Für die Analyse raumwirksamer qualitativer Unterschiede in den Rahmengesteinen wird in JO vereinfachend zwischen einem westlichen und einem östlichen Teil der potenziellen Lagerzone unterschieden (Fig. 4‑2c). Die beiden Bereiche unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich der seismisch kartierten Störungen (Kap. 4.3.4 in Nagra 2024c). Im westlichen Teil der potenziellen Lagerzone wurden auf der Obergrenze der Muschelkalk-Gruppe in der 3D-Seismik zahlreiche, im östlichen Bereich nur wenige Störungen kartiert. In der folgenden Tabelle werden die Teilbereiche anhand der Kriterien des Sachplans verglichen.
Tab. 4‑1:Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bereiche JO West und Ost anhand der 13 SGT-Kriterien
Kriterien und wichtige Aspekte |
West |
Ost |
Argumente |
1.1 Räumliche Ausdehnung (vertikale und laterale Ausdehnung des EG, Flexibilität bei der Anordnung der Lagerfelder) |
= |
Die Verteilung der EG-Mächtigkeit ist in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Enclosure 3-9a in Nagra 2024b). Die Flächen der zwei Bereiche sind ähnlich gross (Fig. 4‑2c). In beiden Bereichen sind auf den Schichtgrenzen des Opalinustons keine Störungen seismisch kartiert (Kap. 4.3.4 in Nagra 2024c). Die beiden Bereiche weisen deshalb diesbezüglich eine gleichwertige Flexibilität für die Lagerfeldplatzierung auf. |
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1.2 Hydraulische Barrierenwirkung (hydraulische Barriere, Transportbarriere, regionale hydrogeologische Situation) |
= |
Die hydrogeologische Situation und die Qualität der geologischen Barriere (Wasserflüsse, Transportbarriere) ist im heutigen Zustand in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 5.6.3 und 5.9 in Nagra 2024c sowie auf Kap. 5 und Enclosure 7 in Nagra 2024b). Bzgl. des Austauschs von meteorischen Wässern und Porenwasser im EG sind die Bedingungen in beiden Bereichen auch hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen gleichwertig. Die Grund- und Porenwasseruntersuchungen zeigen ein durch die Wechselwirkung mit oberflächennahem meteorischem Wasser beeinflusstes System. |
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1.3 Geochemische Bedingungen (Mineralogie, Porenwasserchemie) |
= |
Die Bedingungen im Opalinuston zur Gewährleistung eines stabilen geochemischen und geomechanischen Umfeldes für die Lagerkammern sind in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 5.2 und 5.4 in Nagra 2024c). |
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1.4 Freisetzungspfade (Art des Porenraums im intakten WG, Art der Transportpfade im WG, Selbstabdichtungsvermögen WG) |
= |
Art und Eigenschaften der Freisetzungspfade im Opalinuston sind aufgrund der feinen Porenstruktur und des ausgeprägten Selbstabdichtungsvermögens in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 5.10 in Nagra 2024c). |
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2.1 Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften (Störung des Gesteinsverbandes durch differenzielle Bewegungen (Neotektonik), Bildung neuer Wasser- und Gaswegsamkeiten durch geochemische Vorgänge) |
= |
Beide Bereiche liegen ausserhalb von Zonen mit erhöhter Erdbebenaktivität in der Schweiz; sie sind bzgl. Seismizität gleichwertig (Fig. 1-3 und Kap. 6.2.3 in Nagra 2024c). |
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- |
+ |
Der Bereich JO Ost hat weniger seismisch kartierte Störungen auf der Obergrenze der Muschelkalk-Gruppe (Kap. 4.3.4 in Nagra 2024c). |
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= |
In beiden Bereichen besteht im EG kein Karstentwicklungspotenzial (basierend auf Kap. 6.5.2 in Nagra 2024c). |
||
2.2 Erosion (Tiefenlage, Hebungsrate, Erosionsrate, fluviale Erosion, glaziale Tiefenerosion) |
= |
Dank ausreichender Tiefenlage bieten beide Bereiche einen genügenden Schutz vor Prozessen an der Erdoberfläche; für das heutige Entwässerungsszenario sind gleichwertige Restüberdeckungen der Lagerebene am Ende des Betrachtungszeitraums zu erwarten (basierend auf Kap. 4 in Nagra 2024g). |
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2.3 Lagerbedingte Einflüsse (Auflockerungszone, gas- und thermisch bedingte Effekte im WG) |
= |
Lagerbedingte Einflüsse können in beiden Bereichen mit baulichen Massnahmen kontrolliert werden. Die in Lagertiefe vorherrschenden Gebirgsspannungen und die massgeblichen Gesteinseigenschaften sowie die in-situ-Temperatur im Opalinuston sind im Osten und Westen gleichwertig (basierend auf Kap. 5.5 in (Nagra 2024c)). |
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2.4 Nutzungskonflikte (Vorkommen wirtschaftlich nutzungswürdiger Rohstoffe / Ressourcen) |
= |
In keinem der beiden Bereiche sind Ressourcen in einem für die Schweiz besonderen Masse vorhanden (basierend auf Nagra 2014c). |
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3.1 Charakterisierbarkeit der Gesteine (Fazies-Variabilität, Strömungs- und Transporteigenschaften des WG, Rolle der oberen und unteren Rahmengesteine) |
= |
Die Faziesvariabilität des Opalinustons sowie der unteren und oberen Rahmengesteine ist in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Kap. 4.2.10 in Nagra 2024c und auf Kap. 5.2.1 in Nagra 2024d). |
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3.2 Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse (insb. Schichtmächtigkeiten) |
= |
Die räumliche Explorierbarkeit der Rahmengesteine ist in beiden Bereichen gleichwertig (basierend auf Enclosure 3-9a in Nagra 2024b). |
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3.3 Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen (lagerbedingte Einflüsse, geologische Langzeitentwicklung) |
= |
Alternative Entwicklungen der Topographie aufgrund alternativer Entwässerungsszenarien sind in beiden Bereichen möglich. Die Sicherheitsmargen bzgl. lagerbedingter Einflüsse und Erosion werden auch unter Annahme alternativer (ungünstigerer) Langzeitveränderungen im Osten und Westen insgesamt als gleichwertig eingestuft (basierend auf Kap. 4 in Nagra 2024g sowie auf Kap. 5.1 und Kap. 5.2.3 in Nagra 2024d). |
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4.1 Felsmechanische Eigenschaften und Bedingungen |
= |
In beiden Bereichen kann mit bewährten Bauverfahren ein sicheres HAA-Lager gleichermassen gebaut, betrieben und verschlossen werden; die verbleibenden standortspezifischen Baurisiken können mit bekannten und erprobten Massnahmen kontrolliert werden (basierend auf Kap. 5 und 6 in Band 9 in Nagra 2023a). Die haushälterische Nutzung des Untergrundes ist im Bereich JO Ost durch die Nähe zum HEB besser als im Bereich JO West (Fig. 4‑2). |
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4.2 Untertägige Erschliessung und Wasserhaltung |
- |
+ |
Fazit zum bevorzugten Bereich für das vorläufige HAA-Lagerfeld im Standortgebiet Jura Ost:
Der argumentative Vergleich zeigt, dass die Bereiche JO West und Ost bzgl. der meisten SGT-Kriterien gleichwertig sind. Wo es Unterschiede gibt, fallen sie jedoch zu Gunsten des östlichen Teils aus. Deshalb wird der östliche Bereich in JO für die vorläufige Platzierung des HAA-Lagerfelds zum Zweck des Standortvergleichs gewählt.