Das Verschlusskonzept ist so zu gestalten, dass das Wirtgestein Opalinuston als natürliche Barriere in seiner Funktion unterstützt und möglichst wenig geschädigt wird. Die Verschluss­mass­nahmen sollen die für die Radio­nuklidrückhaltung massgeblichen Prozesse und Zustände im intakten Wirtgestein nicht gefährden und die vor dem Erschliessen vorhandenen Ursprungs­zustände in den mit dem Verschluss wieder verfüllten untertägigen Bauwerken, soweit möglich und sinnvoll, wieder her- bzw. sicherstellen (siehe auch Abschnitt 2.3). Dabei dürfen Vorkehrungen zur Erleichterung von Überwachung und Reparaturen des Lagers oder zur Rückholung der Abfälle nur so vorgenommen werden, dass sie die Sicherheitsbarrieren nach dem Verschluss nicht beeinträchtigen (siehe Abschnitt 2.1). Mit dem Rückholungskonzept (Nagra 2022) wurde gezeigt, dass keine solche Massnahmen nötig sind.

Im Folgenden sind die wichtigsten Ziele der Verfüllung, Versiegelung und der zugehörigen Materiali­sie­rung aufgelistet:

  • Verfüllung sämtlicher aufgefahrener Hohlräume mit den Zielen (siehe auch gesetzliche Vor­gaben im Abschnitt 2.1):

    • Stabilisierung der aufgefahrenen Tunnel und Lagerkammern durch eine sich ausbildende Stütz­­wirkung

    • räumliche Trennung von Abfällen vom übrigen gTL bereits während der Einlagerung

    • Gewährleistung / Unterstützung der Sicherheitsfunktionen natürlicher oder technischer Barrieren

    • Sicherung der Tagesoberfläche im Hinblick auf Folgenutzungen durch Vermeiden von unzu­lässigen Oberflächensetzungen und Setzungsdifferenzen

    • dauerhafte Sicherstellung der Grundwasserstockwerkstrennung, um die natürliche hydro­geologische Situation zu erhalten

  • Errichtung von Versiegelungsbauwerken mit den Zielen:

    • abschliessende räumliche Trennung der radioaktiven Abfälle nach ihrer Einlagerung

    • hinsichtlich der Langzeitsicherheit unmittelbare Isolation der radioaktiven Abfälle mittels Ver­siegelung von Lagerkammern (auch nützlich für den Fall eines «temporären Ver­schlusses»)

    • weitgehendes Unterbinden advektiver Transportprozesse entlang von untertägigen Zugängen des verfüllten Tiefenlagers mittels Versiegelungen

  • soweit möglich, Wahl von dem Wirtgestein charakteristisch gleichen bzw. ähnlichen Material auf Basis von Bentonit und/oder aufbereitetem Opalinuston mit den Zielen:

    • Quelldruckentwicklung (insbesondere bei reinem Bentonit) und Selbstabdichtung beim Zutritt von Wasser

    • Erhaltung des natürlichen, vorteilhaften geochemischen Milieus, soweit möglich

    • Modifikation der Basisbaustoffe Bentonit und Opalinuston nur mit langzeitbeständigen, unter den gegebenen Bedingungen chemisch stabilen Füllerstoffen wie Sande und Kiese, die das chemische Milieu nur wenig verändern

  • Bei der Wahl von Baustoffen auf Zementbasis (ins­besondere Beton oder Injektions­mörtel) sollen solche mit einem tiefem pH-Wert3 gewählt werden, mit dem Ziel, eine möglichst geringe oder nur vorteilhafte Veränderung des geochemischen Milieus sicher­zustellen.

Tiefer pH-Wert gilt für die HAA-Lagerstollen und alle untertägigen Zugänge. Ausnahme sind die SMA-Lager­kavernen: Dort wird ein Hoch-pH-Zement eingesetzt. ↩