Um den bautechnischen Gefährdungsbildern (Abschnitt 5.1) zu begegnen, werden Mass­nahmen­pakete vorgeschlagen. Der Bau des Dichtelements (inklusive Umgang mit dem bestehenden Aus­bau) stellt beim Bau des Versiegelungsbauwerks die grösste Herausforderung dar, da dabei einerseits das Gebirge nach Möglichkeit geschont und andererseits ein direkter Kontakt zwischen dem Dichtelement und dem Gebirge hergestellt werden soll. Des Weiteren sollen, wenn die Gebirgsverhältnisse es erforderlich machen, Einschnitte in die Auf­lockerungs­zone realisiert werden.

Beim Bau der Widerlager33 und der Übergangsschichten sind im Untertagbau bekannte Gefähr­dungs­bilder zu erwarten, welchen mit Massnahmen des Tunnelbaus bzw. der Tunnel­sanierung begegnet werden kann. Aus diesem Grund wird im Folgenden lediglich auf Massnahmen­pakte für den Bau des Dicht­elements eingegangen.

In Tab. 5‑2 werden konzeptionelle bautechnische Massnahmenpakete für den Bau der Dicht­elemente der Versiegelungsbauwerke vorgestellt, mit welchen den Gefährdungsbildern aus Tab. 5‑1 begegnet wird. Die Varianten umfassen den Umgang mit dem bestehenden Ausbau und der Auflockerungszone sowie die daraus resultierenden Änderungen der Versiegelungslängen.

Im Fall des partiellen Raubens des Ausbaus ist eine Verlängerung des Dichtelements gegenüber der Auslegung mit kompletter Entfernung des Ausbaus notwendig. Die Lage des Dichtelements hängt von der erforderlichen Länge der Kontaktfläche (Ltot), der Länge der verbleibenden Aus­bruch­sicherung (Ls_AS) und der Länge der geraubten Strecken (LR) ab. Die erforderliche Gesamt­länge eines Dichtelements (L) ergibt sich zu:

\( L = L_{\text{tot}} + L_{\text{s_AS}} \left( \frac{L_{\text{tot}}}{L_R} - 1 \right) \)

 

Tab. 5‑2:Übersicht Massnahmenpakete für den Bau der Dichtelemente

Die geometrischen Angaben sind exemplarischer Abmessungen und stellen keine Vorfestlegung dar.

Massnahmen­paket

Voraussetzung/­ Auslöser

Mass­nahmen

Beschreibung

Design-Parameter

Beurteilung der Wirksamkeit

Länge total (Ltot) direkter Kontakt Dichtelement – Wirtgestein

A

(nur V1 SMA-Lager)

Ermöglichen eines prä­ferierten Gas­pfads34 zur Erhö­hung der Gasper­meabilität

Ohne Rauben des Aus­baus

Einbau des Dicht­elements im lichten Profil des Tunnels ohne Rauben des Aus­baus

Einbaudichte

Dichtmaterial

Länge L des Dichtelements

Kein Kontakt zwischen Dicht­element und Gebirge und folg­lich erhöhte Permeabi­l­ität innerhalb des Ausbaus

Ltot = 0 m

B

Geringe Stand­festigkeit des Gebirges

Partielles Rauben des Aus­baus mit beschränk­ter Länge Ls_AS

Schneiden und Entfernen des flächigen Ausbaus über eine Länge Ls_AS = 1 m ohne Ersatz des Aus­baus

Längs­abtragung des Gebirgsdrucks auf benachbarte intakte Ausbauabschnitte von 2 m Länge

Einbaudichte

Dichtmaterial

Länge L Dicht­element

Anzahl k Schlitze (k = ganze Zahl von L / (Ls_AS + 3 m))

Standfestigkeit Gebirge gewähr­leistet

Kontakt Dichte­lement mit Ge­birge gewähr­leistet.

Ltot = k × Ls_AS

C

Geringe Standf­estigkeit des Gebirges

Starke Auf­lockerung im Tunnel­nahfeld

Partielles Rauben des Aus­baus und Nach­schnitt Auf­locke­rungszone mit beschränk­ter Länge Ls_AS

Schneiden und Entfernen des flächigen Ausbaus und Nachschnitt der Auflockerungs­zone über eine Länge Ls_AS =

1 m ohne Ersatz des Ausbaus Längsabtragung des Gebirgsdrucks auf benachbarte intakte Ausbau­abschnitte von 2 m Länge

Einbaudichte

Dichtmaterial

Länge L Dicht­element

Anzahl k Schlitze (k = ganze Zahl von L/(Ls_AS + 3 m))

Nachschnitt­tiefe dns

Standfestigkeit Gebirge gewähr­leistet

Kontakt Dicht­element mit Gebirge gewähr­leistet

Entfernung stark durchlässiger Auflockerungs­zone

Ltot = k × Ls_AS

D

Sehr gute Stand­festig­keit des Gebirges

Durch­gehendes Rauben des Aus­baus über Länge L35

Schrittweises Ent­fernen des flächi­gen Ausbaus und Nach­schneiden über Längen von ca. 1 m und Ersatz des Ausbaus durch Systemankerung oder Stahlbögen und Netze (Arbeits­sicherheit).

Einbaudichte

Dichtmaterial

Länge L Dicht­element

Steifigkeit/ Festigkeit (in Grenzen) Ersatzaus­bruch­sicherung

Standfestigkeit Gebirge gewähr­leistet

Kontakt Dicht­element mit Gebirge gewähr­leistet

Entfernung stark durchlässiger Auf­lockerungs­zone

Ltot = L

L = Länge Dicht­ele­ment, Ltot = Länge total Kontakt Dichtelement und Wirtgestein, Ls_AS = Länge Rauben AS

Im Falle des partiellen Raubens des bestehenden Ausbaus können allfällige Arbeiten immer aus den gesicherten Bereichen heraus durchgeführt werden. Damit der verbleibende Ausbau die zusätz­lichen Lasten aus den geraubten Bereichen mittragen kann, muss dieser entsprechend ausgelegt sein.

Der Einschnitt in das Wirtgestein zur Errichtung des Widerlagers erfolgt schrittweise in 1-Meter-Intervallen. Dabei werden aufgrund der Arbeitssicherheit punktuelle Ausbruchsicherungen verwendet (z. B. Anker) und gegebenen­falls temporäre flächenhafte Sicherungselemente (z. B. Gittermatten). ↩

Innerhalb der Schnittstelle zwischen Ausbruchsicherung aus Spritzbeton und Wirtgestein. ↩

Es sind zusätzliche Nach- und Einschnitte in das Wirtgestein möglich, sofern ein nachgewiesener Mehrwert resultiert.  ↩