Die Standortgebiete Jura Ost (JO), Nördlich Lägern (NL) und Zürich Nordost (ZNO) sind für den Bau eines langfristig sicheren Tiefenlagers geeignet. In Etappe 2 des Sachplanverfahrens wurde mit vorläufigen Sicherheitsanalysen nachgewiesen, dass in diesen Standortgebieten die Schutzkriterien eingehalten werden können. Grundlage sind die für den Nachweis der Langzeitsicherheit zentralen Eigenschaften der technischen und geologischen Barrieren, die in allen Standortgebieten gegeben sind.

Die für die Auswahl von NL ausschlaggebenden Eigenschaften ergaben sich aus den zu Beginn von Etappe 3 durchgeführten umfangreichen erdwissenschaftlichen Untersuchungen, welche im Herbst 2022 bei der Ankündigung der Standorte für die Ausarbeitung der Rahmenbewilligungsgesuche mit der besten Qualität, der grössten Stabilität und der grössten Flexibilität zusammengefasst wurden.

Die Standortgebiete wurden mittels 3D-Seismik, Tief- und Quartärbohrungen sowie begleitend dazu mit Feldaufnahmen vertieft untersucht.

Für die Standortwahl ausschlaggebend sind folgende Eigenschaften (Argumentenbericht gemäss pdf ENSI 33/649(1.39 MB) ) des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs (EG) in NL:

Der Sachplan definiert 13 Kriterien, welche für die Standortwahl hinsichtlich Sicherheit und technischer Machbarkeit zu bewerten sind. Bei der Standortwahl muss das beste Standortgebiet für HAA und SMA im Rahmen einer Positivwahl ausgewählt werden. Da alle Gebiete geeignet sind, geht es um die Wahl des Standortgebietes mit den grössten Sicherheitsmargen. Die qualitativen Vorteile von NL bestätigen sich im Rahmen der Bewertung der Kriterien, welche vier Kriteriengruppen zugeordnet sind.

 Eigenschaften des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs de 

DIE KRITERIEN

Die Kriterien der Gruppe 1 betreffen die Barrierewirkung des EG. Mit der Kriteriengruppe 2 wird beurteilt, wie diese Barrierewirkung über die erforderlichen Zeiträume gewährleistet bleibt und mit der Kriteriengruppe 3 wird die Zuverlässigkeit der geologischen Aussagen und Prognosen beurteilt. Die Kriteriengruppen 1 bis 3 bewerten die Wirkung der natürlichen Barriere im Standortgebiet hinsichtlich der Langzeitsicherheit, sie können durch technische Massnahmen nur beschränkt beeinflusst werden. Eine Ausnahme stellen die lagerbedingten Einflüsse dar (Kriterium 2.3), welche von der Lagerauslegung abhängen.

Die Kriteriengruppe 4 bewertet die bautechnische Eignung und damit die technische Machbarkeit. Zur Bewertung der technischen Machbarkeit wurden für jeden Lagertyp und jedes Standortgebiet beispielhafte  pdf Lagerprojekte(1.82 MB) erarbeitet und eine integrale Beurteilung der bautechnischen Eignung des Baugrunds mittels bautechnischer  pdf Risikoanalysen(4.68 MB) durchgeführt.

Diese bestätigen, dass für alle Lagerprojekte bautechnisch beherrschbare Verhältnisse vorliegen und die bautechnischen Risiken auch bei abweichenden Gebirgsverhältnissen mit im Untertagebau bekannten und erprobten Massnahmen beherrscht werden können. Der dazu erforderliche Aufwand wird in Einklang mit dem Primat der Sicherheit des Sachplanverfahrens nicht bewertet.

Da der Abstand zu den Aquiferen in NL insgesamt am grössten bzw. der EG am mächtigsten ist, ergibt sich ein qualitativer Vorteil bei der räumlichen Ausdehnung (Kriterium 1.1).

Die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der Porenwässer und des Grundwassers in den Aquiferen zeigen, dass im und um den EG in NL die geringste Grundwasserzirkulation stattfindet. Daraus ergibt sich ein qualitativer Vorteil bei der Bewertung der hydraulischen Barrierewirkung (Kriterium 1.2).

Die geologische Situation ist in der potenziellen Lagerzone von NL am einfachsten. Die Gesteine sind beispielsweise am ruhigsten gelagert. Sie weisen bis auf eine allfällige Ausnahme unterhalb des Stadlerbergs keine mit der 3D-Seismik kartierbaren Störungen auf, weshalb die räumliche Ausdehnung (Kriterium 1.1) am besten bewertet wird.

Da Veränderungen im geologischen Untergrund in der Regel dort stattfinden, wo bereits Schwachstellen vorhanden sind, ergibt sich daraus ein Vorteil bei der Beständigkeit der Standort- und Gesteinseigenschaften (Kriterium 2.1).

Die einfache Geologie ist auch ein Vorteil für die erdwissenschaftliche Erkundung und die Realisierung des Tiefenlagers insbesondere aufgrund geringerer Ungewissheiten für langfristige Prognosen und Sicherheitsanalysen. So besteht in NL auch die Chance auf zusätzliche Rahmengesteine bzw. eine grössere Sicherheitsmarge bei den unteren Rahmengesteinen (Kriterium 3.2).

Die Sicherheitsmargen in Bezug auf zukünftige Veränderungen sind in NL am grössten. Dies gilt beispielsweise für die lagerbedingten Einflüsse (Kriterium 2.3).

Beim Schutz vor Erosion gilt das sowohl bei der erwarteten zukünftigen Entwicklung (Kriterium 2.2) als auch bei ungünstigeren Annahmen (Kriterium 3.3).

DIE AUSSCHLAGGEBENDEN EIGENSCHAFTEN DER BARRIERE

Die für die Standortwahl ausschlaggebenden Eigenschaften der geologischen Barriere ergeben unabhängig vom Lagertyp klare Vorteile für NL. Aufgrund des zehnmal kürzeren Nachweiszeitraums haben für das SMA-Lager nicht alle Kriterien die gleiche Relevanz. Der grössere Schutz vor künftiger Erosion ist deshalb nicht relevant, der Erhalt der langfristigen Barriereintegrität bei steigendem Gasdruck ist dagegen von grösserer Bedeutung als beim HAA-Lager.

Bei gleicher Lagerauslegung führt die grössere Tiefenlage zu einer grösseren Sicherheitsmarge bei lagerbedingten Einflüssen (Kriterium 2.3). Negative Wechselwirkungen zwischen den beiden Lagerfeldern für HAA und SMA im Kombilager können aufgrund der grosszügigen Platzverhältnisse ausgeschlossen werden. Unabhängig vom Lagertyp weist das Standortgebiet NL aufgrund der geologischen Eigenschaften eindeutige sicherheitstechnische Vorteile für die Langzeitsicherheit auf.