kationenaustauschkapazität und hohe spezi­fische Oberflächen auf (Kap. 5.2 und 5.3 in Nagra 2024h), was ein hohes Sorptionsvermögen gewährleistet.

Definition Bewertungsskala

Ein Tonmineralgehalt von über 40 Gew.-% im WG wird hinsichtlich des damit verbundenen Sorptions­vermögens mit sehr günstig bewertet, ein Tonmineralgehalt von weniger als 40 Gew.‑­% mit günstig.

Die Bewertungsskala ist für HAA und SMA identisch. Die noch in Etappe 2 verwendete untere Grenze bei 4 Gew.-% für die Stufe günstig ist in Etappe 3 nicht mehr erforderlich, da nur noch der Opalinus­ton als Wirtgestein betrachtet wird. Die Bewertungsstufen bedingt günstig und ungünstig werden für die Beurteilung der drei Standortgebiete in Etappe 3 nicht benötigt.