Das Untersuchungsprogramm der Etappe 3 hat bestätigt, dass alle Standortgebiete geeignete geologische Verhältnisse zur Realisierung eines geologischen Tiefenlagers sowohl für HAA wie auch für SMA aufweisen. Dies zeigt sich in den Ergebnissen der Sicherheitsanalysen (vgl. Kap. 4.4) und der qualitativen Bewertung (Kap. 4 und 5.2 in Nagra 2024i). In der qualitativen Bewertung zeigt sich das dahingehend, dass die Bewertungsobjekte in allen Kriterien fast ausschliesslich mit günstig und sehr günstig bewertet werden können (Fig. 5‑1).

Dies begründet sich darin, dass alle Standortgebiete einen EG aufweisen, in dem die geologische Barriere die radioaktiven Abfälle wirksam einschliesst (vgl. Kap. 4.1 in Nagra 2024i):

Alle Standortgebiete verfügen über sehr günstige räumliche Verhältnisse mit einem sehr günstigen Platzangebot untertag (Kr 1.1). Sie weisen potenzielle Lagerzonen mit einer mächtigen Schicht Opalinuston von 100 – 120 m in einer Tiefe zwischen 400 und 1'000 m auf, was sowohl aus Sicht Bau wie auch aus Sicht Langzeitsicherheit geeignet ist. Der Opalinuston wurde gleich­förmig und in kurzer Zeit abgelagert. Deshalb weist er in allen Standortgebieten einen ähnlichen Auf­bau und ähnliche geologische Eigenschaften auf. Dadurch stellt der Opalinuston in allen potenziellen Lagerzonen die diffusionsdominierte primäre Transportbarriere dar und sorgt für den lang­fristigen und sicheren Einschluss des Abfalls. Weiter gewährleistet der Opalinuston ein stabiles geochemisches (Kr 1.3) und geomechanisches Umfeld für das Tiefenlager (Kr 1.4).

Weiter tragen ober- und unterhalb der potenziellen Lagerzonen zusätzlich zum Opalinuston mächtige Pakete von Rahmengesteinen zur geologischen Barrierewirkung bei (Kr 1.1). Sie dienen mit ihren günstigen Eigenschaften als zusätzliche Transportbarrieren und erhöhen die Robustheit des Tiefenlagersystems bezüglich Langzeitsicherheit. Alle EG weisen für den langfristigen Ein­schluss der Abfälle eine sehr günstige hydraulische Barrierewirkung auf (Kr 1.2). Die Messungen aus den Tiefbohrungen belegen für alle EG sehr günstige hydraulische Eigenschaften und ein diffusionsdominiertes Transportverhalten. Dadurch kann der Transport der Radionuklide in allen EG nur äusserst langsam erfolgen. Alle potenziellen Lagerzonen halten einen genügenden Abstand zu regionalen tektonischen Elementen ein, sodass die Wirksamkeit der geologischen Barriere gegeben ist.

Dass die Eignung der geologisch-tektonischen Verhältnisse und die guten Barriereeigenschaften in den EG auch über lange Zeiträume erhalten bleiben, wird für alle Standortgebiete erwartet (vgl. Kap. 4.2 in Nagra 2024i):

Alle potenziellen Lagerzonen liegen in günstigen Situationen bezüglich Erdbebenaktivität in der Schweiz (Kr 2.1). Die EG liegen in tektonisch ruhigen Zonen mit geringer seismischer Aktivität und weisen sehr günstige Bedingungen ohne Verkarstungspotenzial auf.

Auch unter Berücksichtigung zukünftiger Erosionsprozesse bieten alle EG langfristig Schutz vor Erosion (Kr 2.2). Eine als günstig für den Erhalt der zentralen Barriereeigenschaften eingestufte Rest­überdeckung der Lagerebene kann für die wahrscheinlichsten Szenarien in allen Stand­ort­regionen innerhalb des Betrachtungszeitraums erwartet werden. Die Isolation der Abfälle wird lang­fristig erhalten bleiben, da der diffusionsdominierte Radionuklidtransport über den Betrach­tungs­zeitraum Bestand hat. Auch eine Freilegung des geologischen Tiefenlagers ist an allen drei Stand­orten während des Betrachtungszeitraums äusserst unwahrscheinlich.

Der Erhalt der Barriereeingenschaften kann auch in Anbetracht lagerbedingter Einflüsse in allen EG gewährleistet werden (Kr 2.3). Die technischen Barrieren können so konzipiert werden, dass sie mit der natürlichen Barriere sowie untereinander kompatibel und auf die jeweiligen Abfall­sorten optimiert sind. Weiter herrschen in allen EG günstige Verhältnisse zur Vermeidung von Nutzungs­konflikten mit einem geologischen Tiefenlager, da in keiner der potenziellen Lager­zonen aus heutiger Sicht wirtschaftlich nutzungswürdige Ressourcen in einem besonderen Masse vor­kommen (Kr 2.4).

Die für den sicherheitstechnischen Vergleich relevanten geologischen Eigenschaften konnten in allen potenziellen Lagerzonen zuverlässig charakterisiert werden (vgl. Kap. 4.3 in Nagra 2024i). Die Verhältnisse sind gut explorier­bar (Kr 3.2), die sehr günstige Barrierewirkung ist in allen Standortgebieten auch unter Berück­sichtigung der Charakterisierbarkeit der Transporteigenschaften im EG gegeben (Kr 3.1). Die geologischen Prozesse in der Vergangenheit sind ausreichend bekannt, um mögliche zukünftige Entwicklungen einzugrenzen (Kr 3.3).

Schliesslich ist aus bautechnischer Sicht die Eignung aller drei Standorte für den Bau, Betrieb und Verschluss eines geologischen Tiefenlagers gegeben (Kr 4.1 und 4.2, vgl. Kap. 4.4 in Nagra 2024i)). Die Lagerprojekte können in allen drei Standortgebieten entsprechend den Anforderungen realisiert werden, da in den potenziel­len Lagerzonen bautechnisch mit im Untertagebau bekannten und erprobten Mass­nahmen beherrschbare Verhältnisse vorliegen.

Aus den Nutzwertanalysen resultierende qualitative Bewertungen der 13 SGT-Kriterien für HAA und SMA

Fig. 5‑1:Aus den Nutzwertanalysen resultierende qualitative Bewertungen der 13 SGT-Kriterien für HAA und SMA

Kopie der Fig. 5-1 in Nagra (2024i).