Die nachfolgende Beschreibung der exemplarischen Umsetzung stellt die Grundlage der sicherheitstechnischen Bewertung für den Nachweis der Standorteignung für einen sicheren und zweckmässigen Betrieb der BEVA im RBG dar. Neben der BEVA, die in Kap. 3.1 zusammen mit einem beispielhaften Betriebsablauf beschrieben wird, sind weitere, konventionelle Bauten erforderlich, die in Kap. 3.2 zusammengefasst werden. Eine mögliche Umsetzung des Vorhabens innerhalb des Projektperimeters wird in Kap. 3.3 skizziert.
Das BEVA-Auslegungskonzept orientiert sich an den betrieblichen und sicherheitstechnischen Anforderungen (siehe Kap. 5, 6 und 7), die sich für eine sichere, effiziente und qualitätsgeprüfte Verpackung von hochaktiven Abfällen ergeben. Die im Folgenden vorgestellte Anlage und dazugehörigen Betriebsprozesse beschreiben die Anlage im Normalbetrieb. Die Anlage wird entsprechend dem Gefährdungspotenzial (vgl. Kap. 5.3) so ausgelegt, dass sie für die Beherrschung von möglichen Störfällen adäquate Einrichtungen und Systeme beinhalten wird.
Anlagenbeschrieb
Im Zentrum der BEVA befindet sich die Umladezelle3 inklusive eines Interventionsraums. Für die optimale Beladung der ELB besitzt die Umladezelle jeweils mehrere Andockstationen für TLB und ELB4. Um die Umladezelle herum befinden sich die Vor- und Nachbereitungsräume für TLB bzw. ELB sowie die Räumlichkeiten für den tiefenlagergerechten ELB-Verschluss. Um diesen Kern der BEVA sind verschiedene Service- und Hilfsräume (Bedienräume, Klima- und Lüftungsanlagen etc.) angeordnet sowie die Empfangsbereiche mit den dazugehörigen Arbeitsplätzen für den An- und Abtransport der TLB bzw. ELB. Die genaue Anordnung und Grösse der Räume wird im Rahmen der Bau- und Betriebsbewilligung geplant, optimiert und festgelegt. Dabei werden einerseits dem dann etablierten Stand von Wissenschaft und Technik Rechnung getragen und andererseits die bewährten Erfahrungen mit Umladezellen (beispielsweise Zwilag oder la Hague) berücksichtigt.
Betriebsabläufe
Die BEVA-bezogenen Prozesse werden aus heutiger Sicht grob in drei Hauptprozesse eingeteilt:
TLB-bezogene Prozesse, die bereits in den Zwischenlagern anfangen5 und die An- und Ablieferung wie auch Handhabung der TLB in der BEVA sicherstellen.
Verpackungsprozesse, die alle Aktivitäten innerhalb der Umladezelle sowie das Verschliessen und die Nachbehandlung der beladenen ELB beinhalten.
ELB-bezogene Prozesse, die die Anlieferung leerer und den Abtransport beladener ELB in Transportbehältern sowie deren Handhabung innerhalb der BEVA abdecken.
Die bis in den Eingangsbereich der BEVA angelieferten TLB werden im TLB-Empfangsbereich angenommen und vom Transportfahrzeug abgeladen. Nach der entsprechenden Vorbereitung wird der TLB unter die Umladezelle gefahren, angehoben und dicht an die Andockstation der Umladezelle angedockt. Auf der anderen Seite der Umladezelle – im ELB-Empfangsbereich – werden die leeren ELB angenommen und vorbereitet, soweit notwendig in einen Abschirmbehälter gestellt und in gleicher Weise wie die TLB an die Umladezelle angedockt. Innerhalb der Umladezelle werden die angedockten Behälter geöffnet, sodass sichergestellt ist, dass es ausserhalb der Umladezelle keinerlei Kontamination gibt. Um eine eventuelle Kontamination der Behälteröffnungen während der Umladung zu vermeiden, werden diese entsprechend geschützt. Die Behälter sind nun geöffnet, und der Umladevorgang kann beginnen, d. h., es werden die BE oder WA-HAA aus den TLB entnommen und in die ELB eingesetzt. Die Vorgaben, welche BE aus welchen TLB in welchen ELB zu platzieren sind, werden im vorgängig erstellten und freigegebenen Beladeprogramm festgehalten. Alle Arbeiten in der Umladezelle werden überwacht.
Ist ein ELB gemäss Vorgaben beladen, wird der Schutz der Behälteröffnung entfernt und die Umladezelle sowie der Behälter geschlossen. Der ELB wird abgedockt, bei Bedarf auf Kontaminationsfreiheit geprüft und anschliessend zum ELB-Fertigstellungsbereich gefahren, in dem der ELB endgültig tiefenlagergerecht verschlossen wird (beispielsweise verschweisst). Nach einer ggf. erforderlichen Nachbehandlung und nachfolgender Kontrolle des Verschlusses stellen die ELB eine dichte Barriere dar (vgl. Kap. 5.2). Die ELB werden anschliessend – wenn vorhanden – aus dem Abschirmbehälter entnommen und nach dem Nachweis der Kontaminationsfreiheit in einem Transportbehälter, der die Anforderungen für den Transport auf dem öffentlichen Verkehrsnetz erfüllt6, gestellt und so in einem Bereitstellungsbereich gelagert bzw. für den Abtransport vorbereitet.
Die leeren TLB werden ebenfalls verschlossen, von der Umladezelle abgedockt, der Nachweis der Kontaminationsfreiheit erbracht und zur Entsorgung in die Zwilag transferiert.
Die Umladezelle kann je nach Anforderung auch in mehrere Zellen unterteilt werden. ↩
Für eine optimale Beladung der Endlagerbehälter müssen diese mit BE unterschiedlicher Wärmeleistung beladen werden können. Dies bedingt, dass gleichzeitig der Zugriff auf mehrere TLB und ELB möglich ist. ↩
Die Betriebsprozesse der Zwilag/Zwibez sind nicht Bestandteil des RBG und werden hier demnach auch nicht erläutert bzw. haben lediglich informativen Charakter (z. B. zur Verdeutlichung der Schnittstellen). ↩
Für den Betrieb der BEVA sind weitere Bauten erforderlich. Da in diesen keine Aktivitäten mit radioaktiven Stoffen erfolgen, werden die Bauten als sogenannte konventionelle Bauten bezeichnet. Hierzu zählen Büros, Räume für Service, Archiv, Empfang und Öffentlichkeitsarbeit sowie Strahlen- und Notfallschutz als auch Räumlichkeiten oder Flächen für konventionelle Lager- und Werkstätten sowie Parkplätze.
Auf dem Projektperimeter sind gemäss den Ausführungen der vorhergehenden Kapitel zwei Funktionsgruppen mit dazugehörigen Bauten sowie Verkehrs- und Logistikflächen unterzubringen und funktional anzuordnen. Darunter fällt (i) das Areal für die BEVA, inkl. Sicherungsareal7 und Wachzentrale, sowie (ii) rein konventionell genutzte Flächen für Administration, Lagerung und Parkplätze.
Der in Kap. 2.1 eingeführte Projektperimeter setzt sich aus drei funktional unterschiedlich genutzten Teilflächen zusammen: dem Anlagenperimeter, dem Eingliederungssaum und einer Installationsfläche. Die Anordnung dieser Flächen ist in Fig. 3‑1 verdeutlicht.
Fig. 3‑1:Übersichtskarte des Projektperimeters, inkl. Unterteilung in Anlagenperimeter, Installationsfläche und Eingliederungssaum
Anlagenperimeter
Der Anlagenperimeter, auf dem die BEVA als wichtigste Baute entsprechend dem Zweck gebaut und betrieben wird, nimmt mit ca. 2 ha die grösste Fläche in Anspruch. Der Flächenbedarf des Anlagenperimeters ergibt sich aus den Platzanforderungen der auf ihr zu errichtenden Funktionsgruppen mit dazugehörigen Bauten, Anlagen, Verkehrs- und Logistikflächen.
Der Anlagenperimeter wird plan hergestellt, flächig befestigt und als Verkehrs- und Betriebsfläche ausgelegt. Im Osten wird der Hang dafür angeschnitten und gesichert. Im Norden des Perimeters wird aufgrund der Ausdehnung der BEVA und dem dort vorhandenen Platzangebot ein Sicherungsareal eingerichtet, innerhalb dessen die BEVA mit zugehörigen Nebengebäuden, welche funktionsbedingt im/beim Sicherungsareal angeordnet sind, betrieben werden. Der verbleibende südliche Teil des Anlagenperimeters ist mit den konventionellen Bauten für Administration, Lagerflächen sowie Parkplätzen belegt.
Eine mögliche Lage der BEVA und den in Kap. 3.2 erläuterten konventionellen Bauten ist in Fig. 3‑2 exemplarisch dargestellt. Mit der Anordnung der BEVA und des Sicherungsareals direkt angrenzend an das Zwilag-Hauptareal können kurze Wege für den Transfer8 der TLB von der Halle H der Zwilag zur BEVA als auch der An-/Abtransport von ELB und von Verbrauchsmaterialien mittels Zufahrtsschleuse und des bestehenden Anschlusses an das öffentliche Verkehrsnetz genutzt werden.
Eingliederungssaum
Im Eingliederungssaum, der eine Fläche von ca. 0.5 ha umfasst, werden Massnahmen für die Sicherheit und Sicherung des Anlagenperimeters und die Landschaftseingliederung umgesetzt. Er ist 20 m breit und grenzt östlich an den Anlagenperimeter an. Im Eingliederungssaum verläuft ein Waldweg entlang des Anlagenperimeters, der den vormaligen Nietenbuckweg ersetzt und so die Durchgängigkeit für Fussgänger und Radfahrer wiederherstellt. Ausserdem stellt er im Bereich des Sicherungsperimeters die regulativ geforderte Einsehbarkeit der Umgebung von der Anlage aus sicher (Nagra 2025b). Östlich angrenzend an den Waldweg soll die Fläche im Eingliederungssaum freigehalten werden, um die BEVA und andere Gebäude und Einrichtungen (insbesondere die Sicherungsanlagen) vor Windwurf und Waldbränden zu schützen. Waldseitig wird ein Übergang für eine Landschaftseingliederung des Projektperimeters realisiert.
Installationsfläche
Die Installationsfläche nimmt temporär ca. 0.4 ha des heutigen PSI-Parkplatzes, nördlich der Forschungsstrasse in Anspruch. Sie dient während Phasen mit Bautätigkeit beispielsweise als Lager für Geräte und Baumaterial sowie für die Ver- und Entsorgung der Baustelle.
Fig. 3‑2:Schematische Darstellung einer exemplarischen Anordnung der Bauten auf dem Anlagenperimeter
Exemplarisch dargestellt sind: die BEVA im Sicherungsareal mit Sicherungsperimeter und Zugangsschleuse, die konventionellen Bauten für Administration, Lagerhalle und Parkflächen sowie zugehörige Logistikflächen. Ein möglicher neuer Verlauf des Nietenbuckwegs ist angedeutet.
Die Kernanlage BEVA muss gesichert werden, wofür ein Sicherungsareal mit Sicherungsperimeter und zugehöriger Ausrüstung, Wache und Zugangskontrolle eingerichtet wird (vgl. Nagra 2025b). ↩
Der Antransport der TLB aus der Zwilag zur BEVA kann ausschliesslich über Betriebsareale der Zwilag bzw. der BEVA erfolgen und stellt damit ein Transfer direkt zwischen den beiden Kernanlagen dar. ↩