In der Landschaftstypologie der Schweiz (ARE 2011) wird die Landschaft im und um den Projektperimeter (Zwilag, PSI und Nachbarflächen) mit Aarelauf als Typ «Flusslandschaft» beschrieben. Der östlich anschliessende «Unterwald» und angrenzende Flächen werden als «Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes» und die westlich der Aare aufsteigende Hügellandschaft als «Hügellandschaft des Tafeljura» bezeichnet. Die Landschaft ist geprägt durch die bewaldeten Hügel des Tafeljuras und der Flusslandschaft der Aareebene sowie – sofern unbewaldet – die offenen Landwirtschaftsflächen und einzelne Siedlungsbereiche. Die Aare fliesst als markantes Landschaftselement durch die Ebene. Lokal ist das Gebiet durch die bestehenden Areale des PSI und der Zwilag bereits siedlungsgeprägt, liegt der Anlagenperimeter selbst in engem Kontext zur bestehenden Industrieansiedlung mit PSI und Zwilag. Nördlich, knapp 1 km flussabwärts, befindet sich als ebenfalls siedlungsgeprägter Raum die Aareinsel mit dem KKW Beznau (vgl. Fig. 3‑1). Südöstlich befindet sich im Unterwald die Grossforschungsanlage des SwissFEL, welche weitgehend als eingegrünte Lichtung im Wald in Erscheinung tritt (vgl. Fig. 3‑2). Bezüglich Verkehrsinfrastruktur ist der Raum durch die Kantonsstrasse K442 sowie die den Wald und die Aare querende Verbindungsstrasse (Forschungsstrasse) zwischen Kantonsstrasse K113 – PSI/Zwilag – Kantonsstrasse K442 vorbelastet (vgl. Kap. 4.7.1 und Fig. 4‑6). Zudem führt eine Freileitung entlang des westlichen Aareufers von Villigen nach Beznau (vgl. Fig. 5‑2). Südlich des Projektperimeters quert eine markant sichtbare Materialtransportbahn vom westlichen Hügel über die Aare nach Untersiggenthal-Station. Grössere Verkehrsinfrastrukturen, wie Nationalstrassen, sind keine vorhanden.
Die Zwilag-Gebäude sind in gewissen Arealteilen rund um die Uhr beleuchtet. Im Bereich seitlich zum Anlagenperimeter befindet sich aktuell ein Container-Anlieferungsbereich, der ebenfalls rund um die Uhr beleuchtet ist (Nachtanlieferungen).
Die westlich der Aare anschliessende ansteigende Hügellandschaft ist als Objekt Nr. 1108 «Aargauer Tafeljura» im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) ausgewiesen. Die Schutzziele dieses Objekts umfassen u.a. die Erhaltung der charakteristischen Wald-Offenlandverteilung, der naturnahen Lebensräume, der wenig gestörten, grossflächigen und zusammenhängenden Wälder, der Gewässer und ihre Lebensräume sowie der Besiedlungsform und insbesondere die typischen Haufendörfer mit ihrem Umfeld.
Zudem ist diese angrenzende Landschaft Teil des «Juraparks Aargau» sowie im Richtplan als «Landschaft kantonaler Bedeutung» (LkB, Richtplan L 2.3; vgl. Fig. 5‑13) gekennzeichnet.
Der Jurapark Aargau nennt als seine strategischen Ziele 2022 – 2031 die «Erhaltung und Aufwertung der Qualität und Vielfalt von einheimischen Tier- und Pflanzenarten und ihren Lebensräumen sowie die Wahrung und Stärkung der typischen Landschafts- und Kulturwerte sowie Ortsbilder» (Verein Jurapark Aargau 2021). Die LkB sind gemäss kantonalem Richtplan «langfristig zu erhalten und dienen dem Erhalt und der Weiterentwicklung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, der naturnahen und ruhigen Erholung». Neue Nutzungen, z. B. durch Bauten und Anlagen, die den Schutzzielen widersprechen, sind nur zulässig, wenn sie im öffentlichen Interesse liegen und ihre Nachhaltigkeit nachgewiesen ist (Kanton Aargau 2011).
In Richtung Osten steigt die Landschaft mit dem Unterwald leicht in Richtung Würenlingen an. Von Westen her gesehen liegt der Projektperimeter tiefer als die ansteigende Landschaft. Allgemein stellen die geplanten Bauten und Anlagen lediglich eine Erweiterung der bestehenden Arbeitszone (inkl. PSI West) dar, welche durch die Ufervegetation der Aare bereits heute teilweise abgedeckt wird.
Fig. 5‑13:Ausschnitt aus dem BLN und dem LkB (AGIS 2024)
Der «Unterwald» wird als Waldbereich mit zahlreichen Wegen zur Erholung genutzt. Am östlichen Aareufer zwischen PSI-/Zwilag-Gelände und Aare verläuft ein unbefestigter Wanderweg. Entlang der Kantonsstrasse Villigen – Kleindöttingen verläuft die nationale Veloroute Nr. 8 Aare – Koblenz (swisstopo 2024). Zusätzlich verläuft ein historischer Verkehrsweg in der Nähe des Projektperimeters (vgl. Kap. 5.17.4).
Es sind keine Ortsbilder nationaler Bedeutung im Projektperimeter resp. der Umgebung betroffen (vgl. Fig. 5‑16).
Fig. 5‑14:Wanderwege um den Projektperimeter (AGIS 2024)