Bestimmung der unfallbedingten Flugzeugabsturzhäufigkeiten am Standort der Brennelementverpackungsanlage
Nagra (2024): Bestimmung der unfallbedingten Flugzeugabsturzhäufigkeiten am Standort der Brennelementverpackungsanlage. Nagra Arbeitsbericht NAB 24-38.
Im Zuge des Rahmenbewilligungsgesuchs für die Brennelementverpackungsanlage (BEVA) am Standort Zwilag (Würenlingen, Kt. AG) ist gemäss Kernenergieverordnung (KEV) als Teil der Gesuchsunterlagen ein Sicherheitsbericht einzureichen, in welchem nach Art. 23 KEV Angaben zu den Standorteigenschaften anzugeben sind. Dies betrifft unter anderem die standortspezifischen externen Gefährdungen, wozu gemäss Richtlinie A05 des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) auch der unfallbedingte Flugzeugabsturz zählt, der in einer Analyse abzubilden und zu bewerten ist.
Zur Charakterisierung des Standortes der BEVA in Bezug auf das Potenzial der Gefährdung durch einen unfallbedingten Flugzeugabsturz werden in der vorliegenden Analyse die jährlichen Absturzhäufigkeiten von Flugzeugen jeweils für die zu untersuchenden Flugzeugkategorien sowie Gewichtskategorien gemäss den Vorgaben in ENSI-A05 ermittelt. Die Bestimmung der Absturzhäufigkeiten erfolgt für die folgenden drei Flugzeugkategorien: Verkehrsflugzeuge, strahlgetriebene Kampfflugzeuge sowie Leichtflugzeuge und Hubschrauber.
Zur Ermittlung der jährlichen unfallbedingten Absturzhäufigkeiten von Verkehrsflugzeugen werden die jährlichen Flugbewegungen der in der Nähe des Standortes befindlichen Flughäfen (d. h. Starts und Landungen) sowie die jährlichen Transitflugbewegungen in einem definierten Umkreis um den Standort zu Grunde gelegt. Die Anzahl jährlicher Flugbewegungen wird grundsätzlich unter Berücksichtigung der Schwankungen in der Vergangenheit sowie der erwarteten zukünftigen Schwankungen ermittelt. Für die Bestimmung der Flugbewegungen in Flughafennähe werden alle Flughäfen innerhalb eines Radius von 50 km um den Anlagenstandort berücksichtigt. Hinsichtlich der jährlichen Transitflugbewegungen sind alle Luftkorridore in einem Radius von 100 km um den Anlagenstandort zu betrachten. Darüber hinaus werden weitere Randbedingungen wie bspw. die mittlere Flughöhe in Flughafennähe bei Starts und Landungen sowie bei Transitflügen über dem zu betrachtenden Standort ermittelt. Die jährliche Absturzhäufigkeit von Kampfflugzeugen sowie Leichtflugzeugen und Hubschraubern wird direkt aus der Absturzstatistik dieser Flugzeugkategorien für das Gebiet der Schweiz berechnet.
Mit der beschriebenen Vorgehensweise ergibt sich gemäss den ENSI-Berechnungsvorschriften für eine normierte virtuelle Trefferfläche eine unfallbedingte Absturzhäufigkeit über alle Flugzeugkategorien von 1.24E-10 a-1m-2. Die Flugzeugkategorie Leichtflugzeuge und Hubschrauber stellt mit 88.5 % den grössten Anteil, gefolgt von den Verkehrsflugzeugen mit 8.1 % und den strahlgetriebenen Kampfflugzeugen mit 3.4 %.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen insgesamt, dass das Gefährdungspotenzial für einen unfallbedingten Flugzeugabsturz für den Standort grundsätzlich als gering eingestuft werden kann. Darüber hinaus sind die ermittelten jährlichen Absturzhäufigkeiten von Flugzeugen am Standort der BEVA vergleichbar mit denen an anderen Standorten von Kernanlagen in der Schweiz und bestätigen somit die Eignung des Standorts.