Die für den sicherheitstechnischen Vergleich geforderten Bewertungsobjekte wurden auf Basis der geologischen Kenntnisse und der überprüften Grundlagen zu den Tiefenlagern definiert. Dazu wurden innerhalb der in Etappe 1 festgelegten Standortgebiete raumwirksame geologische Elemente in einem mehrstufigen Vorgehen analysiert, um den untertägigen Raum einzuengen und den EG sowie die Platzreserven zum Zweck des sicherheitstechnischen Vergleichs abzugrenzen (Kap. 3.1 in Nagra 2024b). Innerhalb der so abgegrenzten EG wurde anschliessend das vorläufige Lagerfeld angeordnet und die Lager für den Zweck des Standortvergleichs projektiert (Kap. 3.2 in Nagra 2024b).
Alle Standortgebiete weisen im Opalinuston potenzielle Lagerzonen mit grosser lateraler Ausdehnung auf, welche den Platzbedarf gemäss aktueller Lagerauslegung bei weitem übertreffen. Sie befinden sich in geeigneter Tiefenlage und mit ausreichend Abstand zu regionalen Störungszonen (Kap. 3.1.1 in Nagra 2024b). Ober- und unterhalb der potenziellen Lagerzonen erweist sich zusätzlich zum Opalinuston die gesamte Gesteinsabfolge zwischen den nächstliegenden Aquiferen als geringdurchlässig. Somit umfasst der EG vertikal in allen Standortgebieten den Opalinuston und mächtige Pakete von Rahmengesteinen, die nachweislich zur guten geologischen Barrierewirkung beitragen (Kap. 3.1.2 in Nagra 2024b).
Lateral wurde dem sicherheitstechnischen Vergleich pro Lagertyp jeweils ein einheitlicher Platzbedarf als EG sowie einheitliche Platzreserven, die ein Mehrfaches davon betragen, zugrunde gelegt. Dazu wurde innerhalb der potenziellen Lagerzone die doppelte Fläche des Platzbedarfs gemäss aktueller Lagerauslegung als EG (2 km2 für HAA; 1.2 km2 für SMA) und das 3-fache davon als EG inkl. Platzreserven (6 km2 für HAA; 3.6 km2 für SMA) ausgeschieden (Kap. 3.1.6 in Nagra 2024b).
Die Definition der Bewertungsobjekte wurde zunächst für das HAA-Lager vorgenommen (Kap. 4 in Nagra 2024b). Nach getroffener Standortwahl für HAA erfolgte analog die Definition der Bewertungsobjekte für das SMA-Lager (Kap. 5 in Nagra 2024b). Dabei wurde der verfügbare untertägige Raum am gewählten HAA-Standort, Nördlich Lägern, um den EG und die Platzreserven des HAA-Lagers reduziert.
Das detaillierte Vorgehen und die Ergebnisse dieser Schritte sind in den Kap. 3-5 in Nagra (2024b) dokumentiert. Nachfolgend werden die resultierenden Bewertungsobjekte vorgestellt. Die exemplarische Umsetzung der sechs standortspezifischen Lagerprojekte ist im «Bautechnischen Dossier Standortvergleich» enthalten (Nagra 2023a).
Bewertungsobjekte HAA und SMA in Jura Ost
Als potenzielle Lagerzone wird in Jura Ost (Kap. 4.1 und 5.1 in Nagra 2024b) der zentrale Bereich mit einer einfachen Geologie betrachtet, in welchem der Opalinuston eine minimale Tiefenlage zum Schutz vor Erosion aufweist. Vertikal umfasst der EG alle Gesteinseinheiten zwischen dem Keuper-Aquifer unterhalb und dem Hauptrogenstein-Aquifer oberhalb des Opalinustons und weist Mächtigkeiten von rund 200 – 260 m auf.
Die Bewertungsobjekte HAA und SMA sind im östlichen Teil der potenziellen Lagerzone angeordnet, der kaum seismisch kartierbare Störungen aufweist (Fig. 4‑4). Die vorläufigen Haupt- und Pilotlager sind auf rund 500 m Tiefe im EG platziert. Erschlossen wird der Bereich untertag mittels eines Zugangs- und Betriebstunnels von der Oberflächenanlage auf dem Gebiet der Gemeinde Villigen aus. Die Lüftungsschächte sind von der Nebenzugangsanlage im Taleinschnitt «Itele» – «Matten» – «Riniken» vorgesehen.
Fig. 4‑4:Bewertungsobjekte Jura Ost für HAA (links) und SMA (rechts)
Basierend auf Fig. 4-2 und Fig. 5-2 in (Nagra 2024b).
Die potenzielle Lagerzone für SMA weist im nordwestlichen Bereich eine grössere Ausdehnung auf als diejenige für HAA, da die Anforderungen an die Tiefenlage zum Schutz vor Erosion für SMA weniger einschränkend sind.
Bewertungsobjekte HAA und SMA in Nördlich Lägern
In Nördlich Lägern (Kap. 4.2 und 5.2 in Nagra 2024b) umfasst die potenzielle Lagerzone den ruhig gelagerten Bereich mit sehr hoher Kontinuität zwischen regionalen Störungszonen im Norden und Süden (Fig. 4‑5). Hier umfasst der EG vertikal alle Gesteinseinheiten zwischen dem Keuper-Aquifer unterhalb und dem Malm-Aquifer oberhalb des Opalinustons und weist Mächtigkeiten von rund 290 – 380 m auf.
Das Bewertungsobjekt HAA wurde aufgrund des hohen Tonmineralgehalts der Rahmengesteine direkt über dem Opalinuston sowie der insgesamt etwas grösseren Fläche mit flach gelagertem Opalinuston im östlichen Bereich von NL platziert. Für das vorläufige SMA-Lagerfeld wurde eine besonders geeignete Kombination aus Schichtmächtigkeit und -neigung innerhalb des Opalinustons im nicht vom HAA-Lager beanspruchten Bereich westlich des Haupterschliessungsbereichs gewählt (Fig. 4‑5). Die vorläufigen Haupt- und Pilotlager sind auf rund 900 m Tiefe im EG platziert. Erschlossen wird der Bereich untertag aus dem Haberstal.
Fig. 4‑5:Bewertungsobjekte Nördlich Lägern für HAA (links) und SMA (rechts)
Basierend auf Fig. 4-4 und Fig. 5-4 in (Nagra 2024b).
Bewertungsobjekte HAA und SMA in Zürich Nordost
In Zürich Nordost (Kap. 4.3 und 5.3 in Nagra 2024b) umfasst die potenzielle Lagerzone den Bereich mit der einfachsten Geologie zwischen mehreren regionalen tektonischen Elementen. Er liegt im Zentrum des Standortgebiets (Fig. 4‑6). Vertikal umfasst der EG alle Gesteinseinheiten zwischen dem Keuper-Aquifer unterhalb und dem Malm-Aquifer oberhalb des Opalinustons und weist Mächtigkeiten von rund 260 – 300 m auf.
Die potenzielle Lagerzone weist unterschiedliche Konfigurationen hinsichtlich Schichtmächtigkeiten, -neigungen, Tiefenlage und Abstand zum Haupterschliessungsbereich auf. Um eine möglichst ausgewogene geologische Konfiguration zu nutzen, wurden die vorläufigen Lagerfelder in der Mitte platziert und, mit Blick auf die zunehmenden Sicherheitsmargen bzgl. Langzeitveränderungen, insbesondere die Platzreserven für HAA östlich angrenzend angeordnet (Fig. 4‑6). Die vorläufigen Haupt- und Pilotlager sind auf rund 700 m Tiefe im EG platziert. Erschlossen wird der Bereich untertag von der Oberflächenanlage aus dem Bereich Isenbuck – Berg und «Rinauer Feld».
Fig. 4‑6:Bewertungsobjekte Zürich Nordost für HAA (links) und SMA (rechts)
Basierend auf Fig. 4-6 und Fig. 5-6 in (Nagra 2024b).