Charakterisierung: Beim Bau und Betrieb der Untertagebauten kommt es zur Bildung einer Auf­lockerungszone im angrenzenden Gestein. Deren Ausdehnung und Eigenschaften sind insbesondere abhängig von der Geometrie der Lagerkammern sowie von den Gebirgs­spannungen auf Lagerebene, von den felsmechanischen Eigenschaften des Gesteins und dem Selbst­abdich­tungs­­vermögen. Aufgrund des grösseren Durchmessers ist die Ausdehnung der Auf­lockerungs­zone im Umfeld der SMA-Lagerkavernen grösser als bei den HAA-Lagerstollen (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Bei gleicher Lager­auslegung verbleiben für alle Lagerprojekte auch nach Abzug der Auf­lockerungszone bezüg­lich Radionuklid-Rückhaltung günstige Mächtigkeiten an intaktem Wirtgestein.

Kennzahlen und Bewertung: Diese Schlussfolgerung stützt sich auf Analysen des felsmecha­nischen Systemverhaltens beim Bau der Lagerkammern und auf felsmechanische Experimente (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Die berechnete Ausdehnung der Auflockerungszone unter Berücksichtigung der erwarteten Parameterwerte beträgt für HAA-Lagerstollen ca. 0.7 m (JO), ca. 0.9 m (NL) und ca. 0.8 m (ZNO) und für SMA-Lagerkavernen ca. 2.3 m (JO), ca. 2.7 m (NL) und ca. 2.5 m (ZNO) (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Für die Beurteilung der Ausdehnung der Auflockerungszone wird die normierte Länge des Radio­nuklid-Transportpfads im intakten Wirtgestein verwendet (95-Perzentilwert der Kennzahl RPL, «reduced path length in the intact host rock», vgl. Anhang A.7.1). Die Kennzahl RPL95% ist für alle EG und beide Lagertypen <0.7 (Kap. 5.1.1 in Nagra 2024i). Gegenüber den erforderlichen Mindest-Transport­pfad­längen verbleiben bei den vorhandenen Mächtigkeiten an Opalinuston von mindestens 100 m somit in allen EG grosse Sicherheitsmargen. Der grössere Wert beim SMA-Lager in ZNO ist auf die Lagererschliessung zurückzuführen. Die Erschliessung der SMA-Lagerkavernen erfolgt in gleicher Tiefe wie die HAA-Lagerstollen. Dadurch ist die Lagerebene nicht optimal im Opalinus­ton eingebettet (vgl. Kap. 3.2 in Nagra 2024d). Aufgrund der horizontalen Ausrichtung der SMA-Lagerkavernen ist die Länge des Radionuklid-Transportpfads für SMA in ZNO daher kürzer. Dieser Umstand wird bei der Rangfolge bei SMA aber wohlwollend nicht berücksichtigt.

Weitere Betrachtungen: Weiter wird die Auflockerungszone im Zuge der Aufsättigung nach der Ver­füllung und Versiegelung der Lagerkammern durch das Selbstabdichtungsvermögen des Opalinus­tons weitgehend abgedichtet. Deswegen hat die Auflockerungszone längerfristig nur einen geringen Einfluss auf die Barrierewirkung des Wirtgesteins (Kap. 6, 7 und 8 in Nagra 2024j).

Entsprechend wird der Indikator «Länge des Freisetzungspfads im intakten Wirtgestein» für alle EG HAA und SMA mit sehr günstig bewertet, ohne Abstufung bei der Rangfolge.

Fazit: Für alle Lagerprojekte verbleiben nach Abzug der Auflockerungszone (EDZ) sehr günstige Transportpfadlängen im intakten Wirtgestein.