Ausgangslage
In den umliegenden Gemeinden des Projektperimeters Weiach, Glattfelden und Stadel dominieren neben der Wohnnutzung die landwirtschaftliche Nutzung sowie der Kiesabbau. Die nächstgelegenen regionalen Arbeitsplatzgebiete befinden sich in Bülach. In der Gemeinde Stadel sind keine reinen Arbeitszonen vorhanden und auch in Glattfelden und Weiach finden sich nur kleinere Gewerbequartiere, unter anderem in Zweidlen-Station und Letten (GIS-ZH 2024).
Die Wohnbevölkerung der Gemeinden Glattfelden, Weiach und Stadel beträgt aktuell 9'680 Personen (Statistisches Amt des Kantons Zürich 2023d, Stand 2022). Davon sind 6'617 Personen im «erwerbsfähigen Alter18» (BFS 2023a) und 5’117 Personen erwerbstätig (BFS 2023a). Die Anzahl der Beschäftigten in diesen Gemeinden liegt mit total 2'010 Personen19 deutlich darunter (Statistisches Amt des Kantons Zürich). Das Verhältnis zwischen Wohnen (erwerbsfähige Wohnbevölkerung) und Arbeiten (Anzahl Beschäftigte) beträgt folglich rund 3 zu 1.
Die erwerbstätige Bevölkerung von Glattfelden, Weiach und Stadel arbeitet zu rund 85 % in anderen Gemeinden des Kantons Zürich oder in anderen Kantonen (BFS 2023a). Ein «Auspendlerüberschuss»20 ist für Gemeinden dieses Raumtyps (Agglomerationsgürtelgemeinden gemäss BFS 2024) üblich. Im Vergleich zu anderen Gürtelgemeinden pendeln aus Glattfelden, Weiach und Stadel aber überdurchschnittlich viele Personen zur Arbeit.
Fig. 6‑1:Ausschnitt aus der Arbeitszonenbewirtschaftung des Kantons Zürich (GIS-ZH 2024)
Die Region Zürcher Unterland setzt in ihrer zukünftigen Raumentwicklung auf eine Stärkung als Wohnstandort mit hoher Siedlungsqualität und als Freizeit- und Naherholungsgebiet (Planungsgruppe Zürcher Unterland 2023). In den ländlichen Räumen wie Stadel und Weiach sollen einerseits die hochwertigen Wohnstandorte bewahrt werden. Ausgewählte Gebiete sollen weiterentwickelt werden (höhere Dichten prüfbar). Andererseits soll mit «gewissen Entwicklungen» die Funktionsfähigkeit dieser Gemeinden aufrechterhalten werden. Für die Stärkung als Wohnstandort ist gemäss Planungsgruppe eine Verdichtung des ÖV-Angebotes notwendig. Für die bestehenden S-Bahn Linien mit Halt in Zweidlen (S 36) und Glattfelden (S 9), wie auch für den Busanschluss von Glattfelden sind gemäss regionalem Richtplan weder Taktverdichtungen noch ein Ausbau des Angebots vorgesehen. Für den Ortsteil Windlach strebt die Region eine Buserschliessung im Halbstundentakt (Grundtakt) an, was im Fahrplanjahr 2024 in den Nebenverkehrszeiten (19-21 Uhr) noch nicht erreicht ist.
Für die Gemeinden Weiach, Stadel und Glattfelden wird eine Bevölkerungszunahme von 691 Personen (+ 6 %) bis 2035 resp. 1'476 Personen (+ 15 %) bis 2050 erwartet (Statistisches Amt des Kantons Zürich 2023a)21. Unter Berücksichtigung der angestrebten Nutzungsdichten im Siedlungsgebiet dieser Gemeinden (Planungsgruppe Zürcher Unterland 2023) ergibt sich durch die Bevölkerungszunahme ein theoretischer Bedarf an zusätzlichem Wohnbauland von 11.3 ha bis 2035 resp. 24.1 ha bis 2050 (vgl. Tab. 6‑2).
Tab. 6‑1:Wohnbevölkerung Prognose 2023-2050, angestrebte Nutzungsdichte 2030 und theoretischer Wohnbaulandbedarf nach Gemeinde (ARE Kanton ZH 2000)
Gemeinde |
Wohnbevölkerung (Stand und Prognose) [Einwohner] |
Angestrebte Nutzungsdichte 2030 [Einwohner + Beschäftigte / ha] |
Theoretischer Bedarf an zusätzlichem Wohnbauland [ha] | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
2023 |
2035 |
2050 |
Beschreibung |
Richtwert22 |
2035 |
2050 |
|
Weiach |
2'098 |
2'277 |
2'481 |
Sehr geringe Dichte (<50 E+B/ha) |
45 |
4.0 |
8.5 |
Stadel |
2'377 |
2'590 |
2'832 |
Sehr geringe Dichte (< 50 E+B/ha) bis geringe Dichte (50 – 100 E+B/ha) |
60 |
3.6 |
7.6 |
Glatt-felden |
5'298 |
5'597 |
5'936 |
Sehr geringe Dichte (< 50E+B/ha) bis mittlere Dichte (100 – 150 E+B/ha) |
80 |
3.7 |
8.0 |
Total |
9'773 |
10'464 |
11'249 |
/ |
/ |
11.3 |
24.1 |
Gemäss der Bauzonenstatistik des ARE Kanton Zürich sind in den Gemeinden Weiach, Stadel und Glattfelden heute rund 20.9 ha der bestehenden Wohn- und Mischzonen23 unbebaut (vgl. Tab. 6‑2). Es sind folglich genügend Wohnbauland-Reserven vorhanden, um das bis 2035 prognostizierte Bevölkerungswachstum aufnehmen zu können. Für das prognostizierte Bevölkerungswachstum bis 2050 reichen die bestehenden Reserven von unbebautem Wohnbauland hingegen nicht aus.
Tab. 6‑2:Übersicht unbebaute Bauzonen in Weiach, Stadel und Glattfelden (ARE Kanton ZH 2000)
Bauzonen |
Stand 2022 [ha] |
davon unbebaute [ha] |
---|---|---|
Wohn- und Mischzonen |
206.4 |
20.9 |
Arbeitszonen |
23.0 |
4.2 |
Zonen für öffentliche Bauten |
22.1 |
4.1 |
Total |
251.5 |
29.2 |
Die Gemeinden verfügen aber, neben den Wohnbaulandreserven, zusätzlich über grosse Geschossflächenreserven in bereits bebauten Wohn- und Mischzonen (GIS-ZH 2024, Quartieranalyse), welche mit einer verdichteten Bauweise innerhalb der geltenden Bau- und Zonenvorschriften theoretisch noch realisierbar sind. Auch unter der Annahme, dass diese Reserven nur zu einem Drittel genutzt werden, sind sie noch deutlich grösser, als gemäss prognostiziertem Bevölkerungswachstum bis 2050 Wohnbaulandbedarf benötigt wird (siehe detaillierter Beschrieb und Auswertung im Anhang A).
Voraussichtliche Auswirkungen
Im Betrieb (Einlagerungsphase) ist mit rund 100 neuen Arbeitsplätzen zu rechnen. Hinzu kommen die Arbeitsplätze für die Realisierung der Bauten und Anlagen. Ein neuer Arbeitsplatzstandort in der Region könnte sich - wenn auch nur in kleinem Umfang - positiv auf das Verhältnis zwischen Wohnen und Arbeiten auswirken.
Die rund 100 neuen Arbeitsplätze könnten in den umliegenden Gemeinden Stadel, Weiach und Glattfelden neben dem bereits prognostizierten Bevölkerungswachstum zu einer zusätzlichen Nachfrage von theoretisch ca. 2.524 bis 3.525 ha Wohnbauland führen. Es ist jedoch anzunehmen, dass einerseits nur ein Teil der Mitarbeitenden in den umliegenden Gemeinden wohnen will resp. die Personen zu einem grossen Anteil von ausserhalb zur Arbeit pendeln. Andererseits könnte für Einzonungen künftig eine höhere Ausnutzung festgelegt werden. Unabhängig davon, könnte der theoretische Wohnbaulandbedarf durch das gTL innerhalb der bestehenden Wohn- und Mischzonen aufgenommen werden, sofern, wie oben geschrieben, auch eine bauliche Verdichtung bereits bebauter Flächen stattfindet, was aufgrund der heutigen Bautätigkeit anzunehmen ist. Es ist somit kein zusätzlicher Bedarf für Wohnbauland aufgrund des Vorhabens zu erwarten.
Die spezialisierten Arbeitskräfte für den Bau der OFA sollen zwecks kurzen Arbeitswegen lokal oder regional untergebracht werden. Die Lage der Unterkünfte sowie die Auswirkungen durch die temporäre Unterbringung während den intensiven Bauphasen (z.B. induzierter Verkehr) wird für das Baugesuch geklärt resp. beurteilt.
Zusammenfassende Beurteilung
Es ergeben sich keine Konflikte mit den Entwicklungsabsichten der Region (Stärkung als Wohnstandort von hoher Qualität, Naherholungsgebiet). Die geplante Wohnentwicklung wird durch das Vorhaben nicht eingeschränkt.
Handlungsbedarf und Massnahmen für die weiteren Projektphasen
Für die nachgelagerten Planungsschritte wird folgender Handlungsbedarf festgehalten:
Handlungsbedarf |
---|
|
von 15 bis 64 Jahren ↩
Weiach: 305 Personen, Stadel: 557 Personen und Glattfelden: 1‘148 Personen ↩
Mehr Personen verlassen die Gemeinde zum Arbeiten, als Personen zum Arbeiten in die Gemeinde kommen. ↩
Ausgangszustand: Bevölkerungsprognose für das Jahr 2023 ↩
Eigene Annahmen gestützt auf die angegebenen Bandbreiten gemäss regionalem Richtplan ↩
Wohnzonen = reine Wohnzonen, Mischzonen = Kern-, Zentrums-, Quartiererhaltungs-, Wohn-/Gewerbezonen ↩
Wohnbaulandbedarf durch die neuen Arbeitsplätze (ha) = Anzahl neue Haushalte * durchschnittliche Wohnungsfläche / Ausnützungsziffer (AZ)
100 Haushalte * 120 m2 / 0.5 AZ = 2.4 ha ↩
Wohnbaulandbedarf durch die neuen Arbeitsplätze (ha) = Anzahl neue Arbeitsplätze * durchschnittliche Haushaltsgrösse (BFS 2023b) / durchschnittliche, angestrebte Nutzungsdichte Gemeinden Weiach/Stadel/Glattfelden (Planungsgruppe Zürcher Unterland 2023)
100 Arbeitsplätze * 2.18 Personen pro Haushalt / 62 E+B/ha = 3.5 ha ↩