Die generische Lagerarchitektur stellt eine exemplarische Umsetzung der konzeptuellen Vorgaben dar und ist als Systemskizze für ein generisches Kombilager in Fig. 2‑2 dargestellt. Das Kombi­lager dient der Lagerung von HAA- und SMA-Abfällen am gleichen Standort. Das Konzept ist für das im Rahmenbewilligungsgesuch beantragte Kombilager mit Oberflächenanlage am Standort Haberstal anwendbar.

Im Folgenden werden die einzelnen Anlagenelemente und Bauten der Lager­architektur zusam­men mit der entsprechenden Nummerierung aus Fig. 2‑2 kurz beschrieben. Eine aus­führliche Beschreibung der Elemente ist im Bericht «Anlagen- und Betriebskonzept für das geologische Tiefenlager» (Nagra 2024b) zu finden.

An der Erdoberfläche steht die Oberflächeninfrastruktur (OFI), welche aus der Oberflächen­anlage (OFA, 14) und den Schachtzugängen (7,14) besteht.

Die Erschliessung des geologischen Tiefenlagers erfolgt in der Darstellung durch drei Schacht­bauwerke:

  • den Einlagerungsschacht (8), dessen Schachtkopf sich im Areal der OFA (14) befindet

  • den Bau- und Betriebsschacht (1) und

  • den Lüftungsschacht (2)

Die Schachtköpfe des Einlagerungs-, Bau- und Betriebs- und des Lüftungsschachts befinden sich hier auf zwei schematisch nebeneinander angeordneten Zugängen. Diese drei Schächte bilden die Verbindung von der Ober­fläche zum zentralen Bereich (ZB, 3) auf Lagerebene, von wo aus jeweils der HAA-Lagerteil und der SMA-Lagerteil aufgefahren und erschlossen werden. Ebenfalls dem ZB angeschlossen, sind die Testbereiche2 (4,5,6).

Der Zugang auf Lagerebene zum HAA-Lagerteil erfolgt über drei Lagerfeldzugänge: den Betriebs- (15), den Lüftungs- (16) und den Bautunnel HAA (17). Separate Bau- und Betriebs­tunnel sind für den vorgesehenen Betriebsablauf notwendig, da parallel zum sukzessiven Auf­fahren der einzelnen Lagerstollen (20) in den bereits fertiggestellten Lagerstollen ELB mit HAA eingelagert werden (siehe z. B. Nagra 2020). Weiterhin wird im geplanten Ablauf auch die Auflage zur «schnellst­möglichen Herstellung passiver Sicherheitsbarrieren» (ENSI 2020b) umge­setzt, indem die Lagerstollen fortlaufend verfüllt werden und jeder Lager­stollen unmittelbar nach der vollständigen Einlagerung versiegelt wird.

Für die Erschliessung des SMA-Lagerteils sind zwei Lagerfeldzugänge vorgesehen: der Betriebs- (9) und der Lüftungs­tunnel SMA (10). Der Betriebstunnel hat zwei Funktionen: In der Phase des Baus der Lagerkavernen stellt er den «Bautunnel» und während der späteren Ein­lagerungs­phase den Betriebstunnel dar. Ein paralleler Bau- und Einlagerungsbetrieb wie im HAA-Lagerteil ist bei der Einlagerung in die Lagerkavernen für SMA (13) derzeit nicht vorgesehen. Die SMA-Behälter werden ebenfalls abschnittsweise einge­lagert, die Lagerkavernen fortlaufend verfüllt und nach vollständiger Einlagerung und Verfüllung unmittelbar versiegelt.

Neben den Hauptlagern für HAA und SMA existiert jeweils ein Pilotlager HAA (18) und ein solches für SMA (12) mit zugehörigen Kontrollstollen (19 und 11). Ihr Zugang erfolgt auf Lager­ebene über von den Lagerfeldzugängen abzweigende kurze Tunnel. Es handelt sich dabei um jeweils eigenständige, vom Hauptlager abgetrennte Teile des geologischen Tiefenlagers, in welchen das Verhalten der Abfälle, der Verfüllungen, der Versiegelungen und des Wirtgesteins bedarfs­gerecht bis zum Ablauf der Beobach­tungsphase überwacht werden kann (ENSI 2020b).

Die Einlagerungskammern, d. h., die Lagerstollen und -kavernen in Haupt- und Pilotlager HAA und SMA sind nur von einer Seite stirnseitig über Abzweigerbauwerke erschlossen und stellen somit Blindstollen/-kavernen dar. Die Gesamtheit der Lagerstollen HAA und der Lagerkavernen SMA wird als Lagerfeld HAA bzw. SMA bezeichnet.

Fig 2 2 NAB 21 12 R1

Fig. 2‑2:Systemskizze für die untertägigen Anlagenelemente und Bauten eines Kombilagers

Nagra (2021a)

«Testbereiche» ersetzen im RBG «EUU» (Erdwissenschaftliche Untersuchungen untertag)  ↩