Der Bundesrat ordnet nach Ablauf der Beobachtungsphase den Verschluss des geologischen Tiefenlager (gTL) an, wenn der dauerhafte Schutz von Mensch und Umwelt gewährleistet ist. Der Verschluss eines geologischen Tiefenlagers beinhaltet die Verfüllung und Versiegelung der untertägigen Anlagen und Zugänge und ist Teil eines gestaffelten Mehrfachbarrierensystems (MBS).
Die Nagra hat in der Vergangenheit verschiedene Verschlusskonzepte entwickelt. Für das Projekt «Opalinuston» wurde erstmals ein Verschlusskonzept im Wirtsgestein Opalinuston für hochaktive Abfälle (HAA) beschrieben (vgl. Nagra 2002). Für ein Tiefenlager für schwach- und mittelaktiven Abfälle (SMA) wurde das Konzept im Wesentlichen dahingehend modifiziert, dass es die Gasentwicklung der schwach- und mittelaktiven Abfälle berücksichtigt (vgl. Nagra 2008).
Das Projekt «Opalinuston» basierte auf einem Lagerkonzept mit durchgängigen Einlagerungsstollen. Später wurde das Lagerlayout auf Einlagerungstollen in Form von Blindstollen (DeadEnd-Konzept) angepasst. Der vorliegende Bericht zeigt eine exemplarische Umsetzung des Verschlusskonzeptes basierend auf einer Lagerarchitektur mit Dead-End-Konzept für ein Kombilager.
Damit wird für das Rahmenbewilligungsgesuch ein Verschlusskonzept erstellt. Es zeigt auf, wie der Verschluss des gTL am Standort Haberstal (Gemeinde Stadel) in ca. 100 Jahren auf Grundlage heutiger Kenntnisse umgesetzt werden könnte. Der Bericht diente in seiner ursprünglichen Version als Hintergrundbericht für das Entsorgungsprogramm 2021 (Nagra 2021a) und beantwortete die Bundesratsauflage 5.4 zum Entsorgungsprogramm 2016 (Bundesrat 2018) (siehe Anhang A).
Mit dem Rahmenbewilligungsgesuch für ein gTL am Standort Haberstal wird der Sicherheitsnachweis für ein gTL im Opalinuston erneut erbracht (Kapitel 10, Nagra 2024a). Eine wesentliche Erkenntnis aus den umfangreichen Sicherheitsanalysen ist, dass das gTL über den gesamten Bewertungszeitraum hinweg für alle Abfallkategorien als sicher zu betrachten ist und über grosse Sicherheitsreserven verfügt. Die massgebende Barriere für die Langzeitsicherheit des Tiefenlagers ist die geologische Barriere, insbesondere der Opalinuston. Die Verschluss- und Versiegelungsbauwerke leisten einen zusätzlichen Beitrag zur Langzeitsicherheit. Die Analysen zeigen, dass insbesondere die Versiegelungsbauwerke in den Schachtzugängen die Langzeitsicherheit gewährleisten.
Im weiteren Verlauf des Bewilligungsverfahrens wird das derzeitige generische Verschlusskonzept standortspezifisch weiterentwickelt. Im Rahmen der kontinuierlichen Projektentwicklung wird ein kompakteres Lager im Sinne eines haushälterischen Umgangs mit dem Untergrund angestrebt, jedoch ohne Abstriche bei der Sicherheit. Ein integraler Aspekt dieser Entwicklung ist auch die Dimensionierung der Verschlussbauwerke, die die Sicherheit mit Reserven gewährleisten.