Die qualitative Bewertung in SGT-Etappe 3 unterscheidet sich in der Zielsetzung und Aus­gangs­lage von früheren Etappen. Die wichtigsten Änderungen sind, dass drei Standortgebiete mit dem­selben Wirtgestein verglichen werden und die Auswahl des besten Standortgebiets je für HAA und SMA als Positivwahl getroffen wird. Weitere Möglichkeiten zur Präzisierung der Indikatoren ergeben sich insbesondere durch den vertieften Kenntnisstand und durch die standortspezifischen Lager­projekte und Systemanalysen. Die Hauptunterschiede zwischen den Etappen 2 und 3 mit Aus­wirkungen auf das indikatorbasierte Bewertungsverfahren sind in Tab. 3‑1 zusammengefasst.

Tab. 3‑1:Hauptunterschiede zwischen den SGT-Etappe 2 und 3 mit Auswirkungen auf das indikatorbasierte Bewertungsverfahren

Thema

SGT-Etappe 2

SGT-Etappe 3

Auswirkungen auf Auswahl Indikatoren in Etappe 3 (Beispiele)

Festlegung Wirtgestein für SMA-Lager

Ausgehend von 4 Wirt­gesteinen für SMA: Auswahl eines priori­tären Wirtgesteins für SMA (für HAA erfolgte die Wahl des Opalinustons als Wirtgestein bereits in SGT-Etappe 1)

Ausgangslage: Opalinuston für SMA und HAA als Wirt­gestein gesetzt

Indikatoren zur Erfassung von Eigenschaften geklüf­teter oder heterogen auf­gebauter Wirtgesteine werden in E3 nicht mehr verwendet, z. B. «Kolloide» (Nr. 16), «Homogenität des Gesteinsaufbaus» (Nr. 18), «Erfahrungen» (Nr. 40), «Natürliche Gasführung (im Wirtgestein)» (Nr. 49)

Beurteilung maximale Tiefenlage

Bevorzugte Tiefenlage der Lagerebene:

≤600 m u. T. (SMA)

≤700 m u. T. (HAA)

Tiefenlage der Lagerebene muss nicht mehr beschränkt werden. Gründe:

  • Reduktion Bandbreite felsmechanische Parameter

  • zugrunde gelegte Bauverfahren / ­Ausbau­konzepte

Die bereits in E2 durch­geführte bautechnische Risikoanalyse wird vertieft. In E3 erfolgt eine integrale Beurteilung aller bau­tech­nisch relevanten Aspekte. Folgende E2-Indikatoren werden nicht mehr einzeln beurteilt:

«Max. Tiefenlage i.H. auf bautechnische Machbarkeit» (Nr. 1), «Gesteinsfestig­keiten und Verformungs­eigen­­­schaften» (Nr. 47)

Einengung Standort­gebiete

Ausgehend von 6 bzw. 3 Standortgebieten für SMA und HAA («heterogene Kandidatenliste»): Auswahl von mind. 2 Standorten je für SMA und HAA

Ausgehend von 3 Standort­gebieten je für SMA und HAA («homogene Kandi­datenliste»): Standortwahl und RBG für SMA und HAA

Präzisierung der Indikatoren, sodass Unterschiede in EG-Eigenschaften besser sicht­bar werden («stärkere Lupe») und Fokussierung auf Indikatoren für Positiv­wahl; betrifft zahlreiche Indikatoren der KG 1 und KG 2

Datengrund­lage

Heterogene und teilweise unvollständige Datenlage (keine 3D-Seismik in JO/NL, keine Tiefbohrungen innerhalb der Stand­ortgebiete JO/NL)

Veränderte standort­spezifische Datengrundlage vorhanden

Präzisierung der Indikatoren: Feinere Differenzierung und höherer Grad an Quanti­fizierung möglich; betrifft zahlreiche Indikatoren der KG 1 und KG 2

Lager­projekte

Stufengerechte Projekt­konzepte (Detaillierungsgrad entspricht der Stufe Vor­studie in Anlehnung an SIA-Normen, mit standortspezi­fischen Baugrundmodellen und Konzepten für die Zugangs­bauwerke)

Standortspezifische Lager­projektierung (Detail­lierungs­grad entspricht der Stufe Vorprojekt in Anleh­nung an SIA-Normen)

Standortspezifische Beur­teilung der bau­technischen Eignung (bautechnische Risiko­analyse): Indikatoren der KG 4, sowie der lager­bedingten Einflüsse (Kr 2.3)

Methodik

Identifikation und Zurück­stellung von Standort­gebieten mit eindeutigen Nachteilen

Auswahl «günstigstes» Standort­gebiet je für SMA und HAA (Positivwahl)

Bei identischen «günstig­sten» Standortgebieten für SMA und HAA: Kombilager

Fokussierung auf Indika­toren für Positivwahl (keine Aggregation mehr bzgl. «entscheidrelevanter Merk­male / Indikatoren zur Identi­fizierung eindeutiger Nachteile»)

Werkzeuge für System­analysen

Vereinfachte Daten und Modelle, u. a. zur Hydro­geologie, Felsmechanik, zu lagerbedingten Einflüssen (Systemanalysen) und zum Radio­nuklidtransport

Standortspezifische Daten und (3D-) Modelle zu hydraulischen Verhältnissen, Gebirgsspannungen, Fels­mechanik, lagerbedingten Einflüssen und Hebung / Erosion, Stofffrachten (stand­ortspezifische Systemanalysen) und zum Radionuklidtransport

Präzisierung der Indikatoren: Feinere Differenzierung und höherer Grad an Quanti­fi­zierung möglich; betrifft zahlreiche Indikatoren der KG 1, KG 2 und KG 3