Lage

Der Projektperimeter befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Stadel im Kanton Zürich (Fig. 3‑1). Er liegt zwischen den Ortschaften Zweidlen (Gemeinde Glattfelden) im Norden und dem südlich gelegenen Ort Windlach (Gemeinde Stadel) und weist zu beiden Dorfkernen rund 1 km Entfernung auf. Der Dorfkern von Stadel befindet sich in rund 2.5 km Entfernung. Weitere naheliegende Gemeinden sind im Osten Glattfelden sowie Weiach im Westen, deren Dorfkerne auch rund 2.5 km entfernt liegen. Die Entfernung zur deutsch-schweizerischen Landesgrenze beträgt rund 2.4 km.

Übersichtskarte zur Lage des Projektperimeters

Fig. 3‑1:Übersichtskarte zur Lage des Projektperimeters

Topographie

Der Projektperimeter befindet sich auf der Ostseite des Ämperg im Gebiet Haberstal am Westrand des Nord-Süd verlaufenden Tals «Windlacherfeld». Die glazial geprägte Landschaft um das «Windlacherfeld» ist durch die vier Molasseerhebungen Ämperg (514 m ü. M. im Westen), Stadlerberg (638 m ü. M. im Südwesten), Strassberg (495 m ü. M. im Südosten) und Chatzenstig (457 m ü. M. im Osten) umgeben (Fig. 3‑1). Alle vier Erhebungen sind mit ausgedehnten Wäldern bestockt und umrahmen die Talebene, welche durch die landwirtschaftliche Nutzung sowie den Kiesabbau geprägt ist.

Topographie des Gebiets Haberstal Die grüne Linie ist die Achse des dargestellten Profils.

Fig. 3‑2:Topographie des Gebiets Haberstal

Die grüne Linie ist die Achse des dargestellten Profils.

 

Die Höhenlage des Projektperimeters steigt von ca. 390 m ü. M. im Osten auf ca. 425 m ü. M. im Westen leicht an (Fig. 3‑2). Im Westen des Projektperimeters liegt das namensgebende Gebiet Haberstal, welches sich in einem Ost-West ausgerichteten kleinen Seitental des «Windlacher­felds» befindet und auf der Nord-, West- und Südseite von bewaldeten Talhängen umrahmt wird. Der Osten des Perimeters besteht aus dem sogenannten «Dorfbachtal», einem Gebiet des «Windlacherfelds». Der Projektperimeter wird im Osten durch den Dorfbach begrenzt. Östlich des Projektperimeters befinden sich aktiv bewirtschaftete Kiesgruben.

Das Gebiet Haberstal wird durch den Haberstalgraben entwässert, der entlang der Talsohle verläuft, im Bereich des Projektperimeters eingedolt ist und in den Dorfbach fliesst. Der Dorfbach fliesst nach Norden und entwässert in die Glatt, welche bei Rheinsfelden dem Rhein zufliesst, der die Landesgrenze zu Deutschland bildet.

Boden- und Landnutzung

Die Boden- bzw. Landnutzung ist in Tab. 3‑2 für die im Umkreis von 3 km liegenden Gemeinden23 separat aufgelistet. Danach wird der Boden von den Gemeinden zu 54% landwirt­schaftlich genutzt, 35% ist bewaldet und 8% ist überbaut (Industriegebiete, Wohn- und Gewerbe­zonen, Verkehr). Die restliche Fläche umfasst kommunale Erholungszonen, Freihalte­zonen und Gewässer. Einen graphischen Überblick über die Boden- bzw. Landnutzung ist in Fig. 3‑3 dargestellt.

Tab. 3‑2:Boden- bzw. Landnutzung in den Gemeinden um den Standort

E: Kommunale Erholungszone, F: Freihaltezone, L: Landwirtschaftszonen, G: Gewässer, W: Wald, B: Bauzone - Industriegebiete, Wohn- und Gewerbezonen.

Gemeinden  GesamtflächeEFLGWB
[km2]
Glattfelden 11.90 0.13 0.07 6.36 0.25 3.62 1.45
Stadel 12.89 0.01 0.03 8.27 0.04 3.81 0.72
Weiach 9.58 0.01 0.00 4.04 0.17 4.71 0.65
Gesamtfläche 34.4 0.15 0.11 18.67 0.47 12.15 2.82
Gesamtfläche [%] 100 0.4 0.3 54.3 1.4 35.4 8.2

 

Übersicht über die Boden- und Landnutzung im Umkreis des Standorts

Fig. 3‑3:Übersicht über die Boden- und Landnutzung im Umkreis des Standorts

Bevölkerung und Besiedelung

Der Standort liegt in einem dünn besiedelten Gebiet (Fig. 3‑4 und Fig. 3‑5). Im Umkreis von 1 km befinden sich einige Häuser mit etwa 50 Einwohnern, z. B. in den Siedlungen Schlatti und Endberg. In einem Umkreis von 1 km bis 2 km liegen die Siedlungen Oberraat, Schüpfheim, Unterraat, Windlach und Zweidlen mit insgesamt etwa 1'600 Einwohnern. Im Umkreis von 2 km bis 3 km liegen die Siedlungen Glattfelden, Stadel und Weiach mit insgesamt etwa 6'760 Ein­wohnern. Die Bevölkerungsdichte in der Umgebung des Standorts liegt mit 3.0 Pers./ha unter dem durchschnittlichen Wert der Kantone Zürich (9.4 Pers./ha) und Aargau (5.0 Pers./ha).

In Deutschland leben ca. 500 Einwohner innerhalb des 3 km Umkreises, die sich auf den Ortsteil Herdern der Gemeinde Hohentengen mit etwa 430 Einwohnern24 und Ausläufer des Orts Hohen­tengen am Hochrhein mit etwa 80 Einwohnern aufteilen.

Die Bevölkerung in den drei Schweizer Gemeinden hat sich seit den 90er Jahren verdoppelt. Gemäss der Prognose «Trend ZH 2023» wächst die Bevölkerung des Kantons Zürich weiter, von rund 1.58 Millionen Einwohner im Jahr 2022 auf knapp 2 Millionen Einwohner im Jahr 2050 (Weingartner 2023). Das entspricht einem Wachstum um knapp 420'000 Personen oder 27 % im gesamten Kanton Zürich. Basierend auf dieser Annahme wächst die Bevölkerung in den drei Schweizer Gemeinden auf etwa 12'500 Einwohner im Jahr 2050, was für den Umkreis von 3 km um den Standort rund 10'700 Einwohner entspricht.

Bei den deutschen Gemeinden wird von einer vergleichbaren Entwicklung ausgegangen.

	Ständige Wohnbevölkerung in der Nähe des Projektperimeters  BFS, Statistik der Bevölkerung (STATPOP), Daten für 2022, veröffentlicht am 24.08.2023 (Bevölkerung und Haushalte ab 2010 | Bundesamt für Statistik (admin.ch)). Dargestellt ist nur die Schweizer Wohnbevölkerung.

Fig. 3‑4:Ständige Wohnbevölkerung in der Nähe des Projektperimeters

BFS, Statistik der Bevölkerung (STATPOP), Daten für 2022, veröffentlicht am 24.08.2023 (Bevölkerung und Haushalte ab 2010 | Bundesamt für Statistik (admin.ch)). Dargestellt ist nur die Schweizer Wohnbevölkerung.

 

Bevölkerungsanzahl und -dichte in der Nähe des geologischen Tiefenlagers  Die mit * gekennzeichneten Werte repräsentieren nur die Schweizer Bevölkerungszahlen.

Fig. 3‑5:Bevölkerungsanzahl und -dichte in der Nähe des geologischen Tiefenlagers

Die mit * gekennzeichneten Werte repräsentieren nur die Schweizer Bevölkerungszahlen.

 

Eisenbahnanlagen und Durchgangsstrassen

Etwa 1.5 km nördlich des Standorts verläuft die Hauptstrasse Nr. 725, welche von der deutschen Grenze bei Basel bis zu der österreichischen Grenze bei St. Margrethen führt. Der Standort ist von der Hauptstrasse Nr. 7 über die zweispurige Schwarzrütistrasse (Nebenstrasse) erschlossen, die in die Zweidlenstrasse übergeht. Im Osten, ca. 750 m entfernt, verläuft in Nord-Süd-Richtung die Verbindungsstrasse Nr. 348, die im Norden an die Hauptstrasse Nr. 7 und im Süden an die ost-westausgerichtete Hauptstrasse Nr. 355 anschliesst. Die Kantonalen Autobahnen, Umfahrung Glattfelden (A50) und Bülach – Kloten (A51) werden aktuell ausgebaut und befinden sich ebenfalls in der Nähe (etwa 1.5 km bzw. 5 km entfernt).

Entlang der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Deutschland, etwa 2 km nördlich des Standorts, verläuft die Eisenbahnstrecke Bülach – Koblenz. Im Osten, in etwa 4 km Entfernung, verläuft die Eisenbahnstrecke Zürich – Schaffhausen, die über Glattfelden und Bülach führt.

Auf deutscher Seite befindet sich die west-ost-orientierte Landstrasse L161 (in etwa den Rhein entlang) bzw. die nordorientierte Landstrasse L161a, die beide durch Hohentengen am Hochrhein führen. Die Bundesstrasse B34, auf die die L161a anschliesst, verläuft etwa 8 km nördlich von Hohentengen am Hochrhein und ist eine regionale Strassenverbindung.

Eine Übersicht über die Verkehrs- und Transportwege ist in Fig. 3‑6 gezeigt. Eine Bewertung von Transportunfällen bei Eisenbahnanlagen und Strassen erfolgt in Kap. 3.3.2.

Verkehrs- und Transportwege im Umkreis des Projektperimeters

Fig. 3‑6:Verkehrs- und Transportwege im Umkreis des Projektperimeters

Luftverkehr

Der internationale Flughafen Zürich-Kloten, der sich südlich in ca. 9 km Entfernung zum Projekt­perimeter befindet, ist der nächstgelegene Flughafen. Der Projektperimeter liegt damit, bei Berücksichtigung eines Umkreises von 50 km gemäss ENSI-A05 (ENSI 2018b), im Einfluss­bereich des An- und Abflugverkehrs des Flughafens Zürich-Kloten, der zum überwie­genden Teil von Verkehrsflugzeugen angeflogen wird. Der Standort befindet sich im Kontrollnahbezirk des Flughafens Zürich-Kloten. Die Flugbewegungen an den grossen Schweizer Flughäfen sind seit den 1990er Jahren aufgrund der infrastrukturellen und sicherheitsbedingten Begrenzungen nur

unwesentlich gestiegen und es ist davon auszugehen, dass sich dies auch in den nächsten Jahrzehnten nicht wesentlich ändert. Im Jahr 201926 haben in Zürich 262'026 Flugbewegungen stattgefunden (Nagra 2024e).

Übersichtskarte zur Infrastruktur der Luftfahrt

Fig. 3‑7:Übersichtskarte zur Infrastruktur der Luftfahrt

 

Weiterhin gibt es in der weiteren Umgebung einen Regionalflugplatz (Birrfeld, ca. 21 km Luft­linie), mehrere Flugfelder (Fricktal-Schupfart, Olten, Buttwil, Winterthur, Schaffhausen) und ein Heliport (Würenlingen) für kleine Motorflugzeuge, Helikopter und Segelflugzeuge. Der Regionalflugplatz bzw. die Flugfelder haben allesamt – infolge der Flughöhe und Entfernung, insb. aber aufgrund der begrenzten Höchststartmasse – keine Relevanz für den Standort. Der nächstgelegene Militärflugplatz, der auch für zivile Zwecke nutzbar ist, ist Dübendorf in etwa 20 km Entfernung (Luftlinie). Eine Übersicht über die Infrastruktur der Luftfahrt zeigt Fig. 3‑7.

Der von Verkehrsflugzeugen zu benutzende Luftraum ist strukturiert und wird von Skyguide als Flugsicherungsdienst betreut. Der Verkehr erfolgt auf festgelegten Routen und wird ständig überwacht und aktiv beeinflusst, wozu Verkehrsflugzeuge über Einrichtungen zum Instrumenten­flug verfügen. Eine Bewertung von Unfällen im Luftverkehr erfolgt in Kap. 3.3.2.

Betriebe

Für die Standortbewertung hinsichtlich Einwirkungen aus Betrieben (bzw. Arbeitsstätten) in der Umgebung der Anlage werden die Betriebe in einem Umkreis von 3 km um den Standort betrachtet, die der Störfallverordnung (StFV 1991) unterstellt sind. Wie in Fig. 3‑8 dargestellt, sind keine derartigen Betriebe in den Gemeinden registriert. Für Informationen zu den Betrieben ausserhalb des Umkreis von 3 km wird auf Nagra (2024i) verwiesen.

Standorte der StFV-Betriebe um den Projektperimeter

Fig. 3‑8:Standorte der StFV-Betriebe um den Projektperimeter

Rohrleitungen

Südlich des Projektperimeters verläuft eine im Boden verlegte Hochdruckgasleitung der Erdgas Ostschweiz AG (Fig. 3‑9), die einen maximal zulässigem Betriebsdruck von 70 bar aufweist. Der Verlauf der Leitung weist einen minimalen Abstand von etwa 250 m zum Projektperimeter auf. Bzgl. des Anlagenperimeters hat die Gasleitung einen Abstand von etwa 330 m und liegt damit ausserhalb des 300 m betragenden Konsultationsbereichs. Die technischen Daten der Gasleitung sind in Tab. 3‑3 dargestellt. Eine Bewertung der Gasleitungen erfolgt in Kap 3.3.2.

Verlauf der Erdgasleitung

Fig. 3‑9:Verlauf der Erdgasleitung

 

Tab. 3‑3:Leistungskennzahlen der Erdgashochdruckleitung

Angabe

70 bar Hochdruckgasleitung

Baujahr

1997

Material / Typ

StE 480.7 TM

Nennweite

DN 700

Aussendurchmesser

711.2 mm

Rohrwandstärke

10.0 mm

Innendurchmesser

691.2 mm

Betriebsdruck

Max. 70 bar

Überdeckung

1.2 m bis 3.0 m (nach Plan Nr. 95-35)

Gemeinden, deren Fläche nur marginal den Betrachtungsradius tangieren, sind nicht berücksichtigt. ↩

Quelle: https://www.hohentengen.de/de/daten-zahlen.html, abgerufen September 2023. ↩

Gemäss Durchgangstrassenverordnung, DgStrVO: Kat A mit Nummerntafel ↩

Das Jahr 2019 ist aufgrund der COVID-19-Pandemie das repräsentative Jahr für die Ermittlung der Flug­bewegungen zum Zeitpunkt der Erarbeitung. ↩