Hydrologische Verhältnisse am Standort der Brennelementverpackungsanlage

pdf NAB 24-36 Hydrologische Verhältnisse am Standort der Brennelementverpackungsanlage(10.91 MB)

 

Im Zuge des Rahmenbewilligungsgesuchs für die Brennelementverpackungsanlage (BEVA) am Standort Zwilag (Würenlingen, Kt. AG) ist gemäss Kernenergieverordnung (KEV) als Teil der Gesuchsunterlagen ein Sicherheitsbericht einzureichen, in welchem nach Art. 23 KEV Angaben zu den Standorteigenschaften anzugeben sind. Dies betrifft unter anderem die standortspezifischen externen Gefährdungen, wozu gemäss Richtlinie A05 des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats auch die hydrologische Gefährdung in Form externer Überflutung zählt, die in einer Analyse zu erfassen und zu bewerten ist.

Zur Charakterisierung des Standortes in Bezug auf das Potenzial einer externen Überflutung werden die standortspezifischen Verhältnisse sowohl quantitativ (z.B. Ermittlung von Niederschlags- und Hochwasserextremwerten) als auch qualitativ (durch Plausibilisierung anhand historischer Ereignisse) beschrieben und ausgewertet. Basis der quantitativen Ermittlungen gefährdender Ereignisse ist eine Wiederkehrperiode von 10'000 Jahren. Ein konservativer Trend infolge Klimawandel wird berücksichtigt. Folgende Gefährdungen werden in diesem Bericht behandelt:

  • Überflutung der Anlage durch Oberflächenabfluss aus dem umgebenden Einzugsgebiet, ausgelöst durch lokale Starkniederschläge
  • Überflutung der Anlage infolge Ausuferung der Aare, ausgelöst durch grossräumige Starkniederschläge und/oder durch ein Versagen relevanter wasserbaulicher Einrichtungen in der Aare ober- oder unterhalb des Anlagestandorts
  • Gravitative Gefahren, induziert durch Starkniederschläge oder als Folge extremer Abflüsse in anliegenden Flussgerinnen

Der Standort der BEVA – charakterisiert durch bestehende Kernanlagen vor Ort und in unmittelbarer Umgebung – ist seit Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen auch im Rahmen hydrologischer Gefährdungen und gilt damit als gut erfasst, untersucht und bewertet. Bei der Ermittlung der Gefährdung kann und wird daher auf bestehende Daten, Analysen und Auswertungen zurückgegriffen (beispielsweise Extremhochwasser in der Aare, Ufererosion) und durch eigene Analysen und Modellierungen (beispielsweise Oberflächenabfluss) ergänzt.

Starkniederschlagsereignisse führen zu keiner Gefährdung der Anlage. Ein möglicher Oberflächenabfluss aus der Umgebung fliesst topografisch bedingt nicht in bedeutenden Mengen zum Standort. Aufgrund der (streckenweise) erhöht liegenden Bahnlinie und der Döttingerstrasse wird der oberflächliche Abfluss aus dem oberen Einzugsgebiet auf der östlichen Ebene von Würenlingen zurückgehalten und erreicht somit den Standort nicht. Im flachen Unterwald bildet sich kaum oberflächlicher Abfluss, weil das Niederschlagswasser überwiegend versickert oder sich in Mulden akkumuliert, die bei Überlaufen nordwärts entwässern. Ausuferungen des Würenlinger Dorfbachs im Unterlauf westlich der Bahnlinie, auch infolge Verklausung der Durchlässe, gelangt ebenfalls in Retentionsmulden. Der Dorfbach mündet ausreichend nördlich des Standorts in die Aare. Durch Starkniederschläge induzierte gravitative Ereignisse wie grössere Hangrutschungen können infolge der lokalen geologischen Bedingungen ebenfalls ausgeschlossen werden; eine allfällige Oberflächenerosion ist in ihren Auswirkungen begrenzt. Gemäss der EXAR-Studie (Extremhochwasser Aare-Rhein) ist der Standort vor Hochwasser geschützt, auch bei extremen Wasserständen der Aare für Ereignisse mit einer Häufigkeit kleiner als 10-4 pro Jahr. Dies gilt auch bei kombiniertem Versagen von wasserbaulichen Einrichtungen in der Aare. Folgeanalysen der Zwilag und des PSI haben gezeigt, dass auch bei solchen Abflussszenarien im Uferbereich mit der gegenwärtigen Befestigung keine kritische laterale Erosion zu erwarten ist.

Die Ergebnisse der Analyse zeigen – zusammen mit den zahlreichen bereits bestehenden Studien – dass für den Standort keine für die Auslegung einer Kernanlage ungewöhnlichen Randbedingungen vorliegen. Der Standort ist für den Bau und Betrieb einer BEVA geeignet