Für die Analyse raumwirksamer qualitativer Unterschiede in den Rahmengesteinen wird in ZNO aufgrund der zunehmenden Tiefenlage vereinfachend zwischen einem westlichen, einem mittleren und einem östlichen Teil der potenziellen Lagerzone unterschieden (Fig. 4‑6c). In der folgenden Tabelle werden die Teilbereiche anhand der Kriterien des Sachplans verglichen.

Tab. 4‑3:Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bereiche ZNO West, Mitte und Ost anhand der 13 SGT-Kriterien

Legende: = gleichwertig / + Vorteil / - Nachteil / 0 indifferent

Kriterien und wichtige Aspekte

West

Mitte

Ost

Argumente

1.1 Räumliche Ausdehnung (vertikale und laterale Ausdehnung des EG, Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder)

  
 -

Die Mächtigkeit des Opalinustons nimmt von Westen nach Osten leicht ab, im Bereich Ost liegt sie teilweise geringfügig unter 100 m (basierend auf Enclosure 3-7c in Nagra 2024b). Die Mächtigkeiten der oberen und unteren Rahmen­gesteine sind gleichmässig verteilt (basierend auf Enclosure 3-6c und 3-8c in Nagra 2024b).

 +  -  +

Die Bereiche West und Ost weisen eine flachere Lagerung des Opalinustons auf als der Bereich Mitte (Fig. 4-5e).

  =

Die Flächen der drei Bereiche sind gleich­wertig, jede für sich weist aber nicht die für HAA angestrebten Platzreserven auf (Fig. 4-6c).

In Bezug auf die Anzahl an seismisch kartierten Störungen auf den Schichtgrenzen des Opalinus­tons sind die drei Bereiche gleich­wertig (Kap. 4.3.4 in Nagra 2024c).

Die drei Bereiche weisen deshalb diesbezüglich eine gleichwertige Flexiblität für die Lagerfeld­platzierung auf.

1.2 Hydraulische Barrierenwirkung (hydraulische Barriere, Transport­barriere, regionale hydrogeologische Situation)

   =

In den drei Bereichen ist die hydrogeologische Situation und die Qualität der geologischen Barriere (Wasserflüsse, Transportbarriere) im heutigen Zustand gleichwertig (basierend auf Kap. 5.6.3 und 5.9 in Nagra 2024c sowie auf Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024b).

Bzgl. des Austauschs von meteorischen Wässern und Porenwasser im EG sind die Bedingungen in allen Bereichen auch hin­sichtlich zukünftiger Entwicklungen gleich­wertig. Insgesamt zeigen die Grund- und Porenwasseruntersuchungen aus ZNO, dass ver­gleichsweise wenig Austausch mit oberflächennahem meteorischem Wasser stattgefunden hat (basierend auf Kap. 4.6 in Nagra 2024c).

1.3 Geochemische Bedingungen (Mineralogie, Porenwasserchemie)

   =

Die Bedingungen im Opalinuston zur Gewähr­leistung eines stabilen geochemischen und geomechanischen Umfeldes für die Lager­kammern sind in beiden Bereichen gleich­wertig (basierend auf Kap. 5.2 und 5.4 in Nagra 2024c).

1.4 Freisetzungspfade (Art des Poren­raums im intakten WG, Art der Transportpfade im WG, Selbst­abdich­tungsvermögen WG)

   = Art und Eigenschaften der Freisetzungspfade im Opalinuston sind aufgrund der feinen Porenstruktur und des ausgeprägten Selbst­abdichtungsvermögens in allen Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 5.10 in Nagra 2024c).
 2.1 Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften (Störung des Gesteinsverbandes durch differen­zielle Bewegungen (Neotektonik), Bildung neuer Wasser- und Gasweg­sam­keiten durch geochemische Vorgänge)    =

Die drei Bereiche liegen ausserhalb von Zonen mit erhöhter Erdbebenaktivität in der Schweiz; sie sind bzgl. Seismizität gleichwertig (Fig. 1-3 und Kap. 6.2.3 in Nagra 2024c).

Das Vorkommen an seismisch kartierten Störungen in den kompetenten Schichten um den EG ist in den drei Bereichen gleichwertig (Kap. 4.3.4 in Nagra 2024c). In allen Bereichen besteht im EG kein Karst­entwicklungspotenzial (basierend auf Kap. 6.5.2 in Nagra 2024c).

 2.2 Erosion (Tiefenlage, Hebungs­rate, Erosionsrate, fluviale Erosion, glaziale Tiefenerosion)    = Alle drei Bereiche bieten einen guten Schutz vor Prozessen an der Erdoberfläche; für das heutige Entwässerungsszenario sind gleich­wertige Restüberdeckungen am Ende des Betrachtungszeitraums zu erwarten (basierend auf Kap. 4 in Nagra 2024g).
 2.3 Lagerbedingte Einflüsse (Auf­lockerungszone, gas- und thermisch bedingte Effekte im WG)    = Lagerbedingte Einflüsse können in allen drei Bereichen mit baulichen Massnahmen kontrol­liert werden. Lagertiefe, Gebirgsspannungen, Gesteinsfestigkeiten und in-situ-Temperatur nehmen von Westen nach Osten leicht zu. Die erwarteten Auswirkungen von lagerbedingten Einflüssen im Opalinuston sind in den Bereichen West, Mitte und Ost insgesamt gleichwertig (basierend auf Kap. 5.5 in Nagra 2024c).
 2.4 Nutzungskonflikte (Vorkommen wirtschaftlich nutzungswürdiger Rohstoffe / Ressourcen)    = In keinem der drei Bereiche sind Ressourcen in einem für die Schweiz besonderen Masse vorhanden (basierend auf Nagra 2014c).
 3.1 Charakterisierbarkeit der Gesteine (Fazies-Variabilität, Strömungs- und Transport­eigenschaften des WG, Rolle der oberen und unteren Rahmengesteine)     = Die Faziesvariabilität des Opalinustons sowie der unteren und oberen Rahmengesteine ist in den drei Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 4.2.10 in Nagra 2024c und auf Kap. 5.2.1 in Nagra 2024d).
 3.2 Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse (insb. Schichtmächtig­keiten)     = Die räumliche Explorierbarkeit der Rahmen­gesteine ist in allen drei Bereichen gleich­wertig (basierend auf Enclosure 3-9c in Nagra 2024b).
 3.3 Prognostizierbarkeit der Lang­zeit­veränderungen (lagerbedingte Einflüsse, geologische Langzeit­entwicklung)  -  0  + Die Sicherheitsmargen bzgl. lagerbedingter Einflüsse und Erosion nehmen unter anderem mit der Tiefenlage von West nach Ost insge­samt zu (basierend auf Kap. 4 in Nagra 2024g sowie auf Kap. 5.1 und Kap. 5.2.3 in Nagra 2024d).
 4.1 Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen   =  In allen drei Bereichen kann mit bewährten Bauverfahren ein sicheres HAA-Lager gleicher­massen gebaut, betrieben und verschlossen werden; die verbleibenden standortspezifischen Baurisiken können mit bekannten und erprobten Massnahmen kontrolliert werden (basierend auf Kap. 5 und 6 in Band 9 in Nagra 2023a).
 4.2 Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung  + Die haushälterische Nutzung des Untergrunds ist im Bereich ZNO West durch die Nähe zum HEB am besten  (Fig. 4‑6).

Fazit zum bevorzugten Bereich für das HAA-Lager im Standortgebiet Zürich Nordost:

Der argumentative Vergleich zeigt, dass die Bereiche ZNO West, Mitte und Ost bzgl. der meisten SGT-Kriterien gleichwertig sind. Sie weisen jedoch unterschiedliche Konfigurationen von Schicht­mächtigkeiten, Schichtneigungen, Tiefenlage und Abstand zum HEB auf. Um das HAA-Lager­feld in einer möglichst ausgewogenen Konfiguration vorläufig anzuordnen, wird der Bereich ZNO Mitte bevorzugt.