Für den sicheren Betrieb ist es von Bedeutung, dass Mensch, Organisation und Tech­nik gemeinsam eine Einheit bilden, um die Aufgaben und Funktionen sicherheitsgerichtet erfüllen zu können. Der Betreiber räumt den menschlichen und organisatorischen Faktoren in allen Phasen des Projekts den erforderlichen Stellenwert ein. Dies beinhaltet in der Projektierungsphase die Berücksichtigung der menschlichen und organisatorischen Faktoren in Form eines für das gTL angemessenen Human and Organisational Factors Engineerings (HOF-Enginee­ring)47. Die Nagra nimmt somit von Beginn an eine dem Projekt angemessene, soziotech­nische HOF-Sichtweise ein und übernimmt die Verantwortung zur langfristigen Etablierung einer stabi­len Sicherheitskultur in ihrer Unternehmung. Eine solche vorausschauende Projektierung hin­sichtlich der relevanten Einrich­tungen und Arbeitsvorgänge lässt sich in Anlehnung an die be­währte Projekt-/Betriebserfahrung von vergleichbaren Anlagen (bspw. Zwilag oder gTL-Projekte im Ausland) gezielt ableiten.

Eine besondere Aufmerksamkeit wird der Rolle des künftigen Betriebs- und Instandhaltungs­personals zu widmen sein, im Hinblick auf die in der weiteren Zukunft noch zu wählenden Tech­no­logien der Anlage. Die beim Betrieb zur Verfügung stehenden (etablierten) Technologien und die dabei stets fortschreitende IT und Automatisierung (eventuell auch das Potenzial der künstlichen Intelligenz) sind heute weder abschliessend bekannt noch hinsichtlich ihrer Konsequenzen auf die Organi­sa­tion und das Personal sowie HOF bewertbar. Es muss davon ausgegangen werden, dass diese einen bedeutenden und neuen Einfluss auf das Arbeitsverhalten und auf HOF des künftigen Personals für Betrieb und Instandhaltung ausüben.

Der Begriff Human and Organisational Factors (HOF) steht mit menschlichen und organisatorischen Aspekten in Zusammenhang und bezieht sich auf alle Gesichtspunkte von Arbeitssituationen, auf die eingewirkt werden kann, um die Schnittstellen zwischen Mensch und den zu erstellenden Systemen bzw. Maschinen optimal zu gestalten. Als Beispiel sei (i) die Arbeitsplatzgestaltung, d.h. die Schaffung eines ergonomischen Arbeits­umfelds, dass die Effizienz und Sicherheit von Betrieb, Prüfung, Tests sowie der Instandhaltung fördert, sowie (ii) ein Feedback-System, d.h. die Einführung von Feedback-Mechanismen, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu teilen, um Verbesserungen und Optimierungen vorzunehmen, genannt.  ↩